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Mumien-Scan: Was macht der Fötus im Bischofssarg?

Der schwedische Bischof Peder Winstrup gehört zu den wichtigsten kirchlichen Würdenträgern Skandinaviens. Wer verbarg also einen Fötus in seinem Sarg?
Mumie von Peder Winstrup

Seit fast 350 Jahren ruht die Leiche des schwedischen Bischofs Peder Winstrup in der Kathedrale von Lund. Seine Totenruhe wurde in dieser Zeit zwar ab und an gestört – etwa vor rund einem Jahrhundert, wovon ein Schwarz-Weiß-Foto des gut erhaltenen Leichnams zeugt. Doch erst modernste Technik enthüllte nun eine große Überraschung, die sich im Sarg verbarg. Wie Per Karsten vom Historischen Museum der Universität Lund und seine Kollegen nun melden, wurde der Würdenträger nach seinem Ableben 1679 mit einem vier bis fünf Monate alten Fötus bestattet: Das zu früh geborene Kind wurde zu Füßen des Bischofs versteckt, wie eine Computertomografie der Mumie zeigte. "Wir können nur spekulieren, ob es sich dabei um einen Nachkommen oder Verwandten Winstrups handelt. Oder ob jemand einfach nur die Gelegenheit genutzt hat, während der Sarg vorbereitet wurde", sagt Karsten. Das wollen die Forscher nun mit einem DNA-Test überprüfen.

© Lund University
Untersuchung der Mumie

Daneben zeigte der Scan auch anatomische und physiologische Details des Toten, der zu den besterhaltenen Mumiens Europas gezählt wird. So wurde der Bischof nicht einbalsamiert, um ihn zu mumifizieren, sondern der Körper trocknete auf natürliche Weise selbst aus. Begünstigt wurde der Prozess durch verschiedene Faktoren: Von einer langen Krankheit war Winstrup ausgezehrt und verfügte so über wenig Fettgewebe. Seine Gruft durchzog ein permanenter Luftstrom, der jede Feuchtigkeit abtransportierte. Zudem starb der Bischof im Winter, so dass niedrige Temperaturen den Verfall verhinderten, bis die Mumifizierung weit gehend vollendet war. Zudem wurden dem Glaubensmann die inneren Organe nicht entnommen, was Rückschlüsse auf seinen Gesundheitszustand zulässt. So findet sich in den Nebenhöhlen immer noch getrockneter Schleim, weshalb die Wissenschaftler vermuten, dass er vor seinem Ableben lange bettlägerig war. Verkalkungen in der Lunge deuten an, dass er entweder an Tuberkulose oder Lungenentzündung erkrankt war; und schließlich finden sich in verschiedenen Arterien ausgeprägte Plaques – Winstrup litt also sehr wahrscheinlich an Arteriosklerose. "In der Gallenblase entdeckten wir mehrere Steine. Der Bischof könnte also sehr fett gegessen haben", mutmaßt die beteiligte Medizinerin Caroline Ahlström Arcini. Außerdem fehlen mehrere Zähne, während andere von Karies befallen sind. Als der Bischof mit 74 Jahren starb, war er also sehr vom Alter gezeichnet. Da er mit ebenfalls gut erhaltenen Kleidungsstücken sowie Pflanzenmaterial bestattet worden war, nennen Karsten und Co seinen Sarg eine Zeitkapsel aus dem Jahr 1679.

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