Experimentelle Archäologie: Was bringen eigentlich Steinspitzen?
Hunderttausende von Jahren – das zeigen beispielsweise die Schöninger Speere – setzte der Mensch auf zugespitzte Stangen als Speer. Ein Ende wird zurechtgeschnitzt oder -gefeilt und anschließend im Feuer gehärtet. Offenbar genügte dieses Verfahren, um auch größere Tiere zur Strecke zu bringen.
Dann aber stiegen Menschen auf die viel aufwändiger herzustellenden Steinspitzenspeere um. Welchen Vorteil diese bringen, hat jetzt ein Team um Jayne Wilkins von der Arizona State University im Praxistest herausfinden wollen. Die Forscher fertigten dazu hölzerne Speere beiderlei Systems an und schossen sie unter kontrollierten Bedingungen mit einer Armbrust auf ballistische Gelatine. Dieses Material ähnelt in seinen physikalischen Eigenschaften dem Körpergewebe von Mensch und Tier.
Wie sich herausstellte, penetrieren beide Waffentypen das Material auf gleicher Länge. Während jedoch die Holzspitzen eine glatte, saubere Wunde erzeugten, neigten die Steinspitzen dazu, verheerende Verletzungen anzurichten. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, das Tier zu Fall zu bringen. Im Grunde genommen ähneln die Steinspitzen damit einigen modernen Gewehrgeschossen, deren Form darauf ausgelegt ist, eine möglichst große Wundhöhle zu erzeugen. Sie erreichen dadurch eine bedeutend höhere "Mannstoppwirkung", an der auch steinzeitliche Jäger interessiert gewesen sein dürften.
Bei ihrem Versuch simulierten die Forscher das Zustoßen mit einem in der Hand gehaltenen Speer. Interessant wäre daher auch zu erfahren, inwiefern sich die Eigenschaften beider Speerarten bei Würfen unterscheiden.
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