News: Weib auf 'Knopfdruck'
Das SRY-Gen in Männern verursacht zuallererst die Entwicklung von bestimmten Keimdrüsenzellen. Diese sondern ein Hormon ab, welches unter dem Begriff Müllerian Inhibiting Substance (MIS) bekannt ist. MIS unterdrückt die Entwicklung der Müllerschen Gänge, bis sie schließlich verschwunden sind. Eine weitere Differenzierung der Hoden führt dazu, daß die Zellen Testosteron sekretieren, welches den Rest der männlichen Entwicklung in Gang setzt.
Bei Weibchen, die kein SRY-Gen besitzen, wird weder eine Substanz zur Unterdrückung der Müllerschen Gänge noch Testosteron erzeugt. Die Müllerschen Gänge wachsen dementsprechend weiter und bilden schließlich die Eileiter und die Gebärmutter. Die Keimdrüse wird zum Eierstock. Die Wolffschen Gänge entwickeln sich nicht weiter und verschwinden schließlich.
Andrew P. McMahon und seine Kollegen vom Department of Molecular and Cellular Biology an der Harvard University in Cambridge haben nun herausgefunden, daß die weibliche Entwicklung nicht die unvermeidliche Konsequenz eines Mangels am SRY-Gen ist (Nature, Ausgabe vom 4. Februar 1999). Im Gegenteil: Damit sich ein Weibchen entwickeln kann, muß ein bestimmtes Gen, das Wnt-4, die männliche Entwicklung aktiv unterdrückt und positive Signale für die Entwicklung der weiblichen Fortpflanzungsorgane geben. Fehlt dieses Gen, so bilden chromosomal gesehen weibliche Mäuse keine inneren weiblichen Fortpflanzungsorgane. Statt dessen bilden sie Hoden und Wolffsche Gänge, die nicht von denen ihrer männlichen Ebenbilder zu unterscheiden sind. Männliche Mäuse, denen Wnt-4 fehlt, scheinen sich normal zu entwickeln. Nach Meinung der Wissenschaftler beweist dies, daß Wnt-4 ein echter weiblicher Entwicklungsschalter ist. Obwohl das Gen sowohl in männlichen als auch weiblichen Tieren vorhanden und bei beiden früh in der fötalen Entwicklung aktiv ist, wird es in Männchen anscheinend später abgeschaltet.
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