Zöliakie: Wenige Peptide verschulden Gluten-Intoleranz
Nur einige wenige, sehr spezielle Eiweißbruchstücke, die beim Verdauen von Getreideprodukten entstehen, sind die Wurzel des Übels der Gluten-Intoleranz, unter der Zoliakiepatienten leiden. Die kritischen Peptide werden – neben vielen anderen – frei, wenn das in Roggen, Weizen oder Gerste enthaltene Gluten, ein Gemisch verschiedener Klebereiweiße, im Verdauungstrakt nur unzureichend abgebaut wird. Unzerteilte Fragmente werden bei gesunden Menschen weit gehend im Darm zurückgehalten und ausgeschieden, bevor das Immunsystem sie bemerkt. Bei anfälligen Personen reizen die Peptide aber das Immunsystem zu Attacken, die im Lauf der Zeit die Darmschleimhaut schädigen und die Aufnahme von Vitaminen und Nährstoffen stört.
Bei chronisch Zöliakiekranken stellen sich demzufolge nach einiger Zeit Mangelerscheinungen ein, die Gehirn und Nervensystem, Knochen, Leber und verschiedene andere Organe betreffen. Als einziger Ausweg bleibt den unter Gluten-Intoleranz leidenden Menschen der lebenslange Verzicht auf sämtliche glutenhaltige Nahrungsmittel wie Brot, Kekse und Bier bis hin zu Nudeln und anderen Getreideprodukten.
Zur Überraschung der Forscher aktivieren sich nicht etwa viele unterschiedliche T-Zellen gegen eine große Bandbreite von unterschiedlichen Peptiden aus Gluten, sondern vielmehr wenige, ganz spezielle T-Antikörper in großer Zahl gegen wenige spezielle Peptide. Besonders stark wird dabei eine Antigen-Sequenz eines Peptids angegriffen, das zur Untergruppe der in Alkohol löslichen Glutenbestandteile aus Roggen, Weizen oder Gerste gehört: eine Sequenz der omega-Gliadine aus Weizen- beziehungsweise von C-Hordein aus Gerstengluten.
Der Befund könnte eine zukünftige Behandlung erleichtern – es ist nun denkbar, zielgerichtet Therapeutika zu entwickeln, die sich speziell gegen diese stark immunauslösenden Peptide richten und eine Aktivierung des Immunsystems dämpfen. Allerdings sind die Reaktionen der Körperabwehr bei der Zöliakie kompliziert und derzeit noch nicht gut genug verstanden. (jo)
Bei chronisch Zöliakiekranken stellen sich demzufolge nach einiger Zeit Mangelerscheinungen ein, die Gehirn und Nervensystem, Knochen, Leber und verschiedene andere Organe betreffen. Als einziger Ausweg bleibt den unter Gluten-Intoleranz leidenden Menschen der lebenslange Verzicht auf sämtliche glutenhaltige Nahrungsmittel wie Brot, Kekse und Bier bis hin zu Nudeln und anderen Getreideprodukten.
Nach neueren Erkenntnissen leidet fast jeder Hundertste an Zöliakie. Die meisten Betroffenen wissen es nicht einmal. Typische Symptome bei Kindern sind unter anderem Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung, Durchfall, Gewichtsverlust und Erbrechen; bei Erwachsenen Blutarmut, Arthritis, Osteoporose, Depression, Müdigkeit, Unfruchtbarkeit, Gelenkbeschwerden, Krämpfe oder Taubheitsgefühl in Händen und Füßen. Die Fallzahlen von Zöliakie sind in den letzten 50 Jahren offenbar erheblich gestiegen – aus noch unbekannter Ursache.
Diese Zusammenhänge sind im Prinzip seit Jahrzehnten bekannt, bislang aber war es nicht gelungen, die im komplexen Glutengemisch und seinen noch vielfältigeren Abbauprodukten enthaltenen Antigene genau zu identifizieren. Dies gelang nun einem Forscherteam um Jason Tye-Din von der University of Melbourne in Australien. Die Forscher hatten die Immunreaktionen im Blut von 200 freiwilligen Zoliakiekranken genau analysiert, nachdem diese Weizen-, Roggen- und Gerstenprodukte zu sich genommen hatten. Zur Überraschung der Forscher aktivieren sich nicht etwa viele unterschiedliche T-Zellen gegen eine große Bandbreite von unterschiedlichen Peptiden aus Gluten, sondern vielmehr wenige, ganz spezielle T-Antikörper in großer Zahl gegen wenige spezielle Peptide. Besonders stark wird dabei eine Antigen-Sequenz eines Peptids angegriffen, das zur Untergruppe der in Alkohol löslichen Glutenbestandteile aus Roggen, Weizen oder Gerste gehört: eine Sequenz der omega-Gliadine aus Weizen- beziehungsweise von C-Hordein aus Gerstengluten.
Der Befund könnte eine zukünftige Behandlung erleichtern – es ist nun denkbar, zielgerichtet Therapeutika zu entwickeln, die sich speziell gegen diese stark immunauslösenden Peptide richten und eine Aktivierung des Immunsystems dämpfen. Allerdings sind die Reaktionen der Körperabwehr bei der Zöliakie kompliziert und derzeit noch nicht gut genug verstanden. (jo)
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