Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Was bietet der Himmel in der zweiten Dezemberhälfte?
Pünktlich zu Weihnachten besucht uns ein neuer heller Komet. Sein Name ist C/2014 Q2 Lovejoy. Es ist schon der zweite Schweifstern mit dem Namen Lovejoy, der in diesem Jahr zu sehen ist. Der erste war C/2013 R1. Der neue Komet ist gerade dabei, auf einer Bahn zwischen Mars und Jupiter die Ekliptik unseres Sonnensystems zu durchqueren.
Komet Lovejoy wird zum Jahreswechsel hin immer höher über dem Südhorizont zu sehen sein. Aktuelle konservative Helligkeitsschätzungen gehen von einer maximalen Helligkeit von 6 mag bei seinem Perihel etwa am 10. Januar 2015 aus. Aber wie das mit Kometen so ist, wirklich vorhersagen, was tatsächlich passieren wird, kann niemand. Zu Heiligabend sollte der Schweifstern etwa 7 mag hell sein und gegen Mitternacht knapp über dem Südhorizont stehen. Er bietet somit eine gute Gelegenheit, frisch ausgepackte Weihnachtsgeschenke auszuprobieren …
Etwas früher am gleichen Abend lässt sich Venus als Abendstern bewundern. Ihr Winkelabstand zur Sonne wird nun immer größer, bis sie abends kaum zu übersehen ist.
Am 22. Dezember ist Neumond, so dass schwache Objekte besser und helle Objekte in ihrer ganzen Pracht zu sehen sind. Da die Wintersternbilder jetzt hoch genug stehen und die Bedingungen passen, sollten Sie auf jeden Fall einen Blick in Richtung Orion werfen. Dieses Sternbild ist am Winterhimmel sehr markant, denn es besteht aus vielen hellen Sternen. Das Schwert des Orion beherbergt den großen Orionnebel (Messier 42/43). Dieser galaktische Nebel aus Gas und Staub ist eine Geburtsstätte neuer Sterne und Sonnensysteme und mit rund 4 mag das hellste Deep-Sky-Objekt am gesamten Nachthimmel. Schon in kleinen Teleskopen können Sie das so genannte Trapez und das helle Kerngebiet des Nebels erkennen. Es befindet sich im Herzen des Nebels. Mit etwas größeren Öffnungen treten immer mehr Ausläufer des Nebels hervor.
Ab einem Teleskopdurchmesser von 35 Zentimetern offenbart der Nebel dem Beobachter sogar seine Farben, ein extrem seltener Anblick bei Himmelsobjekten. Nur einige wenige kompakte Planetarische Nebel zeigen auch eine leichte Grünfärbung. Besonders interessant finde ich dabei die "Schwingen" des Orionnebels, die dunkelrot erscheinen.
Neben dem Orionnebel ist die Galaxie Messier 77 ein schönes Ziel für Beobachter außerhalb der Stadt. Die Galaxie steht schon zum frühen Abend hoch über dem Südhorizont im Sternbild Walfisch.
Auch Fernglasbeobachter kommen die ganze Nacht voll auf ihre Kosten. Der Himmel hat zurzeit sehr viel zu bieten. Von Herbst- über Winter- bis hin zu Frühlingssternbildern ist alles dabei. Die schönsten Objekte sind: die Andromedagalaxie Messier 31, der Doppelsternhaufen h & chi im Perseus und die Feuerradgalaxie Messier 33 im Sternbild Dreieck. Des Weiteren sehr empfehlenswert im Stier sind die Plejaden Messier 45 und die Hyjaden – sie bilden das "V" im Stier. Im Krebs ist die Krippe/Bienenstock, der Sternhaufen Messier 44 im Krebs sehenswert. Natürlich lohnt auch der Weihnachtskomet Lovejoy.
Für Beobachter mit kleineren Teleskopen und Stadtbeobachter gibt es wieder einige spannende Schattenspiele bei Jupiter. Gleich zweimal, am 19. Dezember um 21:08 Uhr MEZ und am 26. Dezember um 22:00 Uhr MEZ sind jeweils die beiden Monde Io und Europa und ihre beiden Schatten auf Jupiter zu sehen. Außerdem wird am 21. Dezember der Mond Kallisto den inneren Trabanten Io ringförmig verfinstern. Das Maximum dieser besonderen Konstellation ist um 04:22 Uhr MEZ. Am 24. Dezember ereignet sich um 07:30 Uhr MEZ dann das gleiche Schauspiel noch einmal, allerdings verfinstert dann Europa Ganymed ringförmig. Das dürfte ein sehr interessanter Anblick sein, wenn man hoch genug vergrößern kann. Eine Vergrößerung von 300-fach sollte dafür schon mindestens sauber möglich sein.
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