Neurobiologie: Was verbindet Mutter und Kind?
Was gibt es Schöneres für Neugeborene, als bei der Mutter zu sein? Die wohlige Wärme und die in reichen Strömen fließende Milch sorgen für ein sattes Gefühl von Geborgenheit. Kein Wunder also, dass Mäusebabys, nackt und hilflos wie sie sind, in höchsten Tönen nach ihrer Mutter schreien, wenn sie von ihr getrennt werden – es sei denn, ihnen wurde zuvor eine bestimmte Sorte von Opioid-Rezeptoren entfernt.
Wer Schmerzen hat, geht in die Apotheke und holt sich Aspirin – das hilft meist ganz gut. Ist die Pein unerträglich, hält die Pharmaindustrie eine noch mächtigere Waffe bereit: Opiate wie Morphin. Doch ganz so machtlos, wie es zunächst erscheinen mag, steht der Körper Schmerzen gegenüber nicht da: Denn er hat seine eigene Fabrik für Opioide, die Endorphine. Vermittelt über spezielle Opioid-Rezeptoren, lindern diese – wie Morphin und andere Opiate – Schmerzen.
Doch wie ist das bei psychischen Bescherden, wie dem Trennungsschmerz, den Mäusebabys durch Rufe im Ultraschallbereich zum Ausdruck bringen, wenn ihnen die Mutter weggenommen wird? Sollte möglicherweise der gleiche Mechanismus, der körperliche Schmerzen steuert, auch diese Art von Leid regulieren? Welche Rolle Opioid-Rezeptoren bei der Mutter-Kind-Bindung von Mäusen spielen, untersuchten jetzt Francesca D'Amato und Anna Moles vom CNR-Institut für Psychobiologie und Psychopharmakologie in Rom zusammen mit Brigitte Kiefer vom Institut für Genetik und molekulare und zelluläre Biologie im französischen Illkirch.
Als Untersuchungsobjekte kreierten die Forscherinnen Mäuse, denen der µ-Opioid-Rezeptor fehlt. Diesen und unveränderten Mäusebabys nahmen sie ihre Mütter weg und werteten dann die Ultraschallrufe aus.
Sollten die Mäuschen ohne den µ-Opioid-Rezeptor schlichtweg nicht in der Lage sein, ihr Unbehagen per Ultraschallgeschrei zum Ausdruck zu bringen? Keineswegs: In einem weiteren Versuchsteil bewiesen die rezeptorlosen Tiere, dass sie sehr wohl imstande sind, ihr Missfallen gegenüber unangenehmen Situationen herauszuschreien. Denn brachten die Wissenschaftlerinnen die Jungtiere in kalte Käfige, beklagten sich sowohl die normalen als auch die genetisch veränderten Mäusekinder lautstark. Gegen den Geruch eines fremden Männchens protestierten die Nager ohne Opioid-Rezeptor sogar noch heftiger als die unveränderten Tiere.
Da Mäuse ihre Mutter vornehmlich am Geruch identifizieren, mussten sich die Mäusebabys noch einem letzten Test unterziehen, der prüfte, ob sie ihre Mutter olfaktorisch erkennen können. Hatten die Kinder die Wahl zwischen einem Nest mit frischer Streu oder solcher, die den Duft der eigenen Mutter verströmte, krochen sie allesamt ins heimisch riechende Nest. Sollten sie sich jedoch entscheiden zwischen einem heimatlich duftenden Nest und einem, das nach einer fremden Mutter roch, zogen sämtliche normalen Jungtiere das mütterlich duftende Nest vor. Von den Mäusekindern ohne den Opioid-Rezeptor erkannte demgegenüber nur rund ein Drittel das mütterliche Aroma, der Großteil jedoch verirrte sich zur fremden Mutter.
Die Beziehung von Mäusekindern ohne den µ-Opioid-Rezeptor zu ihrer Mutter ist also in zwei Punkten gestört: Sie zeigen keinerlei Trennungsschmerz, und sie sind nicht in der Lage, ihre eigene Mutter am Geruch zu erkennen. Demnach ist das endogene Opioidsystem ein Bindeglied zwischen mütterlichen Reizen und dem daraus resultierenden positiven Gefühl, welches das Baby an das Elterntier bindet. Aber keine Sorge: Es ist wohl nicht der einzige Faktor für die Entstehung der Mutter-Kind-Bindung, sondern daran sind noch andere neurochemische Substanzen wie Oxytocin beteiligt.
