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Pyramiden: Weltwunder ehrenhalber

Da fällt das Wundern schwer: Von allen Sieben Weltwundern der Antike ist außer den Pyramiden von Gizeh kein einziges mehr erhalten. Die restlichen sechs waren teilweise schon zu Zeiten ihrer Aufnahme in die Liste Geschichte. Oder nicht einmal das – den Hängenden Gärten der Semiramis etwa sprechen manche Archäologen sogar ab, überhaupt je existiert zu haben.

Neue Wunder braucht die Welt, dachte sich daher eine Schweizer Initiative und lässt seit einigen Monaten im Internet abstimmen, welche Bauwerke sich in Zukunft zu den »Neuen Sieben Weltwundern« zählen dürfen. Damit nicht findige Internet-Manipulatoren das Gebäude-Ensemble »Wuppertaler Innenstadt« zum Weltwunder kürten, bestimmten Experten, welche der ursprünglich 77 Vorschläge in die Endrunde kommen sollten. Den verbleibenden 21 Finalisten können Besucher der Seite derzeit ihre Stimme geben.

Allerdings nicht ganz: Noch vor Ende der Wahl und Bekanntgabe der Ergebnisse am schicksalhaften 07.07.07 scheinen die ägyptischen Pyramiden bereits das Ziel erreicht zu haben – auf ihrer Website erklärten die Initiatoren jetzt die monumentalen Grabmäler zu »Kandidaten ehrenhalber«. Will heißen: Bis auf weiteres darf nicht mehr über sie abgestimmt werden. Dass sie trotzdem in der endgültigen Liste auftauchen werden, kann als gesichert gelten.

Hintergrund ist eine massive Empörung seitens der ägyptischen Antikenverwaltung. Ihr Chef Zahi Hawass (Bild, mit Hut) hatte die Initiative in der Vergangenheit vehement attackiert: Sie sei »lächerlich«, eine »Schande«, ein »plumper Werbegag«. Und überhaupt – eine Abstimmung sei völlig überflüssig, schließlich »leben die Pyramiden in den Herzen der Menschen weltweit.« Ein Treffen mit den Machern aus der Schweiz ließen er und Kulturminister Faruq Hosni (»Absurd!«) selbstverständlich platzen.

Das Risiko, dass die erwarteten 100 Millionen Abstimmungsteilnehmer zwar die Pyramiden im Herzen, aber die Freiheitsstatue im Sinn haben würden, wollten die Ägypter offenbar nicht eingehen. Zumal es Minister Hosni zufolge dem Filmemacher Bernard Weber, der die Wahl ins Leben rief und sich ganz in der Tradition eines Pierre de Coubertin, Gründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, sieht, insbesondere um die Vermarktung seiner eigenen Person gehen würde.

Des Eindrucks, dass hier aber in Wirklichkeit gleich zwei Experten des Selbstmarketings aufeinander prallten, kann man sich nicht ganz erwehren: Nicht zuletzt ist Zahi Hawass neben seiner archäologischen Arbeit für seine berüchtigten Auftritte bei der medienwirksamen Erkundung geheimer Pyramidengänge mittels Roboter oder etwa auch für seine exklusive Zusammenarbeit mit »National Geographic« bekannt.

Wer gewonnen hat, dürfte nun feststehen: In der offiziellen Bekanntmachung ließ das Organisationskomitee wissen, es sei »auch die Sichtweise der ägyptischen Antikenverwaltung in die Entscheidungsfindung mit eingeflossen«.

Jan Dönges

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