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News: Wenn es schwarz wird vor Augen

Für viele Leute ist der Schrecken bei einer Operation nicht das Messer. Es ist die Betäubung. Keine Wahrnehmung der Außenwelt mehr zu haben, nicht kontrollieren zu können, was mit einem passiert, sich hinterher nicht einmal daran erinnern zu können - das jagt ihnen viel mehr Furcht ein. Und hinzu kommt, dass die Mediziner bis heute noch immer nicht wissen, was dabei eigentlich auf zellulärer Ebene vor sich geht.
Anfang des 19. Jahrhunderts hielten anerkannte Ärzte die ersten Berichte über Operationen unter Betäubung für "Humbug" – ihrer Ansicht nach gehörten das Messer und der Schmerz untrennbar zusammen. Zum Glück haben sich die Meinungen in der Zwischenzeit geändert. Dem Anästhesisten von heute steht eine ganze Reihe unterschiedlicher Betäubungsmittel zur Verfügung, deren Eigenschaften genauestens bekannt sind. Mit einer Ausnahme: Niemand weiß, was eigentlich in der Zelle passiert, wenn das Betäubungsmittel sie über die Blutbahn erreicht.

Aber immerhin gibt es eine Theorie. Und auf dem Jahrestreffen der American Society of Anesthesiologists im Oktober 2000 verkündete Issaku Ueda von der University of Utah in Salt Lake City Ergebnisse, nach denen es anscheinend auf die Größe der Proteine im Gehirn ankommt.

Als erstes Testmolekül untersuchten Ueda und sein Team das Leuchtenzym Luziferase aus Glühwürmchen. Mit kalorimetrischen und spektroskopischen Methoden verfolgten sie den Einfluss von Betäubungsmitteln auf das Protein und stellten fest, dass es sich in Gegenwart der Substanzen ausdehnte. Gaben die Forscher zusätzlich die Fettsäure Myristinsäure in die Lösung, schrumpfte die Luziferase wieder.

Der Zusammenhang mit der Anästhesie wird durch einen zweiten Versuch klar, diesmal an lebenden Goldfischen. Die Tiere waren auf vier Becken verteilt, die alle mit dem Betäubungsgas Halothane versetzt waren. In das erste kamen keine weiteren Wirkstoffe, in die drei anderen mischten die Wissenschaftler unterschiedliche Konzentrationen von Myristinsäure. Nach 30 Minuten testeten sie den Zustand der Fische mit schwachen elektrischen Stromstößen. Dabei versuchten umso mehr Fische davonzuschwimmen, je höher die Konzentration der Fettsäure in ihrem Becken war. Die Kontrolltiere waren dagegen gut betäubt.

Die Resultate lüften nicht nur den Schleier über dem Geheimnis der Vollnarkose ein wenig, sie öffnen auch die Tür zur Entwicklung von Wirkstoffen, die eine Betäubung wieder aufheben. Das hilft Patienten, nach einer Operation schneller zu erwachen, und vor allem hätte der Anästhesist ein effektives Mittel, um beim seltenen, aber gefährlichen Komplikationen schnell einzugreifen.

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