Melatonin-Produktion: Warum uns selbst Kerzenlicht den Schlaf rauben kann
Ob Licht am Abend den Schlaf stört, hängt möglicherweise stärker von der Person ab als bisher vermutet. Das berichtet ein Forscherteam um Andrew J. K. Phillips von der Monash University in Melbourne nach Tests mit 55 jungen Erwachsenen. Die Wissenschaftler untersuchten bei jedem von ihnen, wie stark elektronische Beleuchtung in den Abendstunden die Produktion des »Schlafhormons« Melatonin hemmte.
Schon länger ist bekannt, dass es hier einen deutlichen Zusammenhang mit der Beleuchtungsstärke gibt: Wer sich abends stundenlang hellem Licht aussetzt, erschwert die körpereigene Produktion von Melatonin. Und da das Hormon der inneren Uhr den Beginn der Nacht signalisiert, wird man so zuweilen erst später müde. Insbesondere blaues Licht steht seit Längerem im Verdacht, einen starken Effekt zu haben.
Das Team um Phillips konzentrierte sich in seiner Untersuchung auf einen anderen Aspekt: In bisherigen Studien seien die Unterschiede zwischen einzelnen Menschen nur unzureichend untersucht worden, schreiben die Wissenschaftler im Fachmagazin »PNAS«. Sie setzten ihre Testpersonen daher über mehrere Wochen jeweils abends fünf Stunden lang unterschiedlich starkem Licht aus. Stündlich sammelten die Chronobiologen dabei Speichelproben, mit denen sich das Melatoninlevel rekonstruieren ließ.
Die Versuchsteilnehmer reagierten zum Teil extrem unterschiedlich: Bei einem besonders empfindlichen Probanden hätten bereits sechs Lux (die Beleuchtungsstärke mehrerer Kerzen) ausgereicht, um den Melatoninspiegel zu halbieren, berichten die Forscher. Bei einer anderen Person waren dafür ganze 350 Lux nötig (helle Bürobeleuchtung).
Im Durchschnitt halbierte sich die Melatoninproduktion, wenn die Probanden in den vier Stunden nach Sonnenuntergang 25 Lux ausgesetzt waren, was schwacher abendlicher Zimmerbeleuchtung entspricht. Die Forscher untersuchten zwar nicht, ob die Probanden auch später einschliefen. Frühere Studien legen jedoch nahe, dass es hier – je nach Person – einen deutlichen Zusammenhang mit der Melatoninausschüttung gibt.
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