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Seltenes Phänomen: Was passiert, wenn Wirbelstürme zusammenstoßen

Die stärksten Stürme der Welt können miteinander kollidieren und dabei sogar verschmelzen. Die Auswirkungen sind weit extremer als nur die Effekte der beiden Partner zusammen.
Satellitenbild zweier Wirbeltürme mit der Küstenlinie von Australien eingezeichnet.
Die Wirbeltürme Seroja (unten) und Odette vor der Kollision. Durch den Fujiwhara-Effekt umkreist der kleinere Sturm den größeren im Uhrzeigersinn.

Tropische Wirbelstürme wie Hurrikane gehören zu den gewalttätigsten Erscheinungen des globalen Wetters. Sie wühlen das Meer auf, verheeren Küsten und bringen sintflutartige Regenfälle bis weit ins Landesinnere. Manchmal ziehen sogar zwei oder gar drei dieser gewaltigen Sturmwirbel über den gleichen Ozean. Doch was passiert, wenn sie dabei kollidieren? Das haben nun Oliver Wurl und Jens Meyerjürgens von der Universität Oldenburg genauer untersucht. Sie analysierten dafür Daten und Simulationen der Begegnung zweier Wirbelstürme Anfang April 2021 im Indischen Ozean. Wie sie nun in der Fachzeitschrift »Tellus A: Dynamic Meteorology and Oceanography« berichten, traten dabei Effekte auf, die man sonst nur bei deutlich stärkeren Stürmen beobachtet.

Die beiden relativ schwachen Wirbelstürme Seroja und Odette näherten sich nordwestlich von Australien erst auf rund 1600 Kilometer an. Der kleinere der Stürme, Odette, kam dabei zum Stillstand und vereinigte sich schließlich mit Seroja. Nach der Vereinigung wurde der kombinierte Sturm deutlich stärker und zog abrupt in eine andere Richtung weiter. Wurl und Meyerjürgens nutzten Satellitendaten, Messungen von Bojen und Modellrechnungen, um genauer herauszufinden, was dabei geschah. Die Analyse zeigt, dass die Vereinigung der Stürme das Meer extrem aufwühlte und die Wasserbewegung glatt umkehrte.

Wenn sich zwei Wirbelstürme begegnen, tritt der so genannte Fujiwhara-Effekt auf. Dabei beginnen die beiden Stürme, ihr gemeinsames Zentrum zu umkreisen. In diesem Fall stoppte Odette durch die Begegnung mit Seroja und begann den stärkeren Sturm im Uhrzeigersinn zu umkreisen, bis beide verschmolzen. Solche Stürme wechselwirken stark mit dem darunterliegenden Ozean, deswegen hat so eine Begegnung erhebliche Auswirkungen auf das Meer. Wie die Daten und Simulationen zeigen, reichten die Effekte bis in 200 Meter Tiefe und durchmischten die Wassermassen stark. Während vor der Begegnung Wasser unter dem Hurrikan Seroja langsam absank, stieg während des Zusammenstoßes plötzlich Tiefenwasser mit einer Geschwindigkeit von bis zu 30 Metern pro Tag auf, ein Vielfaches normaler Geschwindigkeiten.

Das kalte Wasser kühlte die Meeresoberfläche am Ort der Kollision um drei Grad ab. Nach der Vereinigung wechselte Seroja die Richtung abrupt, und die Richtung des Wassers änderte sich erneut. Die Auswirkungen waren so stark wie bei Hurrikanen der Stärke 4 oder 5; dagegen waren Seroja und Odette während der Kollision beide schwächer als Hurrikanstärke. Ein Zusammenstoß zweier starker Hurrikane könnte aus diesem Grund wirklich drastische Effekte erzeugen, schreiben die beiden Forscher. Sie vermuten, dass die Wahrscheinlichkeit dafür durch den Klimawandel steigen könnte. Allerdings ist bisher nur teilweise verstanden, wie sich tropische Wirbelstürme auf einer wärmeren Erde verhalten.

  • Quellen

Wurl, O., Meyerjürgens, J.: Tellus A: Dynamic Meteorology and Oceanography 76, 2024, 10.16993/tellusa.4083

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