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News: Weniger Knochenbrüche durch Herzmedikamente

Weltweit leiden mehrere Millionen Menschen an Osteoporose, einer Krankheit, welche die Stabilität der Knochen stark herabsetzt. Die Betroffenen können sich schon bei einem einfachen Sturz das Becken oder bei einer Umarmung eine Rippe brechen. Medikamente verhindern zwar, dass die Knochen weiterhin dünner werden, sie können sie aber nicht wieder aufbauen. Wissenschaftler fanden nun heraus, dass Herzmittel zur Senkung des Cholesterinspiegels scheinbar unerwartet auch Knochen zum Wachsen anregen.
In ähnlicher Weise, wie Straßenarbeiter eine reperaturbedürftige Straße ausbessern, erhält der Körper die Knochen – er schürft Löcher und füllt diese wieder mit frischem Material auf. Zwei Zelltypen sind bei diesem Vorgang aktiv, die Osteoclasten für den Knochenabbau sowie die Osteoblasten für den anschließenden Knochenaufbau. Zu Osteoporose kommt es dann, wenn der Körper die Knochensubstanz schneller auflöst, als er sie wieder erneuern kann. Medikamente gegen den Knochenschwund sowie Östrogen-Ersatz-Therapien verlangsamen das Abtragen von Knochenmasse, indem sie die Osteoclasten blockieren. Keines dieser Mittel ist jedoch imstande, den Gegenspieler zu stimulieren, um die verlorene Knochensubstanz wieder herzustellen.

Greg Mundy und seine Mitarbeiter von der Biotechnologie-Firma Osteoscreen und dem University of Texas Health Science Center beobachteten im Dezember 1999, dass Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels das Knochenwachstum bei Ratten und Mäusen drastisch ankurbelten. Obwohl in den USA mehr als zwölf Millionen Menschen diese Präparate als Herzmedikamente einnehmen, wusste bisher niemand, wie sie sich in Menschen auf die Knochenbildung auswirken. Mehrere Studien belegen nun, dass sie auch hier das Knochenwachstum anregen (Journal of the American Medical Association vom 28. Juni und The Lancet vom 24. Juni). In der umfangreichsten Untersuchung verglich Herschel Jick und sein Team von der Boston University School of Medicine Krankenberichte von 3 940 britischen Patienten im Alter von über 50 Jahren, die Knochenbrüche erlitten hatten, mit 23 379 Kranken, welche davon verschont blieben. Nachdem sie die Analyse von anderen Faktoren bereinigt hatten, welche die Knochenstärke beeinflussen, stellten sie fest, dass Personen, die Medikamente zur Absenkung des Cholesterinspiegels eingenommen hatten, bis zu 45 Prozent weniger Knochenbrüche aufwiesen. Der Rheumatologe Tim Spector vom St. Thomas Hospital in London und seine Kollegen berichteten in ihrer Studie, dass die Medikamente die Knochenfestigkeit scheinbar deutlich erhöhen. Indem sie die Auswirkungen von Hormontherapien, Alter, Körpergröße und -gewicht ausschlossen, fanden sie heraus, dass die Knochen von Frauen, die Cholesterin-senkende Mittel nehmen etwa acht Prozent mehr Knochenmasse besitzen als Patientinnen, die keine derartigen Medikamente schlucken.

"Das ist wirklich eine sehr eindrucksvolle Verringerung von Knochenbrüchen", meint der Endokrinologe Conrad Johnston von der Indiana School of Medicine in Indianapolis. Er warnt aber gleichzeitig davor, dass es noch zu früh für Ärzte sei, Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels gegen Osteoporose zu verschreiben. Um zu beweisen, dass die Mittel tatsächlich die Knochen von Menschen stärken und Knochenbrüchen vorbeugen, müssten zuerst klinische Tests durchgeführt werden, in denen Patienten zufällig entweder Anti-Cholesterin-Präparate oder Placebos verabreicht bekommen.

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