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News: Weibliche Linien

Bei der Suche nach unseren Vorfahren greifen Forscher auch gern auf die DNA in den Mitochondrien, den Kraftwerken der Zellen, zurück. Denn dieses Erbgut, so lautet zumindest die gängige Meinung, wird allein von der Mutter weitergegeben. In letzter Zeit geriet die Annahme allerdings in Zweifel. Schwedische Forscher konnten nun an Wanderfalken nachweisen, dass zumindest bei den Vögeln die rein weibliche Vererbungslinie seit Zehntausenden von Jahren stabil ist.
Unser genetisches Erbe verdanken wir unseren Eltern – jedoch nicht gleichermaßen. Sie tragen zwar jeweils die Hälfte zu den Chromosomen im Zellkern bei, doch an einer Stelle setzt sich allein die Mutter durch: in den Mitochondrien. Denn die Kraftwerke der Zelle, die ihre eigene DNA aufweisen, stammen allein aus der Eizelle. Damit sind sie hervorragend geeignet, die mütterliche Linie in die Vergangenheit zu verfolgen, Stammbäume zu erstellen und letztendlich gar „Eva“ ausfindig zu machen.

Doch neuere Untersuchungen stellten diese ausschließlich weibliche Vererbungslinie in Frage. So sollte es doch einigen – wenn auch wenigen – Mitochondrien aus der väterlichen Samenzelle gelingen, in der befruchteten Eizelle zu überleben und die eigenen genetischen Informationen in das Erbgut des Nachwuchses einzuschleusen. Waren nun alle Daten zu unserer Urmutter in Afrika hinfällig?

Sofia Berlin und Hans Ellegren von der Uppsala University hatten daran so ihre Zweifel. Also suchten sie sich einen Organismus, in dem sie die Mitochondrien-DNA direkt mit einem weiteren, rein weiblichen genetischen Kennzeichen vergleichen konnten. Säugetiere sind hierfür ungeeignet, da es kein Chromosom gibt, das allein von der Mutter an den Nachwuchs weitergegeben wird. Daher wählten die Forscher den Wanderfalken (Falco peregrinus) als Vergleich, denn bei Vögeln weisen die Männchen zwei gleiche Z-Chromosomen auf, während die Weibchen das ihnen eigene W-Chromosom tragen und auch nur an die Töchter weitergeben.

Die Forscher analysierten von 53 Falken eine bestimmte Region des W-Chromosoms und erstellten über die Veränderungen der Basensequenzen einen Stammbaum der mütterlichen Linie. Dann verglichen sie die Daten mit dem Stammbaum der Tiere, wie er sich aus der mitochondrialen DNA ergab – und die beiden Berechnungen stimmten vollständig überein. Kein väterliches Erbgut hatte offenbar den Weg in dieses mütterliche Hoheitsgebiet gefunden.

Mithilfe molekularer Uhren bestimmten die Wissenschaftler außerdem, dass diese Vererbungslinie schon seit mindestens 200 000 Jahren oder 20 000 Falkengenerationen stabil und störungsfrei ist – auf der Zeitskala der Evolution durchaus mehr als ein Augenblick.

Zumindest für Vögel scheint damit die rein mütterliche Weitergabe der mitochondrialen DNA bestätigt. Denn Berlin und Ellegren schließen, dass eine Rekombination, also ein Einschleusen fremden Erbguts, in die DNA-Sequenzen der Mitochondrien – wenn überhaupt – nur selten auftritt. Die bestehende Lehrmeinung – nur Mütter geben diese DNA weiter – gerät demnach nicht in Zweifel. Ob sich das nun auch auf den Menschen übertragen lässt, müssen weitere Analysen klären.

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