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Wasserkreislauf: Abholzung verhindert Gewitter

Amazoniens Regenwald macht seine Klima in Teilen selbst. Die Abholzung stört diesen Prozess. Die Zahl der Gewitter schrumpft dadurch nachweislich.
Ein Blitz erleuchtet eine Gewitterwolke in der Nacht über dem Amazonasregenwald, Bäume sind als dunkle Silhouetten zu sehen
Gewitter gehören zum normalen Tagesablauf in Amazonien. Doch ihre Zahl schrumpft wegen der Abholzung. Das stört den kleinen Wasserkreislauf.

Ende 2023 erlebte Amazonien ein Dürre, wie es sie wohl seit Jahrzehnten nicht gegeben hat: Selbst mächtige Flüsse wie der Río Negro schrumpften zu einer Art Rinnsal, und nur langsam füllen sich Amazonas und Co wieder mit mehr Wasser. Ausgelöst wurde die Trockenheit durch das Klimaphänomen El Niño, das über Fernwirkungen in der Atmosphäre zu hohem Luftdruck und Trockenheit im Amazonasbecken führt, doch verschärft wurde die Dürre durch die fortschreitende Abholzung des Regenwaldes. Sie stört zunehmend den kleinen Wasserkreislauf, wie eine weitere Studie zeigt: Colin Price von der Universität Tel Aviv und sein Team beschreiben im »Quarterly Journal of the Royal Meteorological Society«, wie die Entwaldung die Zahl der Gewitter und die damit verbundene Menge an Niederschlägen reduziert.

Der Amazonasregenwald schafft sein Klima teilweise selbst: Die Vegetation verdunstet riesige Mengen an Wasser, der Dampf steigt auf, bildet Wolken, die im Laufe des Tages zu Gewittern führen, die mit ihrem Regen wieder den Wald tränken. Über den atmosphärischen Ferntransport sorgt dies dafür, dass noch weit weg von den Küsten im zentralen und westlichen Amazonasbecken Regenwälder gedeihen. Und dieser kleine Wasserkreislauf nährt auch so genannte atmosphärische Flüsse, die Feuchtigkeit weit nach Süden nach Bolivien, Paraguay und Argentinien transportieren und dort Landwirtschaft ermöglichen.

Die Abholzung stört diesen Wasserkreislauf jedoch und reduziert die Luftfeuchtigkeit: Die Wolkenbildung schwächt sich ab, Gewitter und Niederschläge werden seltener, was Price und Co quantifiziert haben. Mangels jahrzehntelanger Gewitterdaten aus dem Amazonasgebiet erstellten die Forscher ein empirisches Modell auf der Grundlage von Klimaparametern, die das Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage im Rahmen des Projektes ERA5 analysiert hat und die bis 1940 zurückreichen. Darunter befinden sich Gewitterdaten, die über ein weltweites Netz von Blitzortungssensoren erfasst wurden.

Blitze sind das Ergebnis eines riesigen elektrischen Feldes, das sich auf einmal entlädt und Radiowellen erzeugt, die Tausende von Kilometern weit reichen können. Die Sensoren empfangen und kartieren in Echtzeit Blitze in globalem Rahmen und decken auch mit Wetterstationen schlecht bestückte Gebiete wie Amazonien ab. Daraus konnte das Team ableiten, wie sich die Zahl der Blitze über der Region während der letzten Jahrzehnte entwickelt hat. Mit deutlichem Ergebnis, als sie die Blitzereignisse über Karten des Gebiets legten: Obwohl die Temperaturen in der Region stiegen, was Gewitter eigentlich begünstigt, nahm ihre Zahl um fast zehn Prozent seit 1980 ab. Besonders betroffen waren die Regionen, die stark entwaldet wurden.

Erstmals konnte damit ein numerischer Zusammenhang zwischen dem Waldverlust und der Gewitterbildung belegt werden, schreiben Price und Co. »Das Ergebnis sind weniger Gewitter, weniger Wolken, weniger Regen und folglich auch weniger nachwachsender Wald und Austrocknung verbliebener Bestände. Dadurch entsteht eine gefährliche Rückkopplungsschleife, die dazu führen kann, dass die Wälder zunehmend austrocknen und der lebenswichtige Beitrag Amazoniens als Kohlenstoffspeicher erheblich reduziert wird«, sagt Price.

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