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Astronomie: Weiterer Stern weckt Alien-Fantasien

Erneut flackert ein Stern in der Milchstraße auf irritierende Weise. Steckt dahinter ein außerirdisches Bauwerk? Oder nur eine große Staubwolke?
Kometen und andere Himmelskörper können einen Stern kurzzeitig verdunkeln, wie in dieser künstlerischen Darstellung.

Astrophysiker haben erneut einen höchst ungewöhnlichen Stern aufgespürt, der sich aus rätselhaften Gründen verdunkelt. Er ähnelt damit dem mittlerweile berühmten Himmelsobjekt »KIC 8462852«, das seit 2015 unter dem Namen Tabbys Stern für Schlagzeilen sorgt. Seine Helligkeit nimmt immer wieder stark ab, wofür es noch keine rundum schlüssige Erklärung gibt. Beobachter hatten daher zunächst spekuliert, um den Stern kreise ein gigantisches außerirdisches Bauwerk.

Das ist auch für den nun neu entdeckten Stern prinzipiell eine Möglichkeit, wenn auch sicherlich eine sehr unwahrscheinliche. »VVV-WIT-07« ist Teil der Milchstraße und mindestens 11 000 Lichtjahre von uns entfernt. Ein Team um Roberto Saito von der brasilianischen Universidade Federal de Santa Catarina hat den kuriosen Lichtfleck in Teleskopaufnahmen aus dem Jahr 2012 entdeckt, wie die Forscher in einer aktuellen Veröffentlichung schreiben.

Ein drastischer Helligkeitseinbruch

Demnach verringerte sich sich die Helligkeit von VVV-WIT-07 im Sommer 2012 für 48 Tage deutlich. In einer besonders drastischen, elf Tage langen Episode brach sie um ganze 80 Prozent ein. Ein ähnlich rätselhaftes Verhalten zeigt auch Tabbys Stern immer wieder, allerdings sinkt seine Helligkeit dabei um maximal 20 Prozent.

Beide Objekte erinnern damit an einen bereits vor Jahren entdeckten Stern namens J1407, der auch Mamajeks Objekt genannt wird. Bei ihm sind vermutlich uneinheitlich geformte Staubringe für die wiederholt einbrechende Helligkeitskurve verantwortlich.

Staubringe, Kometenschwarm oder Kleinstplaneten?

Bei KIC 8462852 ist hingegen noch unklar, was den Stern immer wieder verdunkelt. Die meisten Astrophysiker vermuten, dass es sich ebenfalls um Staubringe, einen ausgedehnten Kometenschwarm oder um von Staub umgebende Kleinstplaneten handelt.

Diese Szenarien kommen wohl auch auch für VVV-WIT-07 in Frage. Man könne aber auch andere nicht ausschließen, schreiben Saito und sein Team. Vorstellbar sei zum Beispiel ein System aus einem kompakten Weißen Zwerg und einem ausgedehnten Gasriesen, die sich auf stark elliptischen Bahnen umrunden und zeitweise gegenseitig verdecken.

Letztlich weiß man noch zu wenig über das Sternsystem. So ist noch nicht einmal seine genaue Distanz von der Erde bekannt, was die Interpretation der Messdaten erschwert. Auch muss sich noch zeigen, ob sich die Helligkeitseinbrüche im Jahr 2019 wiederholen. Nur dann würden diese wirklich auf Objekte zurückgehen, die auf einem festen Orbit um den Stern kreisen. In jedem Fall scheint Tabbys Stern keine absolute Ausnahme in den Weiten des Alls zu sein. Das wird mittelfristig sicherlich dabei helfen, sein Geheimnis zu lüften.

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