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Das aktuelle Stichwort: Welt-Aids-Tag

"Gemeinsam gegen Aids" lautet seit 2005 das Motto des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember. Von den Vereinten Nationen 1997 ins Leben gerufen, dient er jedes Jahr der Welt als Weckruf, eine der größten Virus-Seuchen unserer Zeit nicht zu ignorieren. Im Jahr 2007 richtet sich der Slogan vor allem an die Entscheidungsträger dieser Welt, eine führende Position in der Aids-Behandlung, -Aufklärung und -Prävention zu übernehmen.
33,2 Millionen: So viele Menschen, schätzen die Vereinten Nationen, leben 2007 mit dem HI-Virus. Am stärksten betroffen sind dabei die afrikanischen Länder, die südlich der Sahara liegen: mit 22,5 Millionen HIV-Infizierten machen sie alleine 68 Prozent der gesamten Betroffenen aus. Obwohl die Zahl der Neuinfektionen seit 1990 (3 Millionen) im Jahr 2007 auf 2,5 Millionen zurückgegangen ist, infizierten sich dieses Jahr täglich 6800 Menschen weltweit. Und an jedem einzelnen Tag starben 5700 Menschen an der durch den HI-Virus ausgelösten Immunschwäche Aids – im gesamten Jahr 2007 2,1 Millionen Menschen. Auch bei den Aids-Todesfällen und Neuinfektionen halten acht Länder aus der Subsahara-Region zusammen den traurigen Rekord: Ein Drittel davon entfällt auf ihre Gebiete.

Die Sorgenkinder bei der Aids-Ausbreitung sind Osteuropa und Zentralasien. Dort hat die Zahl der HIV-Infizierten von 2001 bis 2007 um 150 Prozent zugenommen. Waren es vor sechs Jahren noch 630 000 Infizierte, leiden heute 1,6 Millionen Menschen unter den Folgen einer HI-Virusinfektion. In Vietnam hatte sich die Zahl der Erkrankten verdoppelt, und in Indonesien breitet sich die Seuche so schnell aus wie in keinem anderen Land.

Doch was macht diese Infektion so unkontrollierbar und gefährlich? Begrifflich ist es wichtig, zwischen HIV und Aids zu unterscheiden. HIV ist die Abkürzung für "Humanes Immundefizienz-Virus", das das Immunsystems seines Wirtes schwächt. Die Krankheit, die deshalb auftritt, wird nach dem HI-Virus als "Acquired immunodeficiency syndrome", kurz Aids, bezeichnet. Übertragen wird der Erreger meistens beim Geschlechtsverkehr durch Samenflüssigkeit, Blut oder Scheidensekret. Auch Wundsekret und Eiter können das Virus beinhalten. Ist es in die Blutbahn seines Wirtes gelangt, bindet es an den CD4-Rezeptor, eine spezielle Struktur auf der Oberfläche von seinen Wirtszellen. Zu diesen zählen unter anderem T-Helferzellen, Makrophagen und dendritische Zellen, die eine wichtige Rolle im menschlichen Immunsystem spielen.

Nach dem Andockmanöver schleust das Virus sein mitgebrachtes Erbgut in die Zelle ein. Dort wird es entweder in das Genom des Wirtes eingebaut oder für die Produktion neuer Viruspartikel verwendet. Da die Virus-Erbinformation aus RNA und nicht aus DNA besteht, muss ein HIV-eigenes Enzym, die reverse Transkriptase, das Genom in DNA umschreiben. Dieses Enzym besitzt nur das Virus und stellt deshalb einen wichtigen Angriffspunkt für die Medikamententherapie dar. Nach dem Wirken der reversen Transkriptase kann die Virus-DNA nun in das Erbgut der Zelle eingebaut werden, wo sie mehrere Jahre unentdeckt als tickende Zeitbombe ruht.

Das eigentliche Problem einer HIV-Infektion stellt allerdings nicht die Produktion von immer neuen Viruspartikeln dar, sondern die Immunreaktion unseres Körpers gegen den Eindringling. Normalerweise geht das Immunsystem wirkungsvoll gegen Viren vor, indem es die infizierten Zellen durch ein Killerkommando zerstören lässt und damit die weitere Vermehrung des Erregers unterbindet. Weil aber bei HIV die Wirtszellen selbst Immunzellen sind, sägt das körpereigene Abwehrsystem mit dieser Methode quasi an dem Ast, auf dem es sitzt. Es zerstört zahlreiche infizierte Immunzellen und schaltet sich damit nach und nach selbst aus. Hat die Zahl dieser Abwehrzellen bis zu einem bestimmten Grad abgenommen, spricht man von Aids. Den Tod für diese geschwächten Patienten bringen meist Infektionen, die von einem intakten Abwehrsystem niedergekämpft worden wären, wie Lungenentzündung oder Grippe.

In Deutschland starben im Jahr 2007 insgesamt 650 Menschen an Aids und dreitausend Menschen – mehr als im Vorjahr – infizierten sich neu. Insgesamt 59 000 Menschen – ein voll besetztes Münchner Olympiastadion – leben hier mit dem Erreger einer tödlichen Krankheit, vor der man sich durch Kondome schützen kann.
"Es ist schon schlimm genug, dass Menschen an Aids sterben, aber niemand sollte an Ignoranz sterben" (Elizabeth Taylor)
Alarmierend ist diese Zahl vor allem, weil in einem entwickelten Industrieland wie Deutschland viel Aufklärungsarbeit darüber geleistet wird, wie gefährlich Aids wirklich ist. Auch 24 Jahren nach seiner Entdeckung gibt es kein wirksames Heilmittel gegen diese Seuche. Zwar sind Medikamente auf dem Markt, die die Virusvermehrung hemmen und die Krankheit damit herauszögern können – doch heilbar ist Aids auch nach so langer Zeit nicht.

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