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Partnerschaft: Was kommt zuerst: Affäre oder Beziehungskrise?

Eine deutsche Langzeitstudie gibt eine eindeutige Antwort: In der Regel ging es mit der Beziehung schon bergab, bevor der Partner oder die Partnerin untreu wurde.
Frau zieht ihren Ehering aus
Ein Seitensprung ist ein Indiz dafür, dass es um die Beziehung schon vorher nicht gut bestellt war.

Meist kriselt es in einer Partnerschaft schon, bevor eine Seite fremdgeht: Die Zufriedenheit sinkt bei beiden bereits lange vorher. Darauf lassen Angaben von rund 14 000 Männern und Frauen schließen, die im Mittel über acht Jahre hinweg Auskunft gaben. Die Daten stammen aus der deutschen Langzeitstudie »pairfam«, die regelmäßig eine zufällig ausgewählte Stichprobe von Erwachsenen zu Familie und Partnerschaft befragt.

Insgesamt berichteten die Befragten von rund 950 Fällen von Untreue, schreibt das Forschungsteam um Olga Stavrova von der Universität Tilburg, das die deutschen Daten auswertete. Mehr als jedes dritte betroffene Paar trennte sich nach der Affäre. Ohne Seitensprung ging im gleichen Zeitraum knapp jede vierte Beziehung in die Brüche. Aber ob mit oder ohne Affäre: Mindestens jeder Zweite hatte in den Jahren nach der Trennung wieder eine neue Beziehung.

Bei den Untreuen, die nach der Trennung allein blieben, ging es mit dem Wohlbefinden stark abwärts. Besonders litten jene, die sich zuvor ihrem Partner oder ihrer Partnerin stark verbunden und verpflichtet gefühlt hatten. War das Commitment vor dem Seitensprung schwächer, erholten sich die Betroffenen eher wieder.

Eine Affäre als Weckruf

Untreuen Frauen ging es danach, verglichen mit untreuen Männern, im Mittel besser. Sie nannten als Grund für die Affäre eher, mit ihrer Beziehung unzufrieden gewesen zu sein. Die Forschenden interpretieren den Seitensprung als eine Art »wake-up call« für den Partner – ein Weckruf, der häufig die erwünschte Wirkung zeige. Eine Affäre könnte den Anstoß geben, Beziehungsprobleme anzugehen, schlussfolgern sie.

Das würde auch erklären, warum es den Untreuen im Mittel schlechter ging als den Betrogenen: Die Psychologin Stavrova und ihr Team vermuten, dass unter den Untreuen noch viele waren, die ihren Seitensprung weiter geheim hielten und somit ihre Probleme noch nicht offenbart hatten. Das schließen sie daraus, dass deutlich mehr Befragte eine eigene Affäre einräumten, als umgekehrt von einer Affäre des Partners berichteten. Ob die Affäre noch geheim war, wurde nicht direkt erfragt, ebenso wenig wie Dauer oder Art der Untreue.

Die Studie ist den Autoren zufolge die erste, die nachweist, dass sich Beziehungen schon vor einer Affäre verschlechtern – aus Sicht der untreuen ebenso wie aus Sicht der betrogenen Person. Ein Seitensprung werde zwar oft als eines der belastendsten Ereignisse im Verlauf einer Partnerschaft angesehen. Doch das sei fraglich: Abwärts gehe es vor allem vorher.

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