Schwarze Witwe : Warum Spinnenmännchen mit der Abrissbirne kommen
Obwohl sie dafür bekannt sind, nach der Paarung schon mal das eine oder andere Männchen zu verzehren, sind weibliche Schwarze Witwen durchaus umworben: Bis zu 40 männliche Spinnen können pro Nacht vor dem Netz eines einzigen Weibchens auftauchen, um sich als potenzielle Partner anzubieten. Hat ein Männchen schließlich Erfolg, legt es allerdings ein Verhalten an den Tag, das Forschern bisher Rätsel aufgab: Während es das Weibchen umwirbt, zerstört es auch gleichzeitig dessen Netz und wickelt die herausgetrennten Stücke in seine eigenen Spinnenfäden ein. Wissenschaftler um Catherine Scott von der Simon Fraser University of Canada haben nun herausgefunden, dass die Männchen dies offenbar tun, um Rivalen abzuschrecken.
Scott und ihr Team ließen mehrere weibliche Westliche Schwarze Witwen (Latrodectus hesperus) im Labor in Käfigen ihre Netze spinnen. Anschließend platzierten sie die Käfige in der freien Wildbahn und beobachteten, wie die Spinnenmännchen darauf reagierten. Dabei stellten sie fest, dass Netze, die sie zuvor durch andere männliche Schwarze Witwen hatten ramponieren lassen, rund zwei Drittel weniger potenzielle Partner anzogen. Bei solchen Netzen, die die Forscher selbst mit Hilfe von Scheren zerstörten, zeigte sich aber interessanterweise kein Unterschied. "Was auch immer die Männchen mit den Netzen machen, sie tun mehr, als einfach nur einen Teil der Spinnenseide zu entfernen", so Scott.
Die Spinnenseide von weiblichen Schwarzen Witwen enthält verschiedene Pheromone, die es den Tieren ermöglichen, über ihre Netze zu kommunizieren. So können Männchen etwa mit Hilfe dieser Botenstoffe Alter, Paarungsgeschichte und Appetit eines Weibchens erfassen. Scott hält es daher für denkbar, dass diese Pheromone vielleicht an bestimmten Stellen des Netzes konzentriert sind und die männlichen Spinnen genau diese Bereiche gezielt zerstören. Damit können andere Männchen die Botenstoffe nicht mehr aufnehmen, was Netz und Spinne weniger attraktiv für sie macht. Möglicherweise überlagern die erfolgreichen Männchen die Botenstoffe der Spinnenweibchen aber auch mit ihren eigenen Pheromonen.
Die Weibchen scheint die Verwüstung ihres Netzes im Übrigen nicht zu stören. Das könnte ebenfalls mit der abschreckenden Wirkung zu tun haben, vermutet die Wissenschaftlerin. Denn weibliche Schwarze Witwen brauchen nur ein Männchen, um alle ihre Eier zu befruchten. Sind sie mit der Paarung durch, werden sie in ihrem ramponierten Netz immerhin nicht mehr von anderen Anwärtern belästigt.
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