Direkt zum Inhalt

Tropenkrankheit: Warum überträgt nicht jede Mücke Malaria?

Ein Erbgutvergleich soll enthüllen, warum nicht jede Mücke in Afrika als Malaria-Überträger taugt. Die Resultate geben eine vielschichtige Antwort.
Anopheles stephensi

Stechmücken der Gattung Anopheles sind als Überträger der Malaria derart gefürchtet, dass sie gelegentlich als die tödlichsten Tiere überhaupt eingestuft werden. Immerhin sterben an der gefährlichsten Tropenkrankheit deutlich mehr als eine halbe Millionen Menschen jährlich. Allerdings ist Mücke nicht gleich Mücke: Nur rund 60 der 400 Anopheles-Arten überträgt die Plasmodium-Parasiten. Dafür sind auch die unterschiedlichen Gene der Tiere verantwortlich, spekulieren Forscher – und machten sich auf die Suche nach genetischen Ursachen, die eine Mücke zum Parasitenüberträger machen kann.

Dazu verglich ein internationales Team von Wissenschaftlern in zwei Studien nun das Erbgut von insgesamt 16 Anopheles-Stechmücken sowie einer Taufliege als Außenseiter. Dabei zeigte sich zunächst, dass Anopheles eine Art Schnellkochtopf der genetischen Evolutionsprozesse ist: In der Gattung verändern sich Gene rund fünfmal schneller als etwa in Taufliegen. Das gibt Selektionsprozessen mehr Material; aus einer rascher entstehenden großen Bandbreite von genetischen Varianten werden sich in kürzerer Zeit besser an die Bedingungen angepasste Formen durchsetzen. Zudem tauschen die Arten Gene untereinander aus: der als Introgression bezeichnete Prozess sorgt dafür, dass der Genpool einer Art rasch den einer zweiten beeinflusst wird. So verändert sich das Erbgut viel schneller als durch bloße Mutation. All dies sorgt dafür, dass sich zum Beispiel Resistenzen gegenüber Insektiziden rasch auch zwischen Arten verbreiten – oder auch Resistenz- oder Toleranzgene der Mücke gegen den Malariaparasiten.

Was Anopheles-Arten zum gefährlichen Malaria-Vektor macht, ist auch nach der Vergleichsstudie allerdings weniger eindeutig: Offenbar müssen viele genetische Faktoren sich dabei ergänzen. So spielen offenbar Gene eine Rolle, die für bestimmte Inhaltsstoffe im Speichel kodieren; aber auch Immungene, die den Blutsauger gegenüber den Parasiten robust machen. Zudem sei aber wohl auch gene wichtig, die ökologische und verhaltenspezifische Eigenschaften beeinflussen und – zum Beispiel – den Top-Überträger Anopheles gambiae befähigen, in bestimmten Malariagebieten Afrikas besser zu überleben und schneller zu brüten als Konkurrenten.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.