News: Wenn dem Wurm die Lichter ausgehen
Seiner gläsernen Durchsichtigkeit verdankt er auch seinen neuesten Ruhm, ebenso wie der Tatsache, dass er lediglich acht Nervenzellen besitzt, die auf einen speziellen Botenstoff im Gehirn ansprechen: Dopamin. Genau jene Zellen sterben bei der Parkinson-Krankheit des Menschen auf bislang noch rätselhafte Weise ab und führen zum auffälligen Zittern der Betroffenen. Obwohl einige genetisch bedingte Parkinson-Fälle bekannt sind, stehen besonders toxische Stoffe im Verdacht, den Zelltod auszulösen – so auch freie Sauerstoffradikale, die mit hoher Aggressivität Zellschäden verursachen können.
Um diese Theorie zu verfolgen, markierte Richard Nass von der Vanderbilt University die auf Dopamin ansprechenden Neurone, indem er den Würmern ein Gen einpflanzte, das diese Nervenzellen grün aufleuchten ließ. Dann setzte er seine Versuchstiere der giftigen Substanz 6-Hydroxydopamin (6-OHDA) aus. Dieser Verwandte des Dopamins kann freie Sauerstoffradikale bilden und lässt sich in Urin- und Gehirnproben von Parkinson-Patienten nachweisen.
Daraufhin ging den Würmern schnell das fluoreszierende Leuchten verloren. Offensichtlich saugte das Dopamintransportsystem der entsprechenden Nervenzellen in rasantem Tempo 6-OHDA ins Zellinnere, wo sich ihre verheerende Wirkung entfalten konnte. Innerhalb weniger Stunden begann sich das Licht zu verdunkeln, und nach 24 bis 48 Stunden war der neuronale Tod besiegelt und das Schimmern endgültig verschwunden.
Um sich davon zu vergewissern, dass der Verlust der Fluoreszenz wirklich auf das Absterben der Nervenzellen – und nicht nur auf ein Verblassen – zurückzuführen war, fertigte Nass im Labor von David Hall am Albert Einstein College of Medicine in New York Hunderte ultradünner Schnitte der verstorbenen Würmer an. Der Blick durchs Mikroskop beseitigte jeden Zweifel: Die Nervenzellen waren durch die giftige Behandlung mit 6-OHDA abgestorben.
Nun soll Caenorhabditis elegans dabei helfen, Entstehung und Fortschreiten der Parkinson-Krankheit beim Menschen zu entschlüsseln. So wenig äußere Ähnlichkeit beide Spezies auch teilen, zeigt der Wurm doch immer wieder ähnliche Stoffwechselprozesse wie der Mensch und macht so eine Übertragung der Ergebnisse wenigstens in engen Grenzen möglich.
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