Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Mars und Venus gehen auf Tuchfühlung
Nach Neumond am 19. Februar 2015 bietet die zunehmende Mondsichel einen sehenswerten Moment: Am 22. Februar wird sie nach Sonnenuntergang bei Venus und Mars stehen. Der zunehmende Mond steht am 25. Februar sogar mitten in den Hyaden, dem offenen Sternhaufen im Sternbild Stier. Danach, in der Nacht zum 1. März, ist wieder das Phänomen des "Goldenen Henkels" auf dem Mond zu sehen. Dabei werden die Berge des Jura-Gebirges schon von der Sonne beschienen, während das umschlossene Sinus Iridum noch im Schatten liegt.
Eine ganz besondere Konstellation gibt es am 22. Februar zu sehen: Den gesamten Tag über begegnen sich die Planeten Mars und Venus. Am einfachsten lässt sich das Schauspiel natürlich nach Sonnenuntergang beobachten. Die Planeten nähern sich so stark an, dass man sie beide zusammen im Teleskop ins Gesichtsfeld bekommt.
Die Gestirne sind aber auch am Tag nicht verschwunden, sondern werden vom blauen Himmel überstrahlt. Vielleicht haben Sie auch schon mal den Mond am Taghimmel sehen können? Genauso lassen sich auch andere helle Objekte wie Planeten und sogar Sterne am Taghimmel sehen. Wäre da nur nicht das Problem, sie erst einmal zu finden. Zum Glück gibt es dafür eine ziemlich einfache Lösung, für die allerdings ein Teleskop mit parallaktischer (äquatorialer oder deutscher) Montierung benötigt wird.
Diese Montierungen weisen normalerweise auch in der preiswertesten Version so genannte Teilkreise auf. Das sind Zahlenkränze an den beiden Achsen, die man eigentlich nicht zwingend benötigt. Aber jetzt sind sie sehr nützlich. Wenn Sie den Winkelabstand der Objekte zur Sonne kennen, so können Sie diese mit den Teilkreisen finden, ohne sie direkt zu sehen. Stellen Sie dafür Ihr Teleskop in Richtung Norden auf, wie Sie es auch nachts tun würden. Stellen Sie es auf ein sehr weit entferntes Objekt scharf, einen Kirchturm zum Beispiel. Jetzt richten Sie es mit geschlossener Öffnung in Richtung Sonne aus. Achten Sie dabei auf den Schatten des Teleskops. Wenn er am kleinsten ist, zeigt das Teleskop recht genau zur Sonne. Im Anschluss stellen Sie an der Stundenachse die Rektaszension -1h 47min ein, also in Richtung Osten. Ganz ähnlich verfahren Sie in der Deklination mit -10°10', also nach oben. Danach können Sie die Schutzkappen abnehmen, und mit etwas Suchen im nahen Umfeld sehen Sie die Venus vor dem blauen Himmel und daneben ganz schwach den Mars. Ein Polfilter kann dabei sehr nützlich sein.
Schauen Sie auf gar keinen Fall durch das Teleskop, wenn Sie es auf die Sonne richten! Achten Sie auch darauf, beim Aufsuchen der Venus nicht aus Versehen über die Sonne zu streifen – bitte keine großen Kreise ziehen! Sicherer ist es, wenn Sie ein Gebäude oder eine Mauer zum Abdecken der Sonne nutzen, so können Sie nicht versehentlich in die Sonne schauen.
Wenn dann die Sonne wieder untergegangen ist, gibt es noch viel mehr Interessantes zu sehen. Der Komet Lovejoy ist zwar nicht mehr so hell wie in seinem Maximum, aber er gibt immer noch ein schönes Objekt für das Fernglas ab. Er wandert in der zweiten Februarhälfte mit einer Helligkeit von immerhin 5 mag zwischen den Sternbildern Andromeda und Kassiopeia in Richtung Norden.
In der gleichen Richtung, allerdings etwas weiter östlich, kann man am Großen Bären die beiden Galaxien Messier 81 und 82 finden. Im Süden steht immer noch der Große Hund mit dem hellen Sirius. Zwischen ihm und dem unscheinbaren Sternbild Einhorn befindet sich der Planetarische Nebel NGC 2438. Er sieht ein wenig wie der bekannte Ringnebel in der Leier aus, ist aber viel kleiner. Darüber steht in den Zwillingen ein weiterer Planetarischer Nebel, der Eskimonebel NGC 2392. Seine Erscheinung im Teleskop erinnert an die Kapuze eines Eskimos. Es empfiehlt sich, für beide Nebel Filter zu benutzen. Je nach Größe der Öffnung empfehle ich einen UHC- oder ab acht Zoll Durchmesser einen OIII-Filter.
Im Osten geht schon früh der Löwe auf. Ein weiteres Highlight ist das so genannte Leo-Triplett, ein Dreieck aus Galaxien im unteren Teil des Sternbilds. Das Leo-Triplett besteht aus den Galaxien NGC 3628, Messier 65 und 66. Es ist schon mit einer Teleskopöffnung von rund zehn Zentimetern sehr schön zu sehen. Achten Sie besonders auf das Staubband von NGC 3628, die wir genau von der Kante sehen. Ein Nebelfilter bringt allerdings bei Galaxien keine nennenswerten Vorteile, da er auch deren Licht schwächt.
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