Naturschauspiele: Weltgrößter Aufbruch von Schlangen steht bevor
Mehr als 75 000 Schlangen sollen sich hier auf einer Fläche tummeln, die ungefähr die Größe eines Wohnzimmers hat. Selbst wenn es sich dabei um amerikanische Dimensionen handeln sollte, entspricht dies einer extrem hohen Anzahl von Reptilien pro Quadratmeter. Doch genau deshalb kommen jedes Jahr im Frühling zahlreiche Schaulustige nach Narcisse in der kanadischen Provinz Manitoba. Anfang bis Mitte Mai erwachen hier unzählige Rotseitige Strumpfbandnattern (Thamnophis sirtalis parietalis) aus ihrer Winterruhe, nachdem sie acht Monate lang im Kalksteinuntergrund der Region inaktiv waren. Ihr wichtigstes Anliegen: sich verpaaren und Nachwuchs zeugen.
Als Erste kriechen die Männchen zurück an die Oberfläche und warten dort auf die Weibchen, die im Lauf mehrerer Wochen folgen. Diese werden anschließend von tausenden Schlangen umgarnt; es bilden sich regelrechte Knäuel, in denen die Männchen versuchen, ihren Sperma weiterzugeben. Bisweilen kommen auf ein Weibchen zehntausend Männchen, die sich deshalb häufig versehentlich mit Geschlechtsgenossen einlassen. Immerhin setzen die Weibchen auch Pheromone frei, um Partner auf den richtigen Weg zu locken. Ist die Paarung tatsächlich vollzogen, verschließt das erfolgreiche Männchen die Geschlechtsöffnung des Weibchens mit einem stinkenden Sekret.
Dieses löst sich nach ein paar Tagen auf, so dass sich das Tier erneut mit einer anderen Schlange vermählen kann. Ansonsten verziehen sich die Schlangen auch in die lokalen Sümpfe, um endlich zu fressen. Im August gebären sie dann lebende Jungtiere – auf Grund der klimatischen Verhältnisse legen sie keine Eier, da deren Entwicklung nicht garantiert ist. Im September kehren die erwachsenen Nattern zurück in ihre Schlafhöhlen. Darunter findet sich allerdings kein Nachwuchs aus dem jeweiligen Jahr. Wo und wie sie den Winter verbringen, gehört zu den Geheimnissen der Art.
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