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News: Wenn Sie die Nase voll haben...

Draußen ist es kalt und ungemütlich, und alle um Sie herum schniefen und husten. Läuft Ihnen auch schon ununterbrochen die Nase? Brauchen Sie ständig ein Taschentuch? Schneuzen Sie bloß nicht! Englischen Wissenschaftlern zufolge macht das alles nur noch schlimmer. Denn mit jedem Naseputzen pressen Sie Schleim in die Nebenhöhlen, der dort nichts verloren hat. Niesen und Husten ist dagegen völlig ungefährlich - zumindest für Sie. Für Ihre Mitmenschen vielleicht weniger...
Normalerweise befindet sich in den Nasennebenhöhlen nur Luft. Während einer Erkältung füllen sie sich jedoch bei 85 Prozent der Betroffenen mit einem zähen Schleim, dessen Herkunft bisher etwas rätselhaft war – denn die Nebenhöhlen selbst können gar keinen Schleim produzieren.

Jack Gwaltney und Birgit Winther von der University of Virginia in Charlottesville wollten der Herkunft dieses Schleims endlich mal auf den Grund gehen. Sie untersuchten computertomographische Aufnahmen (CT) von Erkälteten und entdeckten dabei noch ein weiteres Mysterium: Der Schleim war voller Luftblasen! Da er jedoch sehr zäh ist, konnte das nicht erst in den Nebenhöhlen entstanden sein. "Dafür müßten Sie Ihren Kopf in einen Preßlufthammer stecken", erklärt Gwaltney.

Um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, steckten die Wissenschaftler vier Freiwilligen dünne, strohhalmartige Druckmeßgeräte in jeweils ein Nasenloch. Die Versuchskandidaten mußten anschließend husten, sich die Nase putzen oder niesen – ausgelöst durch einen Baumwolltupfer mit Histaminen, der ihnen in die Nase gesteckt wurde.

Jeder Schneuzer produzierte einen drastischen Druckunterschied. Innerhalb einer Sekunde schoß der Druck auf Werte von 8800 Pascal empor, was in etwa dem halben Druck in einer Hauptarterie entspricht. Anschaulich erläutert Gwaltney die Folgen: "Würden Sie diese Arterie durchschneiden, würde das Blut bis an die Decke spritzen."

Ein Computerprogramm hat berechnet, daß dieser Druck ausreicht, um einen Milliliter des zähflüssigen Schleims in die Nebenhöhlen zu pressen. Niesen und Husten erzeugen dagegen nur ein Zehntel des Drucks und sind wohl kaum in der Lage, den Schleim in Bewegung zu setzen.

Um die Berechnungen zu überprüfen, verabreichten die Forscher zehn weiteren Versuchspersonen künstlichen Schleim, den sie aus einem zuckerhaltigen Gel herstellten. Mit einem CT-Scanner verfolgten sie seine Spur. Nach einem Niesen oder Husten blieb das Gel in der Nase hängen. Ein kräftiger Schneuzer dagegen katapultierte den künstlichen Schleim tief in die Nasennebenhöhlen.

Ronald Turner von der Medical University of South Carolina in Charleston ist gegenüber den Ergebnissen etwas skeptisch. Seiner Erfahrung zufolge bekommen Patienten mit einer Erkältung selten heftige Entzündungen der Nebenhöhlen. Winther gibt jedoch zu bedenken, daß Naseputzen womöglich die Dauer einer Erkältung verlängern kann, da die Erreger zurückgehalten werden. Auch könnte die Erkrankung deutlich unangenehmer werden, wenn entzündungsauslösende Substanzen in die Nebenhöhlen gelangen. Sie empfiehlt daher, eine Erkältung von Anfang an mit Antihistaminika und Ibuprofen zu behandeln, um die Schleimbildung zu unterdrücken.

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