Wein: Wie die Klimakrise zur Weinbaukrise wird
Der Klimawandel wird Winzer auf der ganzen Welt vor erhebliche Herausforderungen stellen. Regionen, in denen die Trauben zurzeit hervorragend wachsen, werden in einer wärmeren Welt womöglich gänzlich ungeeignet dafür sein. Beispiel Spanien und Italien: Sollte sich die Erde um zwei Grad erwärmen, würde die Fläche, auf der dort Wein produziert werden kann, um mehr als 65 Prozent schrumpfen.
Das berechnete nun ein Team um Ignacio Morales-Castilla von der Harvard University in einem Fachbeitrag in den »Proceedings of the National Academy of Sciences«. Die Forscher legten dazu historische Aufzeichnungen über das Wachstum von Rebsorten seit 1956 zu Grunde und verglichen die jeweils herrschenden klimatischen Verhältnisse in der Anbauregion mit denen, die für die Zukunft prognostiziert werden.
In den am stärksten betroffenen Regionen Italiens und Spaniens würde es den Winzern auch nicht mehr helfen, auf eine andere der derzeit verfügbaren Rebsorten umzusteigen. In vielen anderen Anbaugebieten dagegen könne genau das die Winzer vor dem Aus retten. Ohne Umstieg verlören weltweit 56 Prozent aller Weinberge ihre Produktivität, mit Umstieg sinke die Zahl auf 24 Prozent.
Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch, dass rund ein Viertel der derzeitigen weltweiten Anbaufläche für den Weinbau grundsätzlich verloren sein wird, wenn die globale Durchschnittstemperatur um zwei Grad gegenüber vorindustriellen Verhältnissen steigt. Sollte es zu einem Anstieg um vier Grad kommen, sähen die Konsequenzen noch drastischer aus, erläutern Morales-Castilla und Kollegen: In diesem Fall würde ein Wechsel der Rebsorte den Maximalverlust von 85 Prozent nur noch auf 58 Prozent abmildern. Fast zwei Drittel der Anbaufläche wären demnach verloren.
Die klimatischen Veränderungen fördern allerdings auch den Weinbau, zumindest in manchen Regionen wie Kalifornien und Neuseeland. Und Teile Skandinaviens sowie des Baltikums könnten durch den Klimawandel zu neuen Weinanbaugebieten werden. Die Rebsorten Pinot Noir und Chasselas ließen sich bis weit in den Norden Europas hinein kultivieren, schreiben Morales-Castilla und seine Kollegen. Allerdings seien dieser Nordwanderung auch Grenzen gesetzt. Rebsorten, die eine besonders lange Reifezeit benötigen, wie Grenache und Monastrell, seien auf ihr derzeitiges Verbreitungsgebiet beschränkt. Ihnen reicht der kurze Sommer Südschwedens nicht – unabhängig von den Temperaturen, die in Zukunft dort herrschen mögen.
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