Umweltgesetzgebung: Weniger Müll und ein wenig Umweltschutz
Das Einwegflaschenpfand hat den Müll auf den Straßen reduziert und das Recycling gefördert. Die ökologisch vorteilhaften Mehrwegsysteme profitierten weniger als gehofft.
Seit mehr als sieben Jahren unterliegen Einwegverpackungen einer Pfandabgabe, die vor allem die ökologisch vorteilhaften Mehrwegsysteme stärken sollte – und das möglichst, ohne die Wirtschaft und die Verbraucher dabei unnötig zu stören. Ob dies gelungen ist, haben jetzt Wissenschaftler des bifa-Umweltinstituts im Auftrag des Bundesumweltamts untersucht. Sie bewerteten die ökologischen und ökonomischen Folgen der Entscheidung. Ihr Fazit: Der Gesamtnutzen der Pfandpflicht ist noch schwer zu bewerten – immerhin aber würde es sicher schaden, sie wieder abzuschaffen. Der Umweltschutz könnte indes stärker profitieren, wenn einem insgesamt transparenteren System ein wenig unter die Arme gegriffen würde.
Letzteres scheint gelungen, konstatieren nun die Wissenschaftler des bifa-Instituts. Sie hatten zuvor eine Vielzahl verschiedener Einzelstudien zusammenfassend ausgewertet und Fachgespräche und Interviews geführt – etwa mit Vertretern der Getränkeindustrie, Packmittelherstellern, Entsorgungsunternehmen, Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden oder den für die Abfallwirtschaft zuständigen Landes- und Bundesministerien. Die Erhebung zeige, so die Studienleiter, dass die Pfandpflicht auf Einwegverpackungen eindeutig zu weniger Müll auf Straßen und Plätzen geführt hat. Außerdem würden sich die Einwegbehälter aus Plastik oder Aluminium nun besser verwerten lassen, da sie mehr und sortenrein gesammelt werden.
Noch schwer zu bewerten, so die Forscher, seien Sekundäreffekte, die die Pfandpflicht nach sich gezogen haben könnte: etwa die Bedeutung des Pfands als Zusatzeinkommen für sozial Benachteiligte. Insgesamt aber sei das Einwegpfand ökonomisch gesehen für die vor Jahren grundsätzlich kritisch eingestellten Unternehmen mittlerweile lohnend – vor allem, nachdem die Investitionen für den Aufbau einer funktionierenden Rücknahme-Infrastruktur ja nun geleistet sind. Handel und Abfüller streben sogar vermehrt Einwegsysteme an, weil sie zum Beispiel durch die so genannten Pfandschlupf-Erträge oder den Verkauf der Sekundärrohstoffe unter dem Strich Geld einnehmen. Genau dies war aber nicht im Sinne der Erfinder des Systems: Eigentlich sollte das Pfand auf Einwegverpackungen ja die ökologisch vorteilhaften Mehrwegsysteme stärken.
Die Studie liefert auch mehrere Vorschläge, um das jetzige Pfandsystem zu verbessern. So soll Transparenz helfen: Alle Verpackungen sollten mit einem klaren "EINWEG" oder "MEHRWEG" gekennzeichnet werden, um die informierte Verbraucherwahl zu erleichtern. Eine Werbe- und Aufklärungskampagne soll gleichzeitig möglichst viele Menschen noch einmal über die Vorzüge von Mehrwegsystemen informieren. Als weniger viel versprechend bewertet die Studie einige in der Diskussion stehenden Alternativen zum derzeit praktizierten Pfandsystem. So könnten zum Beispiel handelbare Zertifikate für Einwegverpackungen das Pfand zwar ergänzen oder ersetzen. Dies würde aber womöglich größeren Marktteilnehmern mehr nützen – und am Ende dem Wettbewerb um ökologische und ökonomische Effizienz dann eher schaden.
Eine zurückhaltende Absage erteilen die Studienleiter übrigens einem weiteren Alternativvorschlag, den der Naturschutzbund NABU in die Debatte geworfen hatte: Die ökologisch nachteiligen Einwegverpackungen mit einer Zusatzsteuer zu belasten. Dieser Weg einer Steuererhöhung sei in der Öffentlichkeit einfach zu schwer vermittelbar – zumindest sollte abgewartet werden, wie ein den NABU-Vorstellungen ähnliches Vorgehen, das in den Niederlanden nun umgesetzt wird, sich in der Praxis bewährt. (jo)
Bereits seit Anfang der 1990er Jahre hatte die bundesweite Verpackungsverordnung Mehrweggetränkeverpackungen wegen ihrer ökologischen Vorteile zu fördern gesucht. Seit 2003 unterlagen Einweggetränkeverpackungen dann auch einer Pfandpflicht, mit der die Gesetzgeber die Marktteilnehmer in eine ökologisch wünschenswerte Richtung lenken wollten: So sollten Getränke nicht nur in größerer Zahl zur Verringerung der Umweltbelastung in Mehrweg- oder "ökologisch vorteilhaften Einweggetränkeverpackungen" abgefüllt werden – angedacht war zudem, durch die Pfandpflicht dafür zu sorgen, dass die wieder eingesammelten Einweggetränkeverpackungen möglichst sortiert erfasst und deshalb auch möglichst kostengünstig und effizient recycelt werden können. Insgesamt, so die Idee, dürfte dies zudem dazu führen, dass deutlich weniger Verpackungsmüll die Umwelt verschmutzt.
