Und jetzt zum Wetter: Die Tücken der Wettervorhersage
Das Wetter: Die Achterbahn rast nach oben
Nachdem die letzten beiden Wochenenden eher unterkühlt ins Wasser fielen, naht nun lupenreines Frühlingswetter: Ein Hoch über Skandinavien widerlegt, dass das Wetter immer zum Wochenende schlecht werden soll. Die Rückkehr des Frühlings macht sich bereits ab Mittwoch deutlich bemerkbar, zwischen dem Hoch im Norden und einem Tief über dem westlichen Mittelmeer strömt bislang aber noch ziemlich kühle, dafür aber auch trockene Luft zu uns. Ganz störungsfrei verläuft diese Wetterbesserung allerdings nicht, denn zumindest am Donnerstag sind im Küstenumfeld und im Südwesten noch dichtere Wolkenfelder vorhergesagt. Niederschläge halten sich jedoch in Grenzen. Doch dann heißt es: Wochenend und Sonnenschein!
Die Ursache: Das Skandinavienhoch dehnt sich aus
Gegenwärtig breitet sich ein Skandinavienhoch von Norden her nach Deutschland und später sogar bis zum Balkan aus. Typischerweise dreht sich ein Hoch im Uhrzeigersinn, weshalb es zuerst noch recht kühle Luft heranschleppt, doch wandelt sich die Windrichtung mit der Ausdehnung des Hochs in den nächsten Tagen auf Südost: Es zapft warme Luftmassen im Südosten an und führt sie nach Mitteleuropa. Kennzeichnend für ein Hochdruckgebiet sind auch absteigende Luftmassen: Sie dehnen sich dabei aus, erwärmen sich und verlieren relativ an Luftfeuchte – Wolken lösen sich also in der Regel auf. Die Sonne kann also ungehindert einstrahlen, und die Temperaturen steigen an diesem Wochenende so gebietsweise wieder über 20 Grad Celsius. Erst zum Montag verliert das Hoch an Einfluss.
Die Folgen: Sonnenschein pur – und erhöhte Waldbrandgefahr
Die Trockenheit der letzten Wochen wurde durch die Niederschläge des letzten Wochenendes etwas abgemildert. Dennoch fiel im März bislang in weiten Teilen Deutschlands viel zu wenig Regen: Manche Stationen melden nur 15 bis 25 Prozent des langjährigen Durchschnitts, und in den nächsten Tagen kommt hier kaum mehr etwas hinzu. Noch sind die Böden ausreichend mit Wasser versorgtt, dennoch wächst bis Sonntag bundesweit und vor allem in Teilen Ostdeutschlands sowie Bayerns die Waldbrandgefahr. Der schnee- und regenarme Winter beeinträchtigt zudem die Schifffahrt: Niedrigwasser wird von der Donau vermeldet. Die Landwirte jubeln dagegen, zumindest so lange ihre Krume ausreichend Feuchtigkeit vorrätig hält: Ihr Wintergetreide entwickelte sich bislang gut, Trockenheit und kalte Nächte verhindern Pilzbefall. Insgesamt ist die Pflanzenwelt um Wochen ihrer normalen Entwicklung voraus und bekommt nun einen weiteren Schub. Erste optimistische Schätzungen gehen daher von einer überdurchschnittlichen Ernte aus.
Die Aussichten: Welcher Wettervorhersage kann man trauen?
Ab Dienstag gehen die Wettermodelle auseinander. Während die europäische Simulation große Teile Deutschlands erneut unter gutem Hochdruckeinfluss sieht, kommt der kanadische Wetterdienst zu zunehmend tiefem Luftdruck, aber weiterhin milden Temperaturen. Und bei den US-amerikanischen Berechnungen gelangt Ostdeutschland in den Einflussbereich einer stärkeren Nordströmung mit arktischen Luftmassen. Gleichzeitig beschert uns bei dieser Variante ein Tief zwischen dem Atlantik und dem Mittelmeer schlechteres Wetter im Süden. Die Folge wäre eine Grenzwetterlage quer über Deutschland mit einem feuchtmilden Südwesten und einem trockenerem, aber kälterem Nordwesten. An der Grenze selbst dürfte es dann stärker regnen.
Welcher dieser Vorhersagen kann man am ehesten "trauen"? Prinzipiell werten die Meteorologen wie beim Deutschen Wetterdienst (DWD) verschiedene Wettermodelle aus, etwa des europäischen, des US-amerikanischen oder des britischen Wetterdiensts, die alle ihre Stärken und Schwächen haben. Einer ihrer wesentlichen Unterschiede ist die räumliche und vertikale Auflösung, die sich in den einzelnen Simulationen zum Teil deutlich unterscheidet und zu entsprechenden Abweichungen führt. Eine höhere horizontale Auflösung etwa bildet das Gelände besser ab: Es erfasst also detaillierter, ob und wie viel es an einem Mittelgebirge oder den Alpen regnet oder wie die Landschaft die Zugbahn von Tiefdruckgebieten steuert. Eine höhere vertikale Auflösung hingegen hilft, Konvektionsvorgänge besser zu simulieren, also unter anderem Situationen, in denen warme Luft auf kalte aufgleitet – was für Niederschlagsprognosen wichtig ist.
Daneben werten und gewichten die einzelnen Modelle Faktoren wie Strahlungshaushalt oder Wärmeflüsse unterschiedlich. Das macht sich in der Vorhersage bei der Wolkenbedeckung und schließlich bei den Temperaturen bemerkbar. Deshalb simuliert das US-amerikanische GFS-Modell die Temperaturen im Winter zu niedrig und im Sommer meist zu hoch. Bei Windböen geben das GME-Modell des DWD und wiederum das GFS häufig deutlich zu starke Werte wieder, während das europäische ECMWF sie schwächer prognostiziert. Und schließlich beeinflussen auch noch die verwendeten Datenmengen – unter anderem Beobachtungen von Stationen, Satelliten oder Flugzeugen – die Vorhersagegüte und die Geschwindigkeit, mit der die Prognosen erstellt werden. Der Europäische Wetterdienst baut mehr Daten ein als der DWD, was länger dauert, während das deutsche Modell schneller zu einer Aussage kommt. Dafür schwächelt es beim weiteren Verlauf des Wetters. Je nach Ziel hat also das eine wie das andere Modell seine Vorteile.
Bei mittelfristigen Prognosen hat momentan das ECMWF-Modell der Europäer eindeutig seine Nase vorn und liefert die besten Vorhersagen. Und das sieht bis Mittwoch oder sogar Donnerstag trockenes und warmes Wetter für uns vor. Wollen wir ihm also glauben.
Die Informationen zu den Wettermodellen und Wettervorhersagen stammen von Lars Kirchhübel, Diplom-Meteorologe vom Deutscher Wetterdienst.
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