Hirnforschung: Wenn Affen einen Hund für ein Nashorn halten
Das menschliche Gehirn ist jedem Computer in vielerlei Hinsicht überlegen. So erkennen wir einen Hund leicht als solchen, unabhängig von Blickwinkel, Entfernung oder Beleuchtung – und das, obwohl wir ihn nur als zweidimensionales Lichtmuster auf unserer Netzhaut wahrnehmen. Wie bewältigt das Gehirn eine derart komplexe Aufgabe?
Eine gängige Erklärung geht davon aus, dass wir jedes Objekt in der Regel für eine gewisse Zeit sehen, in der sich die Betrachtungsverhältnisse – wie seine Orientierung, der Abstand zu ihm und der Lichteinfall – allmählich ändern. So lernen wir schon früh im Leben die verschiedenen Erscheinungsformen eines Gegenstands kennen und prägen sie uns unbewusst ein.
Diese Theorie haben Nuo Li und James Di Carlo vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) nun an Affen untersucht. Sie maßen die Aktivität von Neuronen im Unteren Temporallappen, die selektiv auf Objekte reagieren: Bestimmte Zellen etwa feuern vorzugsweise dann, wenn das Bild eines Hundes auf der Netzhaut erscheint. Bei dem Experiment sahen die Affen jeweils ein Objekt auf einem Bildschirm, dessen Größe sich änderte – so, als würde es näher kommen oder sich entfernen. Doch manchmal verwandelte es sich plötzlich in ein anderes, zum Beispiel ein Hund in ein Nashorn.
Wenn die Forscher dieses Spiel lange genug trieben, begann sich die Hirnaktivität der Affen zu verändern. Beispielsweise feuerten Neuronen, die vorher auf Hunde spezialisiert waren, auf einmal auch bei Nashörnern. Teilweise stellten sie sich ganz um. Li und Di Carlo werten das als Bestätigung für die erwähnte Theorie der Objekterkennung beim Menschen.
Manuela Kuhar
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