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Raumfahrt: Weltraumflüge schlagen aufs Sehvermögen

Astronaut
Nach längeren Missionen im Weltall sehen Astronauten häufig noch lange Zeit verschwommen. Bei einigen Betroffenen dauert es sogar Monate und Jahre nach der Rückkehr zur Erde, bis ihr Sehvermögen wieder vollständig hergestellt ist. Thomas Mader vom Alaska Native Medical Center und seine Kollegen haben nun herausgefunden, dass sich in der Schwerelosigkeit der Augapfel verändert.

Die Forscher stellten bei sieben Astronauten, die mindestens sechs Monate durchgängig im All verbracht hatten, Veränderungen des Sehapparats im Vergleich zu Untersuchungen vor dem Flug fest: Bei einigen Probanden war die Rückseite des Augapfels abgeflacht, bei anderen fanden die Wissenschaftler Falten in der Aderhaut, dem lichtempfindlichen Gewebe im hinteren Teil des Auges. Einige Astronauten wiesen zudem überschüssige Flüssigkeiten und einen vermutlich geschwollenen Sehnerv auf.

Mader und sein Team konnten ausschließen, dass diese Veränderungen durch die hohen körperlichen Belastungen bei Start und Landung eines Spaceshuttles ausgelöst wurden, da die Symptome nur bei Astronauten auftraten, die längere Zeit im Zustand fast völliger Schwerelosigkeit verbracht hatten. Die Probanden berichteten nach etwa sechs Wochen im All von den ersten Beschwerden.

Eine weitere mögliche Erklärung für die Beeinträchtigung des Sehapparats könnte ein erhöhter Hirndruck sein. Allerdings zeigten die untersuchten Astronauten keine der anderen typischen Symptome wie etwa chronische Kopfschmerzen oder Ohrenklingeln. Stattdessen vermuten die Wissenschaftler andere Gründe hinter den Sehproblemen wie etwa ein ungewöhnliches Fließverhalten von Rückenmarksflüssigkeit um den Sehnerv herum, Veränderungen in der Durchblutung der Aderhaut oder ein zu geringer Augeninnendruck. Diese Beeinträchtigungen könnten durch Flüssigkeitsverschiebungen in den Kopf ausgelöst werden, die auftreten, wenn Menschen sich über einen langen Zeitraum in der Schwerelosigkeit aufhalten.

Die Forscher vermuten, dass jüngere Astronauten möglicherweise weniger von den Sehproblemen betroffen sind als alte. Die Erkenntnisse der Studie könnten eine wichtige Rolle spielen bei der Planung von besonders langen Missionen im All – wie etwa dem seit Langem anvisierten Flug zum Mars. (dz)
  • Quellen
Ophthalmology 10.1016/j.ophtha.2011.06.021, 2011

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