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Psychologie: Warum Neugier manchmal weh tut

Neugier verleitet uns bisweilen dazu, sehenden Auges ins Verderben zu rennen. Forscher haben nun untersucht, was unser Interesse ganz besonders weckt - und warum.
Eine Katze blickt über die Kante eines Tisches, auf dem frisch geschnittene Wurst liegt

Es ist kein Geheimnis: Neugier kann uns manchmal dazu verleiten, wirklich dumme Dinge zu tun. Selbst wenn wir wissen, dass die Konsequenzen unangenehm sein können, lassen wir uns häufig doch in Versuchung führen. Wissenschaftler um Bowen Ruan von der University of Wisconsin-Madison vermuten: Das hängt vor allem damit zusammen, dass wir Ungewissheit nicht ertragen können. Je weniger wir wissen, was uns erwartet, desto dringender das Bedürfnis nachzusehen – egal um welchen Preis!

Ihre These überprüften die Forscher gleich in mehreren Experimenten. In einem davon führten sie beispielsweise 54 Studenten in einen Raum mit einem Tisch, auf dem mehrere Elektroschockstifte lagen, die demjenigen, der sie drückte, einen leichten Stromschlag verpassten. Die Forscher erklärten den Probanden, die Stifte seien von einem anderen Versuch dort liegen geblieben und baten, kurz bis zum Beginn des eigentlichen Experiments zu warten – dabei war dies natürlich das "eigentliche" Experiment: Ruan und sein Team beobachteten heimlich, was die Versuchsteilnehmer mit den Stiften anstellten, während sie warteten. Bei manchen Stiften fehlte zudem die Batterie, sie übertrugen also gar keinen Elektroschock. Für eine Hälfte der Teilnehmer waren die Stifte mit einem entsprechenden Aufkleber gekennzeichnet, andere Probanden wurden im Unklaren gelassen, welcher Stift funktionierte und welcher nicht.

Im Ergebnis stellten die Forscher fest, dass kaum ein Teilnehmer sich beherrschen konnte, die Stifte nicht auszuprobieren. Jene Probanden, die keine Ahnung hatten, welcher Stift schmerzhafte Folgen mit sich bringen würde, drückten aber deutlich mehr Stifte als der Rest. Dieser Effekt zeigte sich auch bei einem ähnlichen Versuch, in dem die Forscher allen Teilnehmern jeweils zehn gekennzeichnete und zehn unmarkierte Stifte vorlegten: Auch hier übten die Stifte, bei denen die Konsequenzen ungewiss waren, einen größeren Reiz auf die Teilnehmer aus. Für die Forscher ist dies ein eindeutiger Beweis dafür, dass Neugier nicht nur ein Segen, sondern auch ein Fluch sein kann: nämlich dann, wenn sie uns dazu verleitet, sämtliche Vernunft über Bord zu werfen, um an fehlende Informationen zu gelangen.

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