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Heuschnupfen: Praktische Tipps für Pollengeplagte

Viele Allergiker fühlen sich Pollen schutzlos ausgeliefert. Doch es gibt Tipps, wie man gut durch die Saison kommt – und sich auf die nächste besser vorbereitet.
Ein Mann im Park hat offenbar eine Pollenallergie und schnäuzt in ein Taschentuch.
Die Anzahl der Allergiker ist seit den 1970er Jahren in Deutschland stark gewachsen, in den letzten zehn Jahren steigt die Zahl auf einem hohen Niveau weiter leicht an. Weltweit leiden immer mehr Menschen besonders an Heuschnupfen und Asthma.

Der Großteil der Menschen in Deutschland freut sich im Frühjahr über die wärmeren Temperaturen und die wieder erwachende Natur. Nicht so die meisten Heuschnupfenallergiker: Sie würden sich wohl lieber verkriechen, um der damit einhergehenden geballten Ladung Pollen aus dem Weg zu gehen. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, seine Beschwerden zu lindern und möglicherweise sogar neuen Allergien vorzubeugen – die besten Tipps in Kürze:

Die Diagnose ist der erste Schritt

Der allergische Schnupfen äußert sich typischerweise durch eine laufende Nase mit Juckreiz und Niesen. Falls noch nicht erfolgt, klären Sie zunächst, welche Allergie genau vorliegt. Erst dann ist eine effektive Behandlung möglich. Nehmen Sie auch leichtere Beschwerden ernst, da eine Allergie sich im Laufe der Zeit verschlimmern kann. Leiden Sie nicht nur unter Beschwerden im Nasen-Rachen-Raum, sondern zudem unter Atemproblemen, Atemnebengeräuschen und Husten, hat sich womöglich ein allergisches Asthma entwickelt. Spüren Sie von Jahr zu Jahr eine Verschlechterung der Symptome oder dauern diese bereits mehrere Wochen pro Jahr an, sollten Sie erneut einen Allergologen oder eine Allergologin aufsuchen.

Themenwoche: »Allergien – Wenn der Körper überreagiert«

Die Nase läuft, die Haut juckt und im schlimmsten Fall droht der Schock: In Deutschland leiden mittlerweile rund 30 Prozent der Menschen zumindest zeitweise unter Allergien. Sie müssen die Natur meiden, wenn die Pollen fliegen, oder aufpassen, welche Nahrungsmittel sie zu sich nehmen. Doch warum reagieren manche Menschen überhaupt allergisch auf Nüsse, Federn oder Pollen? Und welche Möglichkeiten gibt es, die lästigen Symptome zu lindern oder gar loszuwerden? Unsere Themenwoche über die Volkskrankheit Allergie.

  1. Allergien: Warum eigentlich harmlose Stoffe bedrohlich werden
  2. Allergie: Wenn die Pollen stärker fliegen
  3. Heuschnupfen: Praktische Tipps für Pollengeplagte
  4. Lebensmittelallergien: Mit Vorsicht genießen
  5. Haustierallergien: Wann Hund und Katze zum Risiko werden
  6. Haustier trotz Allergie: Kann eine Hyposensibilisierung helfen?

Den Kontakt reduzieren

Die erste und naheliegendste Maßnahme ist, gar nicht (oder so wenig wie möglich) mit dem Allergen in Berührung zu kommen. Informieren Sie sich regelmäßig über den aktuellen Pollenflug, um zu wissen, welche Allergene gerade in der Luft sind. Die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst misst mit Hilfe von Pollenfallen die Allergenbelastung an etwa 40 Orten in Deutschland. Auch verschiedene Apps bieten die Möglichkeit einer individuellen Pollenvorhersage an.

Ist eine besonders hohe Konzentration an Allergenen zu erwarten, sollten Sie auf unnötige Aufenthalte im Freien verzichten und die Fenster geschlossen halten. Dabei gilt meist: In ländlichen Gebieten ist die Pollenkonzentration frühmorgens zwischen vier und sechs Uhr am höchsten. Demnach sollten Aktivitäten und das Lüften der Wohnung eher auf den Nachmittag, den Abend oder die Nacht gelegt werden. In der Stadt hingegen fliegen die Pollen vor allem in den Abendstunden, während die Konzentration morgens geringer ist. Installieren Sie Pollenschutzgitter vor den Fenstern und einen Luftreiniger.