Doch wie ist das bei psychischen Bescherden, wie dem Trennungsschmerz, den Mäusebabys durch Rufe im Ultraschallbereich zum Ausdruck bringen, wenn ihnen die Mutter weggenommen wird? Sollte möglicherweise der gleiche Mechanismus, der körperliche Schmerzen steuert, auch diese Art von Leid regulieren? Welche Rolle Opioid-Rezeptoren bei der Mutter-Kind-Bindung von Mäusen spielen, untersuchten jetzt Francesca D'Amato und Anna Moles vom CNR-Institut für Psychobiologie und Psychopharmakologie in Rom zusammen mit Brigitte Kiefer vom Institut für Genetik und molekulare und zelluläre Biologie im französischen Illkirch.
Als Untersuchungsobjekte kreierten die Forscherinnen Mäuse, denen der µ-Opioid-Rezeptor fehlt. Diesen und unveränderten Mäusebabys nahmen sie ihre Mütter weg und werteten dann die Ultraschallrufe aus.
Normale, achttägige Mauskinder heulten heftig nach ihrer Mutter, setzte man sie fünf Minuten nach der Trennung in einen leeren Käfig. Immerhin reduzierten sie ihr Geschrei um die Hälfte, wenn der Kasten wenigstens nach der Mutter duftende Streu enthielt. Ganz anders die Mangelmutanten: Sie weinten dem verlorenen Elterntier kaum hinterher. Ihnen war es auch egal, ob der Testkäfig geruchsneutral war oder den Duft der Mutter verströmte. Das Verhalten der Mütter hatte dabei keinen Einfluss auf das Protestgeschrei, denn alle behandelten ihre Kinder gleich.
Sollten die Mäuschen ohne den µ-Opioid-Rezeptor schlichtweg nicht in der Lage sein, ihr Unbehagen per Ultraschallgeschrei zum Ausdruck zu bringen? Keineswegs: In einem weiteren Versuchsteil bewiesen die rezeptorlosen Tiere, dass sie sehr wohl imstande sind, ihr Missfallen gegenüber unangenehmen Situationen herauszuschreien. Denn brachten die Wissenschaftlerinnen die Jungtiere in kalte Käfige, beklagten sich sowohl die normalen als auch die genetisch veränderten Mäusekinder lautstark. Gegen den Geruch eines fremden Männchens protestierten die Nager ohne Opioid-Rezeptor sogar noch heftiger als die unveränderten Tiere.
Da Mäuse ihre Mutter vornehmlich am Geruch identifizieren, mussten sich die Mäusebabys noch einem letzten Test unterziehen, der prüfte, ob sie ihre Mutter olfaktorisch erkennen können. Hatten die Kinder die Wahl zwischen einem Nest mit frischer Streu oder solcher, die den Duft der eigenen Mutter verströmte, krochen sie allesamt ins heimisch riechende Nest. Sollten sie sich jedoch entscheiden zwischen einem heimatlich duftenden Nest und einem, das nach einer fremden Mutter roch, zogen sämtliche normalen Jungtiere das mütterlich duftende Nest vor. Von den Mäusekindern ohne den Opioid-Rezeptor erkannte demgegenüber nur rund ein Drittel das mütterliche Aroma, der Großteil jedoch verirrte sich zur fremden Mutter.
Die Beziehung von Mäusekindern ohne den µ-Opioid-Rezeptor zu ihrer Mutter ist also in zwei Punkten gestört: Sie zeigen keinerlei Trennungsschmerz, und sie sind nicht in der Lage, ihre eigene Mutter am Geruch zu erkennen. Demnach ist das endogene Opioidsystem ein Bindeglied zwischen mütterlichen Reizen und dem daraus resultierenden positiven Gefühl, welches das Baby an das Elterntier bindet. Aber keine Sorge: Es ist wohl nicht der einzige Faktor für die Entstehung der Mutter-Kind-Bindung, sondern daran sind noch andere neurochemische Substanzen wie Oxytocin beteiligt.
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