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Windgeschwindigkeit: Weltweit nimmt der Wind wieder zu

Eine große Gefahr für die Windkraft ist gebannt: Nach 30 Jahren Flaute hat die durchschnittliche Windgeschwindigkeit in diesem Jahrzehnt ordentlich angezogen.
Windräder über einem Wald

Ein Argument weniger für Windkraftgegner: Weltweit gesehen frischt der Wind auf. Nachdem seine durchschnittliche Geschwindigkeit seit den 1980er Jahren immer weiter abgenommen hatte, ein Phänomen, das als »Global Terrestrial Stilling« bekannt ist, kehrt sich der Trend nun um. Wie Wissenschaftler der Princeton University um Zhenzhong Zeng beobachtet haben, ist die Windgeschwindigkeit seit Anfang dieses Jahrzehnts um sieben Prozent gestiegen – fast dreimal so viel wie die Rate, mit der sie in den vorangegangenen 30 Jahren gefallen war.

Ihre im Fachmagazin »Nature Climate Change« veröffentlichten Daten stammen von über 1400 Wetterstationen auf mittleren Breitengraden der Nordhalbkugel. Deren Standorte in Europa, Nordamerika und Asien decken sich mit den Weltregionen, in denen Forscher auch die vorherige Flaute zuerst festgestellt hatten. Für Windparks sind das gute Nachrichten: Die Leistung eines Windrads reagiert sehr empfindlich auf Veränderungen der Windgeschwindigkeit. Wehte der Wind 20 Prozent langsamer – die Prognose für 2100 bei anhaltender Flaute –, wäre der Windkraft-Output auf die Hälfte gesunken.

Der beschleunigte Wind weht viele der Theorien um, mit denen Wissenschaftler das Global Terrestrial Stilling bislang erklären wollten. Viele brachten menschengemachte Ursachen ins Spiel: Veränderungen der Vegetation oder Urbanisierung. Gerade Windkraftgegner spekulierten, dass immer mehr große Windparks gebaut würden, trüge dazu bei, den Wind global zu verlangsamen. Doch keiner dieser Trends hat mit der Windgeschwindigkeit eine Kehrtwende eingelegt, so dass er die neuen Daten erklären könnte.

Eine passendere Erklärung liefern Zeng und seine Kollegen gleich mit: Sie belegen einen statistischen Zusammenhang mit atmosphärischen Schwankungen über dem Ozean. Über Jahrzehnte oszillieren die Verteilungen von Druck und Wärme über dem Meer, im Einklang damit verändert sich ebenfalls die Geschwindigkeit der Meereswinde. Nach Meinung der Forscher könnte dasselbe Phänomen auch die Winde zu Lande beeinflussen. Wie genau, versuchen sie nun zu ermitteln, um daraus Vorhersagen für die kommenden mittleren Windgeschwindigkeiten zu treffen. Die typischen Zeitskalen solcher Oszillationen legen nahe, dass der Wind noch eine ganze Weile beschleunigen, in etwa zehn Jahren aber wieder bremsen wird. Das sind Zeiten, die mit der Lebensspanne eines Windrads vergleichbar sind. Entsprechende Prognosen könnten also helfen, den Windkraftausbau effizienter zu gestalten.

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