News: Wenn sieben blau ist
Synästhesie tritt schätzungsweise bei einem von 2000 Menschen auf – wobei Frauen weitaus häufiger betroffen sind –