Wetter: Warum ist es gerade so warm?
Bis zu 16 Grad Celsius erwartet der Deutsche Wetterdienst am Wochenende in Teilen Deutschlands – da kommen eher Frühlingsgefühle als weihnachtliche Stimmung auf. Und bis über die Weihnachtsfeiertage hinaus deutet sich kein Wintereinbruch an, selbst wenn die Temperaturen zwischen den Jahren nach ersten Prognosen etwas sinken könnten. Setzt sich die milde Witterung fort, könnte ein jahrhundertealter Wärmerekord aus dem Jahr 1761 gebrochen werden. Systematische und flächendeckende Aufzeichnungen gibt es zwar erst seit 1881, doch die vorhandenen Daten vereinzelter Wetterstationen aus der Zeit seit 1761 deuten an, dass es selbst damals nicht so warm war wie in diesem Dezember.
"Schuld" daran ist eine Wetterkonstellation, die seit Monatsanfang anhält und konstant milde Luft aus Südwesten nach Mitteleuropa führt. Verursacht wird sie zum einen von der momentan ziemlich stabilen Position des Polarwirbels – ein mit Kaltluft angefülltes Höhentief, das sich im Winterhalbjahr in der Atmosphäre über dem Nordpol ausbildet und die Region mit der kältesten Luft markiert. Sein Zentrum liegt zwischen Nordkanada und Grönland, von wo es nur extrem langsam ostwärts wandert. Aus diesem Polarwirbel dringt immer wieder kalte Luft nach Süden über den warmen Nordatlantik, so dass sich durch Verwirbelung laufend neue Tiefdruckgebiete entwickeln, die Richtung Europa ziehen.
Gleichzeitig liegt über Süd- und Osteuropa ein stabiles Hoch, das die heranrauschenden Tiefs abblockt und sie über Großbritannien Richtung Skandinavien zwingt. Mitteleuropa befindet sich zwischen dem Hoch und der Tiefdruckkette auf dem Atlantik und damit beständig in einer straffen Südwestströmung, in der es wiederholt zum Vorstoß von sehr milder subtropischer Meeresluft kommt. Die feuchte Luft führt zu dichten Wolken, die nachts verhindern, dass es sich zu stark abkühlt. Etwaige Kaltluftinseln werden durch den Wind zudem permanent ausgeräumt und die Luft verwirbelt. Somit ist das die denkbar wärmste Wetterlage zu dieser Jahreszeit, so der Deutsche Wetterdienst. Das Zirkulationsmuster ist äußerst stabil und war typisch für die meisten deutlich zu milden Winter der letzten Jahre wie 2006/07, 2007/08 und 2013/14 in Deutschland.
Damit sich grundlegend etwas an diesem Wettercharakter ändert, müssten sich die Druckverhältnisse umkehren, Zum Beispiel müsste sich über Skandinavien ein Hoch etablieren, während gleichzeitig ein Tief weiter östlich von uns liegt. Durch die jeweilige Drehrichtung würde dann feuchtkalte Luft aus Nordosten herangeführt, die ergiebige Schneefälle und sinkende Temperaturen brächte – wie es im schneereichen Dezember 2010 der Fall war. Doch davon ist momentan weit und breit nichts zu sehen. Nach dem wärmsten November seit Beginn moderner Aufzeichnungen – seine Durchschnittstemperaturen lagen 3,5 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel – bleibt daher auch der Dezember auf Rekordkurs.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben