Psychologie: Weiter weg und länger her gefällt uns besser
Woanders is auch Scheiße, sagt man im Ruhrpott lakonisch. Doch das scheint nicht zu stimmen, zumindest wenn es um Restaurantbewertungen geht. Eine Arbeitsgruppe um Nina Huang von der Temple University in Philadelphia kommt zu dem Ergebnis, dass wir unsere Erfahrungen um so positiver beschreiben, je weiter sie entfernt sind – und zwar sowohl räumlich als auch zeitlich. Die Wirtschaftswissenschaftlerin untersuchte über 150 000 Restaurantbewertungen im Internet und fand einen Zusammenhang zwischen Distanz und zufriedenen Kunden. Demnach sind die Reviews auf Bewertungsplattformen besser, wenn ihre Autorinnen und Autoren weit anreisen oder vorm Verfassen der Bewertung einige Zeit verstreichen ließen.
Der Effekt der Distanz auf unsere Deutung von bestimmten Situationen ist kein neuer Forschungsgegenstand, man weiß, dass wir weiter entfernte Ereignisse anhand allgemeinerer Kriterien beurteilen. Ob das aber zu einer positiven Wahrnehmung führt, darüber sind Wissenschaftler zu recht unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Die Analyse von Huang und ihrer Arbeitsgruppe kombiniert nach Angaben der Forscherin zum ersten Mal räumliche und zeitliche Distanz zu einem Ereignis, mit dem Ergebnis, dass nicht nur beide Arten von Entfernungen die Erinnerung verschönern, sondern dass der Effekt dann besonders groß ist, wenn beide Arten von Distanz gemeinsam auftreten. Findige Wirte könnten sich mithin einen Vorteil verschaffen, indem sie gezielt jene Gäste von weit her um Bewertungen bitten – und das erst zwei Monate nach dem Besuch.
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