Weltraumschrott: Deutschland wohl nicht von ISS-Trümmern gefährdet
Eine Meldung der Nina-Warn-App des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ließ am Nachmittag des 7. März 2024 aufhorchen: Im Lauf des 8. März könnten abgeworfene Trümmerteile der Internationalen Raumstation ISS über Deutschland in die Erdatmosphäre eintreten. Es seien »Leuchterscheinungen oder die Wahrnehmung eines Überschallknalls möglich«. Dass dem tatsächlich so ist – und überhaupt nennenswerte Reste auf der Erdoberfläche ankommen –, sei nach derzeitigem Kenntnisstand jedoch unwahrscheinlich, teilten das für Raumfahrt zuständige Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit. Laut DLR werde das Objekt eher über dem Norden Nordamerikas in die Atmosphäre eintreten. Als Zeitfenster wird ein 20-Stunden-Korridor rund um den späten Freitagabend deutscher Zeit angegeben. Der Europäischen Raumfahrtagentur ESA ist das Ganze dagegen zunächst keine Erwähnung wert. Auf der Seite zu den Vorhersagen von Wiedereintritten gab es erst verspätet einen entsprechenden Eintrag zu dem Ereignis.
Bei dem Objekt handelt es sich den Angaben zufolge um ein Batteriepaket, das in etwa so groß wie ein Auto ist und 2,6 Tonnen wiegt. Es wurde bereits am 21. März 2021 bewusst von der ISS abgetrennt, um Jahre später in die Atmosphäre einzutreten und dort weitgehend zu verglühen. Solche Manöver würden so geplant, dass Trümmer, die die Erdoberfläche erreichen, möglichst über unbewohntem Gebiet niedergehen, sagte ein DLR-Sprecher. Laut dem »Spiegel« handelt sich um das größte Stück Weltraumschrott, das jemals auf diese Weise entsorgt wurde.
Experten weltweit verfolgen das Schrottpaket, seitdem es von der ISS abgetrennt wurde. Der genaue Zeitpunkt des Eintritts in die Erdatmosphäre hängt unter anderem von der Sonnenaktivität ab, erklärte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums auf Nachfrage.
Nun also dürfte es bald so weit sein. »Erste Analysen des deutschen Weltraumlagezentrums haben ergeben, dass Teile der Batteriepakete den Wiedereintritt überstehen und die Erdoberfläche erreichen können«, teilte das DLR laut der Deutschen Presse-Agentur weiter mit. Vor dem Wiedereintritt überfliege das Objekt mehrmals Deutschland, eine Gefährdung hier zu Lande werde »derzeit jedoch als statistisch unwahrscheinlich angesehen«. Das Bundesministerium schrieb, »die bestehenden Krisenreaktionsmechanismen von Bund und Ländern würden genutzt«, um auf eine mögliche Gefährdung entsprechend zu reagieren. Das Objekt werde eng überwacht.
Dass Weltraumschrott in die Atmosphäre eintritt und dort verglüht, ist ein gängiges Prozedere. So fand erst vor wenigen Wochen der vor fast 30 Jahren gestartete europäische Satellit ERS-2 ein solches Ende und wurde planmäßig zerstört. Kleinere Trümmer erreichen ebenfalls immer mal wieder die Erdoberfläche. Die Wahrscheinlichkeit ist auch dieses Mal nicht null, aber fast: Die Erde ist zu mehr als 70 Prozent mit Wasser bedeckt. Nach allem, was die zuständigen Experten vermuten, wird der Weltraumschrott auch dieses Mal im Ozean landen – wenn er denn die Oberfläche überhaupt erreicht.
Eine Karte mit den möglichen Bahnen des Wiedereintritts lässt sich hier einsehen.
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