Symbiotische Lebensgemeinschaften: Warum denn flüchten?
Blattläuse haben viele Feinde. Ameisen jedoch können von ihnen nicht genug bekommen - liefern die Pflanzensauger ihnen doch den schmackhaften Honigtau, den die Ameisen mit Kräften abzapfen. Damit die Melktierchen nicht davonlaufen, greifen sie indes auf perfide Tricks zurück.
Wenn im sommerlichen Garten die mühsam gezogenen Erdbeeren oder Rosenstauden mit einem schwarzen oder hellgrünen Blattlausteppich überzogen sind, ist dies für jeden Gärtner ein erschreckender Anblick. Doch was für Menschen ein Anlass zum Haareraufen ist, gibt mancher Ameisenart allen Grund zur Freude. Die Schwarze Wegameise Lasius niger beispielsweise sieht in einer Blattlauskolonie schlicht einen reich gedeckten Mittagstisch. Denn die Pflanzensauger sondern eine zuckrige Ausscheidung ab, die den Ameisen ganz hervorragend mundet. So sehr, dass der so genannte Honigtau inzwischen zum Leibgericht der hierzulande häufigsten Ameisenart geworden ist.
Alle paar Generationen gebären die Blattläuse dazu extra geflügelte Nachkommen, die vermittels der anatomischen Extraaustattung besonders gut geeignet sind, entfernte Pflanzenstängel zu erobern. Doch die Blattläuse haben ihre Rechnung ohne die Ameisen gemacht: Die knabbern ihren Melktierchen einfach die Flügel weg. Zudem sondern die Mandibeln der Hüter Sekrete aus, welche die Flügelentwicklung ihrer Schützlinge verhindern. Über den Flugweg kommt ihnen so schnell keine Blattlaus davon.
Doch Blattläuse sind auch gut zu Fuß und könnten mühelos per Pedes neue Wirtspflanzen erklimmen. In der Obhut von Ameisen jedoch bewegen sich Blattläuse auffallend träge, entdeckte der Biologe Thomas Oliver vom Imperial College London zusammen mit Kollegen. Haben möglicherweise auch hier die Ameisen ihre Mandibeln im Spiel?
Doch was löste die Trägheit der Pflanzensauger aus? Um dies zu testen, setzten die Forscher zudem einige der Läuse in Schalen, die vorab einige Schwarze Wegameisen beherbergt hatten. Auch hier verlangsamte sich der Schritt der Tiere – obwohl gar keine Ameisen mehr in ihrer Nähe waren. Ein Sekret aus den Mandibeln konnte also nicht verantwortlich sein. Irgendetwas anderes musste die Blattläuse lähmen.
Die Lösung, so vermuten Oliver und seine Kollegen, findet sich auf der Kutikula der Ameisen. Denn wie viele andere soziale Insekten kommunizieren sie mit ihren Artgenossen über bestimmte Kohlenwasserstoffe, die sich auf ihrer Körperoberfläche befinden. Hierdurch erkennen sich die Ameisen untereinander oder erhalten Informationen darüber, welche Funktion ihre Artgenossen im Staat inne haben. Die so genannten kutikularen Kohlenwasserstoffe werden aber auch auf die Umgebung übertragen – auf diese Weise markieren die Ameisen ihr Revier.
Auch die Blattläuse scheinen den Tests zufolge auf diese chemischen Pfade zu reagieren. Möglicherweise, so Oliver, fühlen sie sich durch die Markierungen besonders beschützt. Das könnte bewirken, dass sie insgesamt länger auf ihrer Wirtspflanze bleiben – und die Ameisen sie länger melken können.
Kein Wunder also, wenn die Ameise sich ihre Nahrungslieferanten möglichst warm halten will. Eifrig beschützt sie die Blattläuse vor Marienkäfer, Schwebfliegenlarve oder Blattlauslöwen – und darf dafür mit sanften Streicheleinheiten besonders viel Zuckersaft aus dem Hinterleib der Sauger pressen. Es könnte eine so wunderschöne Symbiose sein – wäre da nicht der Hang der Blattläuse, sich bei Übervölkerung oder drohender Gefahr einen neuen Futterplatz zu suchen.
Alle paar Generationen gebären die Blattläuse dazu extra geflügelte Nachkommen, die vermittels der anatomischen Extraaustattung besonders gut geeignet sind, entfernte Pflanzenstängel zu erobern. Doch die Blattläuse haben ihre Rechnung ohne die Ameisen gemacht: Die knabbern ihren Melktierchen einfach die Flügel weg. Zudem sondern die Mandibeln der Hüter Sekrete aus, welche die Flügelentwicklung ihrer Schützlinge verhindern. Über den Flugweg kommt ihnen so schnell keine Blattlaus davon.
Doch Blattläuse sind auch gut zu Fuß und könnten mühelos per Pedes neue Wirtspflanzen erklimmen. In der Obhut von Ameisen jedoch bewegen sich Blattläuse auffallend träge, entdeckte der Biologe Thomas Oliver vom Imperial College London zusammen mit Kollegen. Haben möglicherweise auch hier die Ameisen ihre Mandibeln im Spiel?
Um dies herauszufinden, züchteten Oliver und seine Kollegen zwei Jahre lang Kolonien der Schwarzen Bohnenlaus Aphis fabae Scopoli und der Erbsenlaus Acyrthosiphon pisum Harris, um sie dann in einem Labor auf ihre Laufgeschwindigkeit zu testen. Hierzu wurden mehrmals 10 oder 20 Blattläuse in Petrischalen gesetzt, in denen sich Ameisen befanden. Eine Kontrollgruppe durfte zusätzlich eine ameisenfreie Schale erkunden. Per Videoaufnahme und Computertracking wurden anschließend die Bewegungen der Blattläuse verfolgt. Und in der Tat: Waren Ameisen anwesend, sank die Geschwindigkeit der Blattläuse merklich – und damit auch der Radius, den sie auskundschaften konnten.
Doch was löste die Trägheit der Pflanzensauger aus? Um dies zu testen, setzten die Forscher zudem einige der Läuse in Schalen, die vorab einige Schwarze Wegameisen beherbergt hatten. Auch hier verlangsamte sich der Schritt der Tiere – obwohl gar keine Ameisen mehr in ihrer Nähe waren. Ein Sekret aus den Mandibeln konnte also nicht verantwortlich sein. Irgendetwas anderes musste die Blattläuse lähmen.
Die Lösung, so vermuten Oliver und seine Kollegen, findet sich auf der Kutikula der Ameisen. Denn wie viele andere soziale Insekten kommunizieren sie mit ihren Artgenossen über bestimmte Kohlenwasserstoffe, die sich auf ihrer Körperoberfläche befinden. Hierdurch erkennen sich die Ameisen untereinander oder erhalten Informationen darüber, welche Funktion ihre Artgenossen im Staat inne haben. Die so genannten kutikularen Kohlenwasserstoffe werden aber auch auf die Umgebung übertragen – auf diese Weise markieren die Ameisen ihr Revier.
Auch die Blattläuse scheinen den Tests zufolge auf diese chemischen Pfade zu reagieren. Möglicherweise, so Oliver, fühlen sie sich durch die Markierungen besonders beschützt. Das könnte bewirken, dass sie insgesamt länger auf ihrer Wirtspflanze bleiben – und die Ameisen sie länger melken können.
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