Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Was bietet uns die erste Novemberhälfte?
Der Himmel über Eurasien bietet uns in der Monatsmitte ein besonderes Schauspiel, bei dem Amateurastronomen den Profis unter die Arme greifen können. Mehr noch, diese sind sogar auf die vielen Messdaten der Amateure angewiesen! Die Rede ist von einer Sternbedeckung durch einen Asteroiden.
Am 15. November 2014 um 20.25 Uhr MEZ wird der Asteroid 5041 T-3 den Stern HIP1191 bedecken. Der Stern befindet sich im Sternbild Walfisch rechts neben "Deneb Kaitos Shemali" (Iota Ceti). Er erreicht zu diesem Zeitpunkt fast seinen höchsten Stand im Süden und ist mit 5,7 mag bei guten Bedingungen gerade noch ohne optische Hilfsmittel zu sehen. Der Asteroid 5041 T-3 ist nur rund 17,7 mag hell, also lediglich in sehr großen Teleskopen sichtbar. Meistens ist leider schon der Himmelshintergrund heller.
Zum Glück müssen Sie zur Beobachtung der Bedeckung oder gar zur Vermessung den Asteroiden nicht sehen, sondern nur den Stern, der bedeckt wird. Da der Asteroid ziemlich klein ist, wird die Bedeckung in einem schmalen Streifen von wenigen Kilometern Breite von Großbritannien über das Schwarze Meer hinweg bis zum Himalaya zu sehen sein. Sie können dort verfolgen, wie der Stern plötzlich verschwindet und einige Sekunden später wieder auftaucht.
Was aber ist das Besondere daran? Wenn viele Beobachter die Zeit stoppen, in welcher der Stern bedeckt ist, und diese Zeiten mit ihrer geografischen Position (zum Beispiel einfach in Google Maps ablesen) zur zentralen Sammelstelle schicken, dann können die Fachastronomen aus der Verteilung der Messwerte nicht nur die Größe des Asteroiden bestimmen, sondern sogar auf dessen Form schließen.
Alles, was Sie dafür benötigen, um hier selbst Wissenschaft zu betreiben, ist also eine Stoppuhr und vielleicht ein kleines Fernglas. Na, heute schon geforscht?
In der ersten Novemberhälfte zeigt sich wieder mehr der Mond. Ein besonders schönes Schattenspiel auf seiner Oberfläche ist der "Goldene Henkel". Dieses Ereignis können Sie am 2. November ideal um etwa 21 Uhr MEZ sehen. Dabei werden die Kraterwälle des Sinus Iridum, die "Jura-Berge", schon hell erleuchtet, während die Umgebung noch im Schatten liegt. Die halbrunde Form des Gebirges wirkt wie ein Henkel.
Am 4. November gegen 18.00 Uhr MEZ wird der fast volle Mond sehr nahe an Uranus vorbeiziehen, ihn aber nicht bedecken. Zwei Tage später ist Vollmond.
So langsam zeigt sich immer früher der Wintersternhimmel. Gegen 19.00 Uhr MEZ ist der Fuhrmann schon gerade über dem Osthorizont aufgegangen. Wenn Sie noch etwas warten, können Sie mitten im Sternbild drei schöne offene Sternhaufen sehen. Messier 36, 37 und 38 sind mit rund 6 mag gute Fernglasobjekte und lassen sich in kleinen Teleskopen bereits in Einzelsterne auflösen.
Ein oder besser gesagt zwei weitere wunderschöne Sternhaufen sind h & chi im Perseus. Hier macht die Beobachtung besonders viel Spaß, wenn das Teleskop ein möglichst großes scheinbares Gesichtsfeld hat. Es handelt sich bei h & chi um zwei sehr nahe beieinanderliegende offene Sternhaufen. Sie sind ein sehr dankbares Objekt und auch bei Sternwartenführungen immer gern gesehen.
Derzeit steht nachts die Kassiopeia hoch im Zenit. Sie beherbergt Messier 103, einen offenen Sternhaufen. Es lohnt sich aber auch einmal, über den Messier-Tellerrand hinaus in die NGC- und IC-Kataloge zu schauen. Zum Beispiel ist dort auch der "Pac-Man-Nebel" (NGC 281) zu finden. Dieses Nebelgebiet verdankt den Namen einer langen Staubwolke, die vor dem eigentlichen Nebel schwebt. Sie bildet den Mund der berühmten Computerspielfigur. Ganz in der Nähe findet man IC 342, eine Spiralgalaxie, die allerdings erst Beobachtern mit größerer Teleskopöffnung ihre Spiralarme zeigt.
Etwas weiter Richtung Osthorizont beim Perseus ist auch wieder ein interessanter Planetarischer Nebel zu sehen. NGC 1415 ist schon mit mittelgroßen Instrumenten erreichbar und hat eine wolkige Form mit auffälligem Zentralstern.
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