Entwicklung: Warum Kindermord Babys schneller wachsen lässt
Junge Stummelaffen entwickeln sich umso schneller, je größer die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie von einem erwachsenen Männchen in ihrem sozialen Umfeld umgebracht werden. Zu diesem Schluss kommt eine Arbeitsgruppe um Iulia Bădescu von der University of Toronto nach einer langjährigen Beobachtungskampagne in Ghana. Die Entwicklungsgeschwindigkeit des Nachwuchses bestimmte die Wissenschaftlerin anhand von zwei Farbwechseln im Fell der Tiere. In den neun Gruppen, die die Forscherin und ihr Team beobachteten, war die Wahrscheinlichkeit eines Kindesmords in Gruppen mit mehreren Männchen am höchsten – und der Nachwuchs jener Gruppe bekam auch am schnellsten das Erwachsenen-Fell.
Infantizid, also das Töten von Babys der eigenen Art, ist im Tierreich weit verbreitet. Männchen töten den Nachwuchs anderer Männchen, damit die Mütter schneller wieder empfängnisbereit werden – oder auch um die Futterkonkurrenz für den eigenen Nachwuchs zu verringern. Entsprechend war in der Studie die Wahrscheinlichkeit für Infantizid in Gruppen mit hoher Konkurrenz zwischen Männchen am höchsten. Weibchen und ihr Nachwuchs haben verschiedene Strategien, mit der Bedrohung umzugehen. Bădescu vermutet, dass die Stummelaffen-Mütter in den gefährlichsten Gruppen mehr Stresshormone in der Milch haben, was wiederum eine schnellere Entwicklung begünstigt. Es sei aber auch möglich, dass die Entwicklung durch Verhaltenseinflüsse der Mutter beschleunigt wird oder vom Baby selbst. Wahrscheinlich seien mehrere Faktoren im Spiel, so Bădescu.
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