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News: Wenn Mäuse und Menschen nach der Mama rufen...

... dann klingt das ziemlich ähnlich. Bei der Analyse von jugendlichem Mäusefiepen und der Reaktion der Mutter entdeckten zwei Wissenschaftler, dass die Tiere Geräusche ähnlich wahrnehmen und verarbeiten wie Menschen. Die Nager reagieren insbesondere auf tiefe Frequenzen, die auch bei der menschlichen Sprache wichtig sind. Die Sprachwahrnehmung des Menschen könnte demnach auf eine lange evolutionäre Vergangenheit zurückblicken.
Wenn Sie diesen Text einem Freund laut vorlesen, dann wird ein ziemlich komplizierter Vorgang ablaufen: Zunächst erzeugt ein ausgeklügeltes Zusammenspiel Ihres Stimmapparates aus Zunge, Lippen und Stimmbändern ein charakteristisches Muster aus Schalldruckschwankungen mit verschiedenen Frequenzen. Diese Druckschwankungen gelangen in das Ohr Ihres Gegenübers, das diese in Sinnesreize umwandelt. Das Gehirn analysiert daraufhin die erzeugten elektrischen Signale, wandelt sie quasi wieder in Sprache um und versteht – hoffentlich – das von Ihnen Gesagte.

Sprache und Sprachwahrnehmung – für uns selbstverständlich – muss sich im Laufe der Evolution bei unseren Vorfahren erst entwickelt haben. Tiere sind noch nicht zu einer differenzierten Sprache fähig, dennoch können sie bestimmte, unterscheidbare Laute von sich geben. So fangen Mäusebabys an zu fiepen, wenn sie den Kontakt zur Mutter oder zu den Geschwistern verlieren. Und diese so genannten Gerangellaute haben Günter Ehret von der Universität Ulm und Sabine Riecke von der Universität Konstanz näher analysiert.

Das von den Forschern gemessene Schallspektrogramm der Gerangellaute der Mäusejungen zeigt eine charakteristische Struktur von übereinander liegenden Frequenzbändern. Diese Struktur kennen Wissenschaftler auch von der menschlichen Sprache: Das Spektrogramm eines Vokals besteht ebenfalls aus übereinander liegenden Frequenzbändern, die als Formanten bezeichnet werden.

Wenn Mäuse ähnlich strukturierte Laute wie Menschen von sich geben, nehmen sie diese dann auch ähnlich wahr? Um das zu testen, spielten die beiden Forscher den Muttertieren künstliche Gerangellaute vor. Dabei zeigte sich, dass die Mäuse sehr deutlich eine Formantstruktur wahrnehmen: Das gehörte Signal muss aus mindestens drei Formanten bestehen, damit die Tiere antworten. Dabei reagieren sie besonders auf tiefere Frequenzen zwischen drei und zwölf Kilohertz, obwohl sie höhere Frequenzen zwischen zwölf und 20 Kilohertz besser wahrnehmen. Interessanterweise liegen die Frequenzen der Formanten menschlicher Vokale ebenfalls in dem tiefen Bereich zwischen zwei und fünf Kilohertz.

Ehret und Riecke schließen hieraus, dass Mäuse spezielle akustische Muster wie Menschen wahrnehmen können. Das könnte bedeuten, dass sich die Voraussetzung zur differenzierten Sprachwahrnehmung schon früh in der Evolution entwickelt hat – lange bevor der Mensch sein erstes Wort sprach.

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