Paläolithikum: Weiteres steinzeitliches Kindergrab in Österreich entdeckt
Nach dem Fund eines Neugeborenen-Doppelgrabs im Jahr 2005 sind Forscher im niederösterreichischen Krems-Wachtberg auf ein weiteres Säuglingsgrab gestoßen. Das in dem nur einen Meter entfernten Einzelgrab bestattete Kind war maximal drei Monate alt und wie die beiden anderen von rotem Ocker umgeben. Die drei Gräber dürften zu einer nahe gelegenen Siedlungsstätte gehören, die mittels Radiokarbon-Verfahren auf ein Alter von etwa 27 000 Jahren datiert wurde.
Mitte September 2005 hatten Forscher um Christiane Neugebauer-Maresch von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften unter fünf Meter mächtigem Löss das Grab von zwei Neugeborenen entdeckt. Die beiden Skelette lagen in einer kleinen Grube unter dem Schulterblatt eines Mammuts, das von einem Elfenbeinspan gestützt wurde. Sie waren von Rötel umgeben, und auf der Hüfte des einen Skeletts lag eine Kette aus über dreißig Elfenbeinperlen. Die Forscher vermuten, dass es sich um Zwillinge handelt. Nur einige Meter entfernt bargen die Forscher aus einer wenige Zentimeter dicken Kulturschicht inzwischen tausende Fundstücke wie Holzkohlereste, Steinsplitter, ein gebranntes Stück Ton mit einem menschlichen Fingerabdruck sowie vieles mehr, das auf eine alte Siedlungsstelle aus dem Gravettien hindeutet.
Während verschiedene altsteinzeitliche Gräber von Erwachsenen bekannt sind, waren Kinderbestattungen bisher rar. Dies warf die Frage auf, inwieweit Kinder in diesen Jäger-und-Sammler- Kulturen als vollwertige Mitglieder der Gemeinschaft betrachtet wurden. Die Funde in Österreich zeigen, dass zumindest dort die Verstorbenen rituell bestattet wurden und damit entsprechenden Status genossen. (af)
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