News: Wenn die Höhe krank macht
Peter Baertsch vom Universitätsklinikum Heidelberg und seine Arbeitsgruppe haben nun gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Zürich und Seattle geklärt, welcher Mechanismus dem Lungenödem zugrunde liegt. Demnach sammelt sich Wasser in der Lunge, weil der Körper auf den akuten Sauerstoffmangel oberhalb von 3500 Metern reagiert: Die Blutgefässe sind stark verengt, der Blutdruck in der Lunge steigt an, während der äußere Luftdruck abnimmt. Dabei werden die feinen Blutgefäße, von denen die Lungenbläschen umgeben sind, durch den starken Druck von innen leck: Flüssigkeit wird in das Innere der Bläschen gepresst.
Mit seiner Studie hat Baertsch auch die lang gehegte Vermutung ausgeräumt, dass eine der Ursachen für das Lungenödem in großer Höhe entzündliche Reaktionen in der Lunge sind. Seine Untersuchungen nahm der Höhenmediziner im Monte-Rosa-Massiv vor, dessen Gipfelhütte Margherita eine höhenmedizinisches Labor beherbergt. Zehn Bergsteiger, die zum Höhenödem neigen, und sechs nicht vorbelastete Personen wurden jeweils bei 450 Metern und auf dem Gipfel bei 4600 Metern auf Herz- und Lungenfunktion gecheckt.
In niedriger Höhe konnten dabei keine Veränderungen festgestellt werden. Bei den Studienteilnehmern, die jedoch nach 24 Stunden auf dem Gipfel ein Ödem entwickelten, fanden sich rote Blutkörperchen und große Eiweißmoleküle in der Ödemflüssigkeit, dagegen aber keine weißen Blutzellen oder andere Anzeichen einer Entzündung. "Nun verstehen wir auch, warum Cortison, das Entzündungsreaktionen hemmt, bei der Behandlung des Höhenlungenödems keine Wirkung hat", sagt Baertsch.
Etwa sechs Prozent der Bevölkerung bekommt beim schnellen Aufstieg auf über 3000 Meter eine akute Höhenkrankheit. Wer betroffen ist, lässt sich nicht vorhersagen. "Selbst im Hochdrucklabor, wo wir die äußeren Bedingungen großer Höhen exakt simulieren können, kann eine Anfälligkeit nicht sicher festgestellt werden", erklärt Baertsch. Vor Höhenkrankheit ist niemand geschützt, auch Ausdauertrainierte und langjährige Bergsteiger können betroffen sein. "Schützen kann eine langsame Anpassung an die Höhe, also etwa 500 Meter Aufstieg pro Tag", empfiehlt der Mediziner. Treten Alarmzeichen wie Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit und Konzentrationsstörungen auf, sollte der Abstieg angetreten werden.
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