Traumaforschung: Wenn die Erinnerung nicht nachlässt
Traumatische Erlebnisse lösen bei allen Menschen Angst aus. Während die meisten im Laufe der Zeit darüber hinwegkommen, wird das Leben einiger fortan von der Erinnerung an das Trauma bestimmt. Kann man den Unterschied zwischen diesen Gruppen an bestimmten Gehirnstrukturen erkennen?
Auch eine Pfütze kann Panik auslösen, Angst und Hilflosigkeit – wenn sie an das Wasser erinnert, das plötzlich kam und alles mitnahm, was nicht niet- und nagelfest war und sich schmerzhaft ins Gedächtnis einbrannte. Bei den meisten Menschen nimmt diese Reaktion auf an sich ungefährlichen Reize im Laufe der Zeit wieder ab und verschwindet irgendwann ganz. Die Verbindung dieser Reize mit dem Trauma ist dann gelöscht.
Bei manchen Menschen versagt dieser Löschungsmechanismus: Auch wenn sie häufig nicht erklären können warum, lösen bestimmte Situationen immer wieder Angstattacken aus. Diese Sonderform der Angststörung nennt man posttraumatische Belastungsstörung (post-traumatic-stress-disorder, PTSD). Sie bringt als Symptome neben Angstattacken Alpträume, Schlaflosigkeit und Gedächtnisverlust mit sich und macht den Betroffenen ein normales Leben unmöglich. Eine erfolgversprechende Therapie gibt es bis heute nicht.
Die Krankheit gibt Forschern bisher viele Rätsel auf. Ungeklärt ist vor allem die Frage, warum bei manchen Menschen die Verknüpfung neutraler Objekte mit dem Trauma – also der Pfütze mit einem Tsunami – nachlässt, bei anderen jedoch ins Gehirn eingebrannt ist. Um dies zu erforschen, zeigten Wissenschaftler der medizinischen Fakultät der Harvard-Universität Probanden ohne Angststörung Bilder von Räumen, die entweder rot oder blau beleuchtet waren. Bei einer der Farben bekamen die Probanden unangenehme Stromstöße. Anschließend sahen sie alle Bilder noch einmal ohne zusätzliche Reize, um die Assoziation von Schmerz und Farbe wieder zu löschen.
Am nächsten Tag testeten die Forscher, ob die Löschung erfolgreich war, oder ob die Probanden immer noch mit Angst auf die mit Stromstößen verbundene Farbe reagierten. Dafür nutzten sie eine jedem bekannte Reaktion des Körpers auf Angst oder Aufregung: feuchte Hände. Je mehr Angst jemand empfindet, desto mehr schwitzen seine Hände. Damit steigt die elektrische Leitfähigkeit der Haut, die mit Hilfe zweier Elektroden an den Handtellern gemessen werden kann.
Tatsächlich zeigten sich Unterschiede zwischen den Probanden. Manche reagierten auf Bilder in beiden Farben gleich. Ihr Gehirn schien vergessen zu haben, dass mit einer der Farben ein schmerzhafter Reiz verbunden war, andere reagierten darauf erkennbar ängstlicher. Der Zusammenhang von Farbe und Schmerz war also in ihrem Gehirn noch gespeichert.
Um zu überprüfen, ob sich die Gehirnstrukturen der unterschiedlich reagierenden Probanden voneinander unterscheiden, verglichen die Forscher Bilder der Gehirne der Kandidaten aus einem Magnetresonanztomographen. Als mögliche Ursache für einen Unterschied in der Reaktion hatten die Wissenschaftler vier Hirnregionen im Verdacht, die alle an der Verarbeitung von Angstreizen beteiligt sind. Tatsächlich fanden sie in einer dieser Regionen direkt über dem Auge einen Zusammenhang nach dem Motto "je dicker, desto besser".
Die Region, der ventromediale präfrontale Cortex, gilt als Verbindung zwischen dem Gedächtnis und dem Angstzentrum des Gehirns, der Amygdala. Nur wenn sie vergleichsweise dünn war, zeigten die Probanden am zweiten Tag des Versuchs unbegründet Angst.
Viel weiter ist man mit diesem Ergebnis noch nicht. Um die Entstehung der Krankheit voll zu verstehen, müssen erst Menschen vor und nach einem traumatischen Erlebnis untersucht werden. Dies zu erreichen wird sehr aufwendig sein. Angedacht ist, Personengruppen wie beispielsweise Feuerwehrleute oder Polizisten zu untersuchen, bei denen die Wahrscheinlichkeit, ein Trauma zu erleiden, erhöht ist.
