Sars-CoV-2: Was ein Mundschutz bringt - und was nicht
Stand des Artikels: 31. März 2020
In Asien gehören sie besonders in der Grippesaison zum Straßenbild, in Europa sah man sie bisher fast nur in Kliniken und Arztpraxen: Einweg-Gesichtsmasken, die Mund und Nase bedecken. Doch nun hat mit Jena die erste deutsche Stadt angeordnet, in Supermärkten und öffentlichen Verkehrsmitteln einen Mundschutz zu tragen.
Das allerdings hat weniger mit der Schutzwirkung für Trägerinnen und Trägern zu tun. Vielmehr verhindert ein Tuch vor Mund und Nase, dass Erkrankte virenbeladene Tröpfchen auf ihre Umwelt loslassen und so viele andere Menschen infizieren. Ohne solche Maßnahmen wälzt sich die Wolke aus Schleim und Flüssigkeit nach einem Nieser oder Huster bis zu 2,5 Meter weit durch die Luft.
Eine allgemeine Maskenpflicht ist aber erst dann den Aufwand wert, wenn man von einen nennenswerten Anteil Infizierter in der Bevölkerung ausgehen muss. Denn ihr Nutzen für den Selbstschutz ist begrenzt, auch bei einem Mund-Nasen-Schutz, wie er in medizinischen Einrichtungen üblich ist. Der Luftstrom geht zu einem beträchtlichen Teil durch die Lücken zwischen Maske und Gesicht.
Was das für die Schutzwirkung der Masken konkret bedeutet, hat zum Beispiel 2011 eine Arbeitsgruppe um Alvin Lai von der City University of Hong Kong untersucht. Wie sie im »Journal of the Royal Society Interface« berichtet, hängt es von mehreren Faktoren ab, wie viel man trotz Maske davon abkriegt.
Punktsieg für Panzertape
Welche Parameter die Schutzwirkung beeinflussen, untersuchte sie an körperwarmen, mit Hilfe von Kompressoren »atmenden« Puppen. Als wichtigster Faktor erwies sich dabei die Entfernung zum Übeltäter; daneben spielen Heftigkeit und die Dauer eines Niesens eine Rolle, ob der unfreiwillige Empfänger gerade ein- oder ausatmet und nicht zuletzt, wie dicht die Maske am Gesicht abschließt.
Erwartungsgemäß schützten mit Klebeband ringsum versiegelte Masken nahezu vollständig vor feinsten Partikeln. Ein klarer Punktsieg für Panzertape, allerdings im Alltag für die meisten Menschen nicht allzu praktikabel. Bei »normaler« Tragetechnik, die einige Lücken offen lässt, ist der Schutz durch die Maske deutlich geringer.
Ist man in 30 Zentimeter Abstand einem Niesen ausgesetzt, erreichen zwei Drittel der infektiösen Partikel um die Maske herum die Schleimhäute von Mund und Nase. Als Gegenüber eines normal ausatmenden Erkälteten atmet man als Maskenträger immer noch die Hälfte der Keime ein.
Die meisten vergleichbaren Studien zeigen ebenfalls, dass die Masken einen gewissen Schutz bieten. Allerdings beziehen sich diese Untersuchungen fast immer auf medizinisches Personal, das für die Benutzung der Masken ausgebildet ist – und auch andere Hygieneregeln einhält.
Was außerdem hilft
Ob es aber der Durchschnittsmensch schafft, die Masken entsprechend zu nutzen, ist allerdings – vorsichtig ausgedrückt – zweifelhaft. Damit dürfte auch die Schutzwirkung aus den Studien mit Vorsicht zu genießen sein. Fachleute sehen eher die Gefahr, dass die Masken ein falsches Gefühl von Sicherheit verleihen.
Das könnte dazu führen, dass andere, für den Selbstschutz viel wichtigere Maßnahmen vernachlässigt werden. Zum Beispiel Abstand halten. 60 statt 30 Zentimeter Strecke zwischen Huster und Opfer reduzierten in der oben zitierten Studie die ankommenden Partikel auf wenige Prozent.
Außerdem rufen Fachleute dazu auf, sich möglichst wenig an Mund oder Nase zu fassen. Denn nicht nur die in der Luft herumfliegenden Tropfen bergen ein Ansteckungsrisiko, sondern auch Viren, die an Gegenständen haften. Irgendwo landen die Nieströpfchen schließlich. Besonders an öffentlichen Orten ist die Gefahr hoch, das Virus an die Finger zu bekommen.
Davor bietet die Mundschutzpflicht zumindest einen gewissen Schutz: Ein beträchtlicher Teil des infektiösen Schleims bleibt in der Maske des Erkrankten hängen statt an Oberflächen. Die potenziellen Opfer haben allerdings eine sehr effektive Methode, dem Coronavirus diesen Infektionsweg abzuschneiden: Hände waschen, regelmäßig und gründlich.
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