Nachruf: Washoe ist tot
Die berühmte Schimpansin Washoe, die in den 1960er Jahren Gebärdensprache gelernt hat, ist tot. Sie galt als erstes nicht-menschliches Wesen, das mit einer menschlichen Sprache kommunizieren konnte. Wie das Chimpanzee and Human Communication Institute der Central Washington University in Ellensburg am 31. Oktober mitteilte, starb das 42-jährige Tier am Dienstag, den 30. September 2007, eines natürlichen Todes.
Zu dieser Zeit suchten Allen und Beatrix Gardner von der Universität von Nevada in Reno einen jungen Schimpansen, um zu testen, inwieweit Affen menschliche Sprache erlernen können. Vorherige Versuche, Jungtieren die gesprochene Sprache beizubringen, waren gescheitert – Schimpansen fehlt dazu der menschliche Stimmapparat.
Das Forscherehepaar verfolgte daher eine andere Idee: Sie setzten nicht auf das gesprochene Wort, sondern auf die Gesten der Amerikanischen Gebärdensprache ASL (American Sign Language), wie sie Gehörlose verwenden.
Am 21. Juni 1966 "adoptierten" die Gardners das zehn Monate alte Schimpansenbaby, dessen Name Kathy ihnen jedoch zu menschlich vorkam. Stattdessen nannten sie es nach dem Bezirk in Nevada, in dem die Stadt Reno liegt: Washoe.
Die Gardners zogen Washoe wie ein menschliches Kind auf und kommunizierten mit ihr ausschließlich in der Gebärdensprache. Mit Erfolg: Washoe beherrschte schließlich mehrere hundert ASL-Zeichen und setzte sie sinnvoll ein. So soll sie einmal das Zeichen für "Blume" gebärdet haben, um das Wort "Geruch" auszudrücken. Sie kombinierte auch Gebärden, ohne dass ihr diese Kombinationen explizit beigebracht worden waren – wie zum Beispiel "Wasser-Vogel" für einen Schwan. Sie bildete Zwei- bis Dreiwortsätze und konnte Wenn-dann-Beziehungen verstehen und benutzen.
Im September 1967 übernahm Gardners Doktorand Roger Fouts zusammen mit seiner Frau Deborah die "Erziehung" und baute Washoes Sprachkenntnisse weiter aus. Im Oktober 1970 wechselten sie zur Universität von Oklahoma in Norman, im September 1980 zur Central Washington University in Ellensburg, wo Washoe ihre alten Tage in einem Freilandgehege verbringen durfte.
In den 1970er Jahren wiederholten Allen und Beatrix Gardner in Reno ihre Experimente mit den Schimpansen Moja, Tatu und Dar, die später ebenfalls zu den Fouts nach Ellensburg kamen und untereinander per Zeichensprache kommunizierten. 1978 nahm Washoe den zehn Monate alten Schimpansen Loulis statt ihres gestorbenen Junges an und brachte ihm ebenfalls ALS-Zeichen bei. Damit war Loulis das erste Tier, das menschliche Kommunikationsmittel von einem nicht-menschlichen Wesen gelernt hatte.
Mit ihren ungeahnten Fähigkeiten hat Washoe die Ansichten über die kognitiven Leistungen von Schimpansen (Pan troglodytes) revolutioniert. Inwieweit die von der Schimpansin eingesetzten Zeichen tatsächlich eine echte Sprache bilden, bleibt unter Wissenschaftlern allerdings immer noch umstritten. (aj)
©spektrumdirekt
Washoe kam vermutlich im September 1965 irgendwo in Westafrika zur Welt. Die US-amerikanische Luftwaffe erwarb sie als potenzielles Versuchstier von afrikanischen Jägern, die gezielt Schimpansenweibchen mit Nachwuchs töteten, um die überlebenden Jungtiere zu verkaufen. Im Frühjahr 1966 kam sie ins Aeromedizinische Labor des Holloman-Luftwaffenstützpunkts im US-Bundesstaat New Mexico und wurde zunächst auf den Namen Kathy getauft.
Zu dieser Zeit suchten Allen und Beatrix Gardner von der Universität von Nevada in Reno einen jungen Schimpansen, um zu testen, inwieweit Affen menschliche Sprache erlernen können. Vorherige Versuche, Jungtieren die gesprochene Sprache beizubringen, waren gescheitert – Schimpansen fehlt dazu der menschliche Stimmapparat.
Das Forscherehepaar verfolgte daher eine andere Idee: Sie setzten nicht auf das gesprochene Wort, sondern auf die Gesten der Amerikanischen Gebärdensprache ASL (American Sign Language), wie sie Gehörlose verwenden.
Am 21. Juni 1966 "adoptierten" die Gardners das zehn Monate alte Schimpansenbaby, dessen Name Kathy ihnen jedoch zu menschlich vorkam. Stattdessen nannten sie es nach dem Bezirk in Nevada, in dem die Stadt Reno liegt: Washoe.
Die Gardners zogen Washoe wie ein menschliches Kind auf und kommunizierten mit ihr ausschließlich in der Gebärdensprache. Mit Erfolg: Washoe beherrschte schließlich mehrere hundert ASL-Zeichen und setzte sie sinnvoll ein. So soll sie einmal das Zeichen für "Blume" gebärdet haben, um das Wort "Geruch" auszudrücken. Sie kombinierte auch Gebärden, ohne dass ihr diese Kombinationen explizit beigebracht worden waren – wie zum Beispiel "Wasser-Vogel" für einen Schwan. Sie bildete Zwei- bis Dreiwortsätze und konnte Wenn-dann-Beziehungen verstehen und benutzen.
Im September 1967 übernahm Gardners Doktorand Roger Fouts zusammen mit seiner Frau Deborah die "Erziehung" und baute Washoes Sprachkenntnisse weiter aus. Im Oktober 1970 wechselten sie zur Universität von Oklahoma in Norman, im September 1980 zur Central Washington University in Ellensburg, wo Washoe ihre alten Tage in einem Freilandgehege verbringen durfte.
In den 1970er Jahren wiederholten Allen und Beatrix Gardner in Reno ihre Experimente mit den Schimpansen Moja, Tatu und Dar, die später ebenfalls zu den Fouts nach Ellensburg kamen und untereinander per Zeichensprache kommunizierten. 1978 nahm Washoe den zehn Monate alten Schimpansen Loulis statt ihres gestorbenen Junges an und brachte ihm ebenfalls ALS-Zeichen bei. Damit war Loulis das erste Tier, das menschliche Kommunikationsmittel von einem nicht-menschlichen Wesen gelernt hatte.
Mit ihren ungeahnten Fähigkeiten hat Washoe die Ansichten über die kognitiven Leistungen von Schimpansen (Pan troglodytes) revolutioniert. Inwieweit die von der Schimpansin eingesetzten Zeichen tatsächlich eine echte Sprache bilden, bleibt unter Wissenschaftlern allerdings immer noch umstritten. (aj)
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