Interessant könnten die Ergebnisse auch für die Therapie von Angststörungen sein. Damit ein Patient seine Spinnenphobie verliert, konfrontiert man ihn mit einer ungefährlichen Spinne. Da sie harmlos ist und nichts passiert, wird die Angstreaktion allmählich schwächer, bis sie irgendwann ganz verschwindet. Bei manchen wirkt eine solche Expositionstherapie jedoch nicht – vielleicht ist auch hierfür die Unfähigkeit des Gehirns, Ängste zu verlernen die Ursache. Vielleicht kann solchen Patienten in Zukunft ein für sie ungeeigneter – und unangenehmer – Therapieversuch durch einen Blick ins Gehirn erspart werden.
Bei manchen Menschen versagt dieser Löschungsmechanismus: Auch wenn sie häufig nicht erklären können warum, lösen bestimmte Situationen immer wieder Angstattacken aus. Diese Sonderform der Angststörung nennt man posttraumatische Belastungsstörung (post-traumatic-stress-disorder, PTSD). Sie bringt als Symptome neben Angstattacken Alpträume, Schlaflosigkeit und Gedächtnisverlust mit sich und macht den Betroffenen ein normales Leben unmöglich. Eine erfolgversprechende Therapie gibt es bis heute nicht.
Die Krankheit gibt Forschern bisher viele Rätsel auf. Ungeklärt ist vor allem die Frage, warum bei manchen Menschen die Verknüpfung neutraler Objekte mit dem Trauma – also der Pfütze mit einem Tsunami – nachlässt, bei anderen jedoch ins Gehirn eingebrannt ist. Um dies zu erforschen, zeigten Wissenschaftler der medizinischen Fakultät der Harvard-Universität Probanden ohne Angststörung Bilder von Räumen, die entweder rot oder blau beleuchtet waren. Bei einer der Farben bekamen die Probanden unangenehme Stromstöße. Anschließend sahen sie alle Bilder noch einmal ohne zusätzliche Reize, um die Assoziation von Schmerz und Farbe wieder zu löschen.
Am nächsten Tag testeten die Forscher, ob die Löschung erfolgreich war, oder ob die Probanden immer noch mit Angst auf die mit Stromstößen verbundene Farbe reagierten. Dafür nutzten sie eine jedem bekannte Reaktion des Körpers auf Angst oder Aufregung: feuchte Hände. Je mehr Angst jemand empfindet, desto mehr schwitzen seine Hände. Damit steigt die elektrische Leitfähigkeit der Haut, die mit Hilfe zweier Elektroden an den Handtellern gemessen werden kann.
Tatsächlich zeigten sich Unterschiede zwischen den Probanden. Manche reagierten auf Bilder in beiden Farben gleich. Ihr Gehirn schien vergessen zu haben, dass mit einer der Farben ein schmerzhafter Reiz verbunden war, andere reagierten darauf erkennbar ängstlicher. Der Zusammenhang von Farbe und Schmerz war also in ihrem Gehirn noch gespeichert.
Um zu überprüfen, ob sich die Gehirnstrukturen der unterschiedlich reagierenden Probanden voneinander unterscheiden, verglichen die Forscher Bilder der Gehirne der Kandidaten aus einem Magnetresonanztomographen. Als mögliche Ursache für einen Unterschied in der Reaktion hatten die Wissenschaftler vier Hirnregionen im Verdacht, die alle an der Verarbeitung von Angstreizen beteiligt sind. Tatsächlich fanden sie in einer dieser Regionen direkt über dem Auge einen Zusammenhang nach dem Motto "je dicker, desto besser".
Die Region, der ventromediale präfrontale Cortex, gilt als Verbindung zwischen dem Gedächtnis und dem Angstzentrum des Gehirns, der Amygdala. Nur wenn sie vergleichsweise dünn war, zeigten die Probanden am zweiten Tag des Versuchs unbegründet Angst.
Viel weiter ist man mit diesem Ergebnis noch nicht. Um die Entstehung der Krankheit voll zu verstehen, müssen erst Menschen vor und nach einem traumatischen Erlebnis untersucht werden. Dies zu erreichen wird sehr aufwendig sein. Angedacht ist, Personengruppen wie beispielsweise Feuerwehrleute oder Polizisten zu untersuchen, bei denen die Wahrscheinlichkeit, ein Trauma zu erleiden, erhöht ist.
Interessant könnten die Ergebnisse auch für die Therapie von Angststörungen sein. Damit ein Patient seine Spinnenphobie verliert, konfrontiert man ihn mit einer ungefährlichen Spinne. Da sie harmlos ist und nichts passiert, wird die Angstreaktion allmählich schwächer, bis sie irgendwann ganz verschwindet. Bei manchen wirkt eine solche Expositionstherapie jedoch nicht – vielleicht ist auch hierfür die Unfähigkeit des Gehirns, Ängste zu verlernen die Ursache. Vielleicht kann solchen Patienten in Zukunft ein für sie ungeeigneter – und unangenehmer – Therapieversuch durch einen Blick ins Gehirn erspart werden.
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