Impaktgefahr: Was tun gegen Asteroideneinschläge?
Den Vereinten Nationen wird dringend die Einrichtung eines Internationalen Netzwerks zur Asteroidenwarnung (International Asteroid Warning Network, IAWN) empfohlen, was am 20. Februar 2013 zum Abschluß einer Expertenkonferenz in Wien bekanntgegeben wurde. Dort hatten sich Wissenschaftler und Fachleute von Raumfahrtbehörden und dem seit 2001 bestehenden "Action Team on Near-Earth Objects (Action Team 14)" der UNO zusammengefunden, um über mögliche Strategien zur Abwehr von Asteroiden oder zur Minderung der Folgen eines Einschlags zu beraten.
Diese Tagung stand ganz im Eindruck der Schäden, die der Bolide vom 15. Februar 2013 in der russischen Stadt Tscheljabinsk angerichtet hatte, und der dichten Erdpassage des kleinen Asteroiden 2012 DA14 nur wenige Stunden danach. Pikanterweise waren aber keine russischen Experten zu dieser Tagung angereist. Das Action Team 14 sprach die Empfehlung aus, die bisherigen Programme und Organisationen zur Suche nach Asteroiden und deren Forschungsziele zu beleuchten, Lücken in der Zusammenarbeit zu identifizieren und abzustellen. Zudem wird nach Vorschlägen gesucht, welche anderen Länder oder Einrichtungen Beiträge zu diesen Aufgaben leisten können und dazu willens sind.
Neben dem IAWN wird die Einrichtung von zwei weiteren Institutionen empfohlen. Die "Space Missions Planning Advisory Group (SMPAG)" soll die technischen Ressourcen aller Weltraumnationen bündeln, um daraus Strategien zu entwickeln, mit denen sich gefährliche Himmelskörper vor einem Einschlag ablenken lassen. Dabei ist unter anderem an die Entwicklung von Raumfahrzeugen zur Asteroidenabwehr und oder Erkundung gedacht. Die zweite Einrichtung ist die "Impact Disaster Planning Advisory Group (IDPAG)". Sie soll die Folgen eines möglichen Einschlags für den Menschen, die Natur und die Zivilisation abschätzen und Strategien zur Hilfe entwickeln. Dabei soll auf die Erfahrungen zurückgegriffen werden, die sich bei anderen großräumigen Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Tsunamiwellen bewährt haben.
Das IAWN soll aus einem Netzwerk von Experten und Wissenschaftlern bestehen, die sich der Suche, der Verfolgung und der Beobachtung der erdnahen Objekte (Near-Earth Objects, NEO) widmen. Das Ziel ist dabei, möglichst rasch die NEOs zu finden und von ihnen ausgehende Gefahren zu bewerten. Falls ein gefährlicher Himmelskörper identifiziert ist, soll das IAWN eine Warnung aussprechen und darüber in verantwortlicher Weise die Öffentlichkeit in Kenntnis setzen. Zudem wird die Ermittlung weiterer Daten über das potenziell gefährliche Objekt forciert und beschleunigt. Erhärten sich die Hinweise, so werden die dafür verantwortlichen Stellen bei den Vereinten Nationen offiziell informiert, die dann weitere Schritte einleiten.
Die Suche nach kleineren Asteroiden mit Durchmessern unterhalb von 150 Metern, die bislang nicht von den Suchprogrammen gezielt erfasst werden, soll unter anderem mit dem ATLAS-Netzwerk forciert werden. Ziel von ATLAS, dem "Asteroid Terrestrial Impact Last Alert System", ist es, gefährliche Himmelskörper zu identfizieren, die sich bereits im finalen Anflug auf die Erde befinden. Somit kann zumindest eine Warnung ausgesprochen und je nach verbliebener Zeitspanne auch eine Evakuierung eingeleitet werden.
Das an der University of Hawaii beheimatete Programm wurde kürzlich von der US-Raumfahrtbehörde NASA mit fünf Millionen Dollar angeschoben. ATLAS soll aus bis zu acht 50-Zentimeter-Teleskopen bestehen, die an einem oder zwei Standorten auf Hawaii positioniert werden. Die Teleskope sollen mit je einer 100-Megapixel-CCD-Kamera ausgerüstet werden und jede Nacht den gesamten von Hawaii aus sichtbaren Himmel zwei Mal erfassen. Die Astronomen hoffen, mit ATLAS einen auf Kollisionskurs befindlichen Asteroiden mit 50 Meter Durchmesser rund eine Woche vor dem Einschlag aufzuspüren, einen 150 Meter großen rund drei Wochen vorher.
Der Einschlag eines 50 Meter großen Himmelskörpers erzeugte je nach Beschaffenheit des Impaktors und Eintrittswinkel einen Krater von bis zu einem Kilometer Durchmesser. Durch die Druckwelle würde die Umgebung bis in einen Abstand von wenigen Dutzend Kilometern schwer in Mitleidenschaft gezogen werden. Eine Stadt von der Größe Berlins könnte weitgehend ausgelöscht werden. Ein 150 Meter großer Himmelskörper erzeugt einen bis zu drei Kilometer großen Krater, die Auswirkungen wären über mehr als 100 Kilometer zu spüren. Bislang ist die menschliche Zivilisation vor einem Impakt mit der Entstehung eines größeren Einschlagkraters verschont geblieben, jedoch kann jederzeit eine "Bombe aus dem All" eintreffen. Besser man ist zumindest vorgewarnt.
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