Asteroidenforschung: Wasser auf dem Asteroiden Bennu aufgespürt
Seit rund einer Woche hält sich die NASA-Raumsonde OSIRIS-REx in der unmittelbaren Umgebung des nur rund 500 Meter großen Asteroiden Bennu auf. Nun präsentierten Forscher erste Ergebnisse aus den ersten dichten Annäherungen. Schon beim Anflug gelang es mit zwei im sichtbaren und im infraroten Licht arbeitenden Spektrometern, Wasser auf dem winzigen Himmelskörper nachzuweisen. Allerdings liegt es auf Bennu nicht etwa in Form von Eis oder gar flüssigem Wasser vor, sondern ist chemisch in die Gesteine des Himmelskörpers eingebunden. Damit ließ sich bestätigen, dass Bennu tatsächlich einer besonders urtümlichen Klasse von Meteoriten entspricht, den kohligen Chondriten.
Kohlige Chondriten wirken auf den ersten Blick wie Bruchstücke von Steinkohle, da sie mehrere Prozent an freiem festen Kohlenstoff enthalten, der die Gesteine schwarz färbt. Von ihnen ist zudem bekannt, dass sie chemisch gebundenes Wasser enthalten, das sich durch Aufheizen im Labor freisetzen lässt. Die Gehalte liegen bei mehreren Prozent. Die Spektren von Bennu belegen, dass in dessen Gesteinen Tonminerale vorkommen, in deren Kristallstrukturen das Wasser in Form von Hydroxylionen eingebunden ist. Derartige Minerale entstehen auf der Erde durch chemische Alteration mit flüssigem Wasser von Kristallen beispielsweise aus der Gruppe der Olivine oder Pyroxene.
Allerdings ist der winzige Bennu viel zu klein, um heutzutage in seinen Gesteinen flüssiges Wasser zu enthalten. Bennu ist aber nur ein kleines Bruchstück eines einstmals sehr viel größeren Himmelskörpers, der zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter die Sonne umrundete. Kurz nach seiner Entstehung vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren war dieser Himmelskörper warm genug, dass Wasser in flüssiger Form durch seine Gesteine zirkulieren konnte und dabei die Minerale veränderte. Bennu ist also ein Zeuge dieses urzeitlichen Vorgangs.
Während ihrer dichten Anflüge gelangen OSIRIS-REx scharfe Detailaufnahmen von Bennu, die Oberflächeneinzelheiten von wenigen Dutzend Zentimetern Durchmesser enthüllen. Bennu präsentiert sich dem Betrachter als ein wirrer Schutthaufen aus Gesteinsbruchstücken sehr unterschiedlicher Größen. Manche von ihnen sind wirklich groß und erreichen Ausdehnungen von mehr als 50 Metern. Ein besonders auffälliger von ihnen befindet sich nicht weit vom Südpol entfernt und wurde vom Chefwissenschaftler der Mission, Dante Lauretta, scherzhaft als Bennus Pickel bezeichnet. Das Gesteinsmaterial von Bennu hat keine sehr hohe Dichte, die Forscher bestimmten einen Mittelwert von 1,2 Gramm pro Kubikzentimeter. Somit dürfte Bennu aus bis zu 40 Prozent leerem Raum bestehen, der sich zwischen einzelnen Gesteinsbrocken befindet. Zudem könnte auch das Gestein selbst porös sein.
Die Mission von OSIRIS-REx hat gerade erst begonnen, die Sonde wird in den nächsten anderthalb Jahren den Asteroiden immer weiter im Detail erkunden. Im Juli 2020 ist dann der Höhepunkt der Mission geplant: Die Entnahme von Bodenproben. Sie werden anschließend zur Erde transportiert, die Ankunft ist aber erst für September 2023 vorgesehen. Aber schon lange vorher wird Bennu immer wieder für interessante Neuigkeiten sorgen – seien Sie gespannt!
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.