Und jetzt zum Wetter: Warum folgt Sturm auf Sturm?
Das Wetter: Die Tiefdruckautobahn kennt kein Tempolimit
Bob, Christian, Elon, Felix – und kein Ende scheint absehbar: Allenfalls von kurzen Zwischenhochphasen abgesehen jagt Tief nach Tief über Mitteleuropa hinweg. Entsprechend ungemütlich ist das Wetter momentan. Bei Temperaturen zwischen 4 und 7 Grad Celsius im Flachland fällt bis zum Wochenende vielerorts Dauerregen. Dann folgen weitere Stürme – teilweise mit Orkanböen –, die erst mildere und später wieder kühlere Luft heranführen. Dabei erfolgt ein Temperatursturz von teilweise bis zu 16 Grad Celsius am Samstag auf nur noch 2 bis 7 Grad Celsius sonntags, so dass der Regen in Schneeregen oder Schnee (in den Hochlagen) übergehen kann. Erst ab Dienstag könnte sich das Wetter zumindest in Süddeutschland etwas beruhigen.
Die Ursache: Die Westwetterlage hält sich zäh
Für Meteorologen haben Westwindwetterlagen einen gewissen Vorteil: Sie halten sich meist recht stabil über längere Zeiträume hinweg und vereinfachen damit bis zu einem bestimmten Grad die Wettervorhersage. Diese Konstellation bringt mehr oder weniger milde und stets feuchte Luft vom Atlantik nach Mitteleuropa. Wolken dominieren, und die Sonne macht sich rar. Mit kurzen Unterbrechungen beherrschen seit Winterbeginn diese Westwindwetterlagen unser Wetter, und wenig deutet darauf hin, dass sich das mittelfristig ändert. Bedingt wird die Westwindwetterlage durch tiefen Luftdruck über dem Nordatlantik und Skandinavien, denen ein ausgedehntes Hochdruckgebiet von den Azoren bis in den Mittelmeerraum gegenübersteht – genau in der Mitte dazwischen befinden wir uns.
Denn zum Druckausgleich strömen Luftmassen vom Hoch zum Tief, so dass sich deshalb bei uns eine Westströmung einstellt. Je stärker dieses Druckgefälle ausgeprägt ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ausgewachsene Stürme entwickeln. Doch ob sich wirklich gefährliche Orkane entwickeln, hänge nicht von den mittleren Druckunterschieden ab, erklärt der Deutsche Wetterdienst (DWD). Beachten müsse man vielmehr die kleinen, so genannten Randtiefs, die sich beispielsweise am Südrand des ausgedehnten – großen – Islandtiefs entwickeln und eigenständig weiterziehen können. Sie verschärfen nochmals den Luftdruckgegensatz, was orkanartige Stürme wahrscheinlicher macht, die aber schwieriger vorherzusagen sind.
Diese Situation stellt sich ab dem Freitag ein, wenn sich zuerst das Randtief "Elon" vom Atlantik nach Skandinavien bewegt, dem am Samstag Kollege "Felix" folgt. Sein prognostizierter Kerndruck von nur 945 bis 950 Hektopascal entspricht dem eines Orkantiefs ("normale" Sturmtiefs liegen bei 960 bis 980 Hektopascal), weshalb der DWD auch vor stürmischen Böen der Windstärke 8 bis 9 warnt. Auf den Gipfeln der Mittelgebirge, der Alpen und der Nordseeinseln könnten zudem orkanartige Windstöße der Stärke 11 bis 12 erreicht werden. Im weiteren Verlauf von "Felix" und dem Durchzug seiner Kaltfront Samstagnachmittag gilt dieser Warnhinweis auch für das norddeutsche Binnenland.
Doch wieso überhaupt dieser Dauerbetrieb auf der Tiefdruckautobahn? Dazu lohnt, wie so oft in den letzten Wochen, der Blick hinaus auf den Atlantik. Zum einen strömt weiterhin polare Kaltluft über das östliche Kanada zum Atlantik bei Neufundland, so dass über dem relativ warmen Meer immer neue Tiefdruckgebiete geboren werden, die anschließend nach Osten Richtung Alte Welt ziehen. Und zum anderen verbleibt die Nordatlantische Oszillation vorerst weiter in einer kräftigen positiven Phase, die mit milden und stürmischen Westlagen verbunden ist.
Die Folgen: Hochwasser droht
Letztes Wochenende traten vereinzelt die Flüsse Süddeutschlands über ihre Ufer, allerdings hielten sich die Überschwemmungen in Grenzen: Größere Schäden entstanden nicht, nur die Schifffahrt musste wie auf dem Neckar mancherorts eingestellt werden. Momentan meldet das Hochwasserportal der Bundesländer deutschlandweit nur an wenigen Stellen das Überschreiten kritischer Schwellenwerte. Mit den erwarteten Niederschlägen und dem einsetzenden Tauwetter in den Mittelgebirgen werden die Pegel im Laufe des Wochenendes allerdings wieder steigen: Bäche und Flüsse sollten also zumindest im Auge behalten werden. Dazu kommt, dass in vielen Regionen Nordwest- und Süddeutschlands die Böden wassergesättigt sind und vielfach keine weiteren Regenfälle aufnehmen können.
Immerhin drohen wohl keine größeren Sturmschäden wie durch "Kyrill" 2007 oder "Lothar" 1999, die in den Mittelgebirgen Millionen Bäume fällten. An der Nordseeküste könnte sich eine Sturmflut einstellen, bei der ein Pegelstand von bis zu zwei Meter über den normalen Hochwasserständen möglich ist – dem die Deiche allerdings locker standhalten sollten. Nur einzelne Küstenstraßen werden überschwemmt. Eine Sturmflut entsteht, wenn der Wind Wassermassen der Nordsee vor sich herschiebt und die normale Flut dadurch verstärkt. Prinzipiell solle man in den nächsten Tagen die Wälder meiden, da sicherlich gefährlicher Windbruch auftrete, so der DWD.
Die Aussichten: Kein Wintereinbruch in Sicht
Schneefreunde müssen wohl weiterhin tapfer bleiben: Weder das amerikanische noch das europäische Wettermodell favorisieren für die Zeit nach Mitte nächster Woche einen markanten Wintereinbruch: Schnee bleibt also auf Teile der höheren Mittelgebirge und die Hochlagen der Alpen beschränkt. Solange über Kanada eine Blase kalter Luft liegt, aus der permanent Kaltluftvorstöße Richtung Atlantik stattfinden, bleibt uns wahrscheinlich das bekannte Zirkulationsmuster erhalten. Die Westwindzirkulation in ihrem Lauf...
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