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Starkregen in Marokko: Was die neuen Seen in der Sahara ungewöhnlich macht

Seen in der Sandwüste sind keine Vorboten einer ergrünenden Sahara. Starkregen ist sogar die wichtigste Naturgefahr in der Wüste. Trotzdem waren die Regenfälle etwas Besonderes.
Satellitenaufnahme blauer Seen, wo nur brauner Sand sein sollte.
Die Grenzregion zwischen Marokko und Algerien ist normalerweise sehr trocken. Doch im September entstanden mehrere Seen nach extremen Regenfällen.

Neue Seen in einer der trockensten Regionen der Erde – das zeigen Satellitenbilder und spektakuläre Fotos aus Marokko und Algerien. Am 7. und 8. September fielen an einigen Stellen der baumlosen Wüste mehr als 200 Liter pro Quadratmeter. Das Unwetter brachte der Region etwa so viel Regen, wie dort normalerweise in einem Jahr fällt. Der Niederschlag sammelte sich in Tälern und Senken und ließ große Gewässer entstehen, wo zuvor nur gelbbrauner Sand sichtbar war – darunter der Iriqui-See in Marokko, der zuletzt vor 50 Jahren gefüllt war. Doch tatsächlich ist Starkregen in der Sahara keineswegs selten; Überschwemmungen sind sogar die gefährlichsten Naturkatastrophen in der Wüste.

In einer Studie vom März 2024 identifizierte ein Team um Moshe Armon von der ETH Zürich allein in den Jahren 2000 bis 2021 rund 42 000 Starkregenereignisse in der Sahara. Die meisten von ihnen jedoch sind klein – zu klein, um Seen entstehen zu lassen. So gab es in Südmarokko in diesem Zeitraum mehrere hundert Starkregenereignisse, doch nur sechsmal füllte Wasser trockene Seebetten. Ebenso ungewöhnlich wie die Regenmenge war auch der Ursprung des Wassers. Ein Tiefdruckgebiet vom Atlantik reichte so weit nach Süden, dass es feuchte Luft aus den Tropen Westafrikas heranführte.

Solche Niederschlagsereignisse sind sogar in der Wüste die gefährlichsten Naturkatastrophen, legt eine neue Analyse von Jonathan Normand und Essam Heggy in der Fachzeitschrift »Nature Communications« nahe. Die beiden Fachleute analysierten, wie eine Sturzflut durch den Medicane Daniel im Jahr 2023 in der libyschen Stadt Derna wahrscheinlich mehr als 10 000 Menschen tötete. Trockener Boden kann nur wenig Wasser aufnehmen und keine Vegetation hält das Wasser zurück, so dass der gesamte Regen auf einmal abfließt und Senken volllaufen. Die Wassermassen führen durch die Erosion außerdem enorm viel Sediment mit sich. Auch in Marokko starben durch die so entstandenen Sturzfluten und Überschwemmungen 18 Menschen.

Unklar ist bisher, ob Regen in der Sahara häufiger wird. Am Übergang zwischen Kaltzeit und der aktuellen Warmzeit war die Sahara für rund 10 000 Jahre lang relativ feucht. Genug Regen fiel, um ausgedehnte Seenlandschaften in der heutigen Wüste zu füllen. Manche Fachleute vermuten, dass der menschengemachte Klimawandel der Region wieder mehr Niederschläge bringen könnte: Analysen deuten darauf hin, dass der Monsun in Afrika in einer wärmeren Welt stärker wird, mehr Wasser transportiert und weiter nach Norden reicht. Die schweren Regenfälle von Marokko zeigen jedoch, dass zusätzliche Feuchtigkeit in der Wüste eben auch gefährlichere Sturzfluten und verheerende Überschwemmungen bedeutet.

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