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News: Weder offen, noch sicher und weltgewandt

Deutsche Manager sind keine Weltmänner, sondern noch weit entfernt vom Ideal eines „Global Manager”, der sich in fremden Ländern und Kulturen sicher und offen bewegt. Zu diesem Ergebnis kommt Nicole Warthun, M.A. (Sektion für Publizistik und Kommunikation der Rhein-Universität Bonn) in ihrer Studie „Interkulturelle Komunikation in der Wirtschaft”, für die sie deutsche Führungskräfte über ihre Erfahrungen mit ausländischen Geschäftspartnern befragt hat. Eines der zentralen Ergebnisse dieser Arbeit ist das deutlich artikulierte Bedürfnis nach zusätzlichen Vorbereitungsmaßnahmen auf internationale Berufskontakte, das aus der analysierten Unsicherheit der Manager resultiert.
Andere Länder, andere Sitten

Obwohl Globalisierung das Schlagwort der 90er Jahre in den Vorstandsetagen deutscher Konzerne ist, bewegen sich ihre Führungskräfte alles andere als weltgewandt auf internationalem Parkett. Sobald der heimische Boden verlassen wird, macht sich Unsicherheit breit, denn vertraute Verhaltensmuster des deutschen Geschäftslebens gelten im Ausland nicht. Die häufigsten Probleme, auf die die befragten Manager stoßen, sind zurückzuführen auf: kulturell bedingte Unterschiede im Kommunikationsverhalten und im beruflichen Selbstverständnis, ein anderes Zeit- und Terminempfinden der Geschäftspartner sowie Stereotypen und Vorurteile auf beiden Seiten (z.B. „der undurchsichtige Japaner”, „deutsche Besserwisserei” oder die „U.S.-O.K.-Mentalität”).

Unsicher gegenüber Japanern, Schwierigkeiten mit Franzosen

So löst die berufliche Kommunikation mit Japanern und Chinesen am meisten Unsicherheit aus, innerhalb Europas empfinden die Manager den Kontakt zu Franzosen als besonders schwierig. Demgegenüber verlaufen nach Auskunft der Befragten Kontakte mit US-Amerikanern geradezu entspannt.

Interkulturelle Mißverständnisse

Ein Phänomen, das nicht nur auf guten Englischkenntnissen basiert, denn die Kommunikation mit Briten wird wiederum als komplizierter beurteilt. Vielmehr erkennen die Beteiligten häufig interkulturell bedingte Mißverständnisse nicht, sondern interpretieren das Verhalten des ausländischen Partners als Inkompetenz oder mangelndes Verständnis. Der Glaube an die Überlegenheit eigener kultureller Werte und Normen, so ein zentrales Ergebnis der Studie, geistert dabei noch vielfach in den Köpfen der deutschen Manager herum: Durch interkulturelle Mißverständnisse und daraus resultierende Unstimmigkeiten verliert die deutsche Wirtschaft jährlich Milliarden.

Gestiegener Schulungsbedarf

Die Lösung dieses Problems bieten verbesserte Schulungsmaßnahmen vor beruflichen Auslandsaufenthalten, die eine Aufklärung über die Bedeutung kultureller Unterschiede im Geschäftsleben vermitteln. Der große Bedarf an solchen Vorbereitungen geht weit über ein reines Sprachtraining hinaus: 60 Prozent der befragten Führungskräfte wünschen sich Seminarinhalte, die ihnen helfen, kulturbedingte Besonderheiten der ausländischen Geschäftspartner zu antizipieren sowie Verhalten und Gesprächstaktiken besser einzuschätzen, um angemessen agieren und reagieren zu können.

Übertragbare Ergebnisse

Die Daten, die diese Fallstudie liefert, beziehen sich auf ein Stahlunternehmen. Befragt wurden international erfahrene Mitarbeiter der Thyssen Stahl AG nach ihren Einschätzungen interkultureller Geschäftskontakte. Es ist jedoch legitim, anzunehmen, daß sich die Ergebnisse der Studie auch für andere, traditionelle deutsche Industrieunternehmen der gleichen Größenordnung verallgemeinern lassen. Insofern zeigt die Untersuchung die Bedeutung interkultureller Kommunikation für Großunternehmen und die damit verbundenen Probleme auf.

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