Letzteres scheint gelungen, konstatieren nun die Wissenschaftler des bifa-Instituts. Sie hatten zuvor eine Vielzahl verschiedener Einzelstudien zusammenfassend ausgewertet und Fachgespräche und Interviews geführt – etwa mit Vertretern der Getränkeindustrie, Packmittelherstellern, Entsorgungsunternehmen, Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden oder den für die Abfallwirtschaft zuständigen Landes- und Bundesministerien. Die Erhebung zeige, so die Studienleiter, dass die Pfandpflicht auf Einwegverpackungen eindeutig zu weniger Müll auf Straßen und Plätzen geführt hat. Außerdem würden sich die Einwegbehälter aus Plastik oder Aluminium nun besser verwerten lassen, da sie mehr und sortenrein gesammelt werden.
Noch schwer zu bewerten, so die Forscher, seien Sekundäreffekte, die die Pfandpflicht nach sich gezogen haben könnte: etwa die Bedeutung des Pfands als Zusatzeinkommen für sozial Benachteiligte. Insgesamt aber sei das Einwegpfand ökonomisch gesehen für die vor Jahren grundsätzlich kritisch eingestellten Unternehmen mittlerweile lohnend – vor allem, nachdem die Investitionen für den Aufbau einer funktionierenden Rücknahme-Infrastruktur ja nun geleistet sind. Handel und Abfüller streben sogar vermehrt Einwegsysteme an, weil sie zum Beispiel durch die so genannten Pfandschlupf-Erträge oder den Verkauf der Sekundärrohstoffe unter dem Strich Geld einnehmen. Genau dies war aber nicht im Sinne der Erfinder des Systems: Eigentlich sollte das Pfand auf Einwegverpackungen ja die ökologisch vorteilhaften Mehrwegsysteme stärken.
"Nach wie vor ist Mehrweg die richtige Entscheidung für die Umwelt"
(Jochen Flasbarth)
Gelungen ist dies nur beim Verkauf von Bier, wo sich die Mehrwegquote oberhalb des auch vor dem Einwegpfand schon hohen Niveaus stabilisiert hat. Schlechter sieht es bei den nach neuen Umweltbilanzen unschlagbaren Plastik-Mehrwegflaschen aus: Mehrweg-PET-Flaschen verbrauchen bei der Produktion und beim Transport noch weniger Energie als Mehrwegglasflaschen; leider setzten sie sich aber im Handel nicht so durch wie erwünscht. Der Präsident des Bundesumweltamts, Jochen Flasbarth, hofft hier weiter auf die Verbraucher: "Nach wie vor ist Mehrweg die richtige Entscheidung für die Umwelt." (Jochen Flasbarth)
Die Studie liefert auch mehrere Vorschläge, um das jetzige Pfandsystem zu verbessern. So soll Transparenz helfen: Alle Verpackungen sollten mit einem klaren "EINWEG" oder "MEHRWEG" gekennzeichnet werden, um die informierte Verbraucherwahl zu erleichtern. Eine Werbe- und Aufklärungskampagne soll gleichzeitig möglichst viele Menschen noch einmal über die Vorzüge von Mehrwegsystemen informieren. Als weniger viel versprechend bewertet die Studie einige in der Diskussion stehenden Alternativen zum derzeit praktizierten Pfandsystem. So könnten zum Beispiel handelbare Zertifikate für Einwegverpackungen das Pfand zwar ergänzen oder ersetzen. Dies würde aber womöglich größeren Marktteilnehmern mehr nützen – und am Ende dem Wettbewerb um ökologische und ökonomische Effizienz dann eher schaden.
Eine zurückhaltende Absage erteilen die Studienleiter übrigens einem weiteren Alternativvorschlag, den der Naturschutzbund NABU in die Debatte geworfen hatte: Die ökologisch nachteiligen Einwegverpackungen mit einer Zusatzsteuer zu belasten. Dieser Weg einer Steuererhöhung sei in der Öffentlichkeit einfach zu schwer vermittelbar – zumindest sollte abgewartet werden, wie ein den NABU-Vorstellungen ähnliches Vorgehen, das in den Niederlanden nun umgesetzt wird, sich in der Praxis bewährt. (jo)
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