News: Was Fibeln verraten
Unter den ältesten Fibeln befinden sich die typischen Mantelspangen der römischen Soldaten, die in Massen hergestellt und im ganzen römischen Reich von Soldaten getragen und verloren wurden. Sie stammen noch aus der Zeit, bevor im Jahre 50 n.Chr. die Stadt Köln gegründet wurde. Durch ihren Fundort könnten sie Aufschluß über die genaue Lage des ersten Legionslagers im Raum Köln geben.
Außerdem finden sich vom Zeitpunkt der frühesten Besiedlung an viele reichverzierte Fibeln, die zur damaligen Frauentracht gehören. Die Frauen der Provinzen trugen im allgemeinen mehrere Fibeln an ihrer Kleidung, Männer dagegen nur eine einzige zum Zusammenhalt des Mantels. In Rom selbst wurden bereits seit der republikanischen Zeit kaum mehr Fibeln getragen. Die Kleidung war hier in der Regel gänzlich vernäht und bedurfte keiner Gewandspangen. Die Bewohner der römischen Provinzen bewahrten aber über einen langen Zeitraum ihre traditionelle eisenzeitliche Tracht samt den dazugehörigen Gewandspangen.
Im Zusammenwirken von einheimischen Trachttraditionen und provinzialrömischer Handwerkskunst entfaltete sich in den ersten zwei Jahrhunderten der Romanisierung sogar eine besonders vielfältige Fibelmode. In dieser spiegeln sich die verschiedenen kulturellen Wurzeln der Provinzbewohner. So sind die Fibeln Zeugnisse eines kulturellen Selbstverständnisses der Provinzbewohner, in dem vorrömisch-einheimische Traditionen bewußt bewahrt wurden. Andererseits werden auch Vorgänge der Romanisierung, also der Angleichung der einheimischen Bevölkerung an das römische Vorbild, faßbar.
Im Laufe des ersten Jahrhunderts setzt sich auch die mediterrane Mode durch. Statt zum Zusammenhalten von Gewändern, werden die Fibeln jetzt immer mehr nur als Schmuckstücke getragen. Ihre Verzierung wird prächtiger und aufwendiger. Besonders beliebt sind zum Beispiel plastische und figürliche Darstellungen. Einen großen Aufschwung in quantitativer und qualitativer Hinsicht erfahren diese Zierfibeln gegen Ende des ersten Jahrhunderts, als die Mehrzahl der echten Trachtfibeln schon nicht mehr getragen wurde. Aufwendige Verzierungstechniken werden nun erstmalig an Gewandspangen angewendet.
An einer ganzen Reihe von Kölner Originalen sind Reste einer veredelnden Verzinnung sowie Einlagen aus Knochen oder aus farbig kontrastierenden Metallen erhalten, die den Ziercharakter der goldfarben glänzenden Bronzefibeln noch verstärken. Besonders gerne wurden runde Broschen mit mehrfarbigen Glas- oder Emaileinlagen und feiner Ritzverzierung getragen.
Im ausgehenden zweiten und frühen dritten Jahrhundert ändert sich das Bild erneut. Es scheint, daß jetzt fast nur noch Soldaten und ihre Familien Fibeln getragen haben. Die Zahl der zuvor so beliebten Zierfibeln in Fundstellen mit zivilem Umfeld nimmt nämlich stark ab, und die Formenvielfalt verringert sich spürbar. Mit dem fortgeschrittenen Romanisierungsgrad der Provinzbevölkerung wurde also die unvernähte und mit Fibeln geschmückte Kleidung spätestens in dieser Zeit gänzlich unmodern.
In der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts dann wird die Mantelfibel der römischen Soldaten wieder auf einen reichsweit einheitlichen Typ reduziert. Dieser wird durch Formen ergänzt, die alle aus dem germanischen Kulturkreis stammen und von dem hohen Anteil an Germanen im spätantiken römischen Heer zeugen.
Die Bedeutung Kölns auch in der Endphase des römischen Reichs wird ebenfalls durch Fibeln bezeugt. Aus der wieder vereinheitlichten Form der Soldatenfibeln entwickeln sich im Laufe des nächsten Jahrhunderts nämlich Prunkformen, die als Rangabzeichen und Statussymbole von Soldaten oder kaiserlichen Beamten getragen werden.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.