Auch kleine Verhaltensänderungen können helfen: Reinigen Sie Ihre Kleidung und Bettwäsche häufiger, trocknen Sie Ihre Wäsche nicht im Freien und waschen Sie abends die Haare, so dass Sie eine geringere Pollenbelastung während des Schlafens haben. Wenn möglich, könnten Sie in Zeiten mit viel Pollenflug entsprechend Urlaub planen und beispielsweise in eine Küstenregion verreisen. Bei Empfehlungen zur Kontaktvermeidung herrscht zwar weitgehend Einigkeit unter den Fachleuten und in der klinischen Erfahrung haben sie sich als nützlich erwiesen – wissenschaftliche Studien gibt es darüber allerdings nicht.

Spezifische Immuntherapie

Wenn Sie das Problem an der Wurzel packen wollen, hilft eine spezifische Immuntherapie oder Hyposensibilisierung: Entscheiden Sie sich hierfür, werden Sie mit Extrakten der Allergene behandelt, die Ihre Symptome hervorrufen. So gewöhnt sich der Körper allmählich daran und reagiert weniger oder bestenfalls gar nicht mehr auf sie. Eine solche Behandlung beginnt mit geringen Mengen, die nach und nach erhöht werden. Die höchste Dosis muss dann etwa drei bis fünf Jahre lang regelmäßig verabreicht werden. Das geht entweder mit einer Spritze unter die Haut oder als Tablette oder Lösung unter die Zunge.

Beide Methoden sind bei Heuschnupfen und bei allergischem Asthma wirkungsvoll, haben aber auch Nachteile: Neben der Dauer der Behandlung und den vielen Arztbesuchen besteht immer das Risiko, dass der Körper doch auf die Reizung reagiert. Dennoch ist die spezifische Immuntherapie die Methode der Wahl, um dauerhaft allergische Reaktionen zu vermeiden. Im Idealfall bräuchten Sie zudem weniger oder keine anderen Medikamente zur Behandlung der Symptome und würden der Entstehung neuer Allergien vorbeugen. Sie leiden unter mehr als einem Auslöser? Dann müssen Sie abwägen: Die Europäischen Leitlinien sehen vor, dass nur das schwerwiegendste Allergen behandelt wird. Falls doch mehrere Extrakte verwendet werden, sollte möglichst mindestens eine halbe Stunde zwischen den Spritzen liegen und unterschiedliche Stellen für die Injektionen genutzt werden.

Antikörpertherapie

Sollte eine herkömmliche Therapie bei Ihnen nicht anschlagen, könnten im Labor hergestellte spezifische Antikörper eine weitere Möglichkeit für Sie sein. Eine Schlüsselrolle in der allergischen Reaktion spielt das Protein Immunglobulin E (IgE). Es wird bei allergischen Reaktionen vermehrt ausgeschüttet.

Bei einer so genannten Anti-IgE-Therapie macht man sich zu Nutze, dass der Antikörper Omalizumab an IgEs binden und sie neutralisieren kann. Die IgEs können dann nicht mehr an Rezeptoren auf der Oberfläche von Immunzellen andocken. So blockiert dieser Wirkstoff letztendlich die allergische Reaktion. Ein weiterer Antikörper, Dupilumab, greift in die Entzündungsreaktion der Zellen ein. Beide Mittel haben eine Zulassung bei schwerem allergischem Asthma und manchen allergischen Entzündungen, werden teils aber auch im so genannten Off-Label-Use für Anwendungen genutzt, für die sie (noch) nicht zugelassen sind. Sie werden zudem als Zusatz bei spezifischen Immuntherapien getestet, um die Hyposensibilisierung auf bestimmte Allergene zu unterstützen. Entscheiden Sie sich in Absprache mit Ihrem Arzt für die Therapie, wird Ihnen das entsprechende Mittel in zwei- bis vierwöchigen Abständen unter die Haut gespritzt. Wie häufig und in welcher Dosis die Anwendung genau erfolgt, ist abhängig von Ihrer IgE-Konzentration und Ihrem Körpergewicht.

Antihistaminika

Um leichtere Beschwerden zu lindern, können Sie Antihistaminika einnehmen. Histamin ist ein Hormon in verschiedenen Geweben, das für die allergischen Reaktionen von großer Bedeutung ist. Die Antihistaminika sorgen dafür, dass das Hormon nicht mehr so effizient wirken kann, weil sie seine Andockstellen blockieren. So werden die Symptome vermindert – die allergische Erkrankung an sich bleibt allerdings bestehen. Es gibt verschiedene Präparate, die entweder im ganzen Körper (Tabletten) oder lokal (Nasenspray, Augentropfen) ansetzen und täglich eingenommen werden müssen.

Der Begriff Antihistaminika steht dabei für eine Reihe von Substanzen, die auf das Hormon wirken, sich aber dennoch unterscheiden und nicht alle gleich geeignet sind. Besonders die älteren Wirkstoffe machen müde, müssen also mit Vorsicht eingenommen werden. Das kommt bei den neueren Präparaten seltener vor, jedoch gibt es je nach Substanz verschiedene Nebenwirkungen. Daher sollten Sie genau mit dem Allergologen oder der Allergologin besprechen, welches Medikament für Sie sinnvoll ist.

Kortisonpräparate

Wenn Sie nur unter leichten Symptomen an wenigen Tagen im Jahr leiden, genügen meist antiallergische Medikamente. Haben Sie allerdings stärkere Beschwerden, sind kortisonhaltige Präparate sehr wirksam. Eine andere Bezeichnung für Kortison ist »Glukokortikoide«. Das sind künstliche Nachbauten des Hormons Kortisol, das im Körper viele Prozesse reguliert. In höheren Konzentrationen hemmen Glukokortikoide Entzündungen und unterdrücken die Immunantwort.

Allerdings können sie auch einige Nebenwirkungen haben, weil sie je nach Art der Anwendung ungerichtet auf den ganzen Körper wirken können – das kann von psychischen Problemen über Bluthochdruck bis hin zu Knochenschwund reichen, besonders bei einer langfristigen Einnahme. Die größte Gefahr von Nebenwirkungen besteht, wenn Sie kortisonhaltige Tabletten oder Injektionen erhalten, da sie systemisch wirken. Eine geringere Gefahr besteht bei eher lokal wirkenden Mitteln wie Augentropfen und inhalativen Glukokortikoiden, die es als Dosieraerosole, Pulverinhalate oder als Lösungen zur Anwendung mit Verneblern gibt. Glukokortikoid-Nasensprays lassen die Nasenschleimhaut abschwellen, so dass sich Symptome wie Niesen, Juckreiz und erschwerte Atmung bessern.

Wichtig zu wissen ist, dass Kortisonpräparate nicht sofort wirken, sondern oft erst einige Stunden oder sogar Tage nach der Anwendung. Eine schnelle Linderung können Sie sich davon also nicht versprechen. Ein gezielter und regelmäßiger Einsatz von neueren Wirkstoffen kann aber bei ausgeprägten Beschwerden trotzdem sinnvoll sein, wenn Sie die Risiken sorgfältig abwägen – am besten im Gespräch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

Alternative Medikamente

Es gibt weitere Medikamente, welche die Symptome von Allergien vermindern und die in besonderen Situationen eingesetzt werden können. Cromone als Nasenspray oder Augentropfen etwa eignen sich für Kinder oder Schwangere, weil sie gut verträglich sind und nicht auf das ganze System wirken. Sie hemmen die Ausschüttung von Histamin aus Mastzellen, die Teil der Immunabwehr sind, wobei der genaue Mechanismus bisher nicht bekannt ist. Ihre Wirkung setzt jedoch erst nach mehreren Tagen ein und hält nicht lange an. Sie müssen daher vor Einsetzen der Beschwerden eingenommen und mehrfach am Tag angewandt werden.

Für Kinder und Jugendliche sind außerdem Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten in Tablettenform eine Möglichkeit. Sie besetzen die Andockstellen von Leukotrienen, entzündungsfördernden Botenstoffen, und verringern so allergische Symptome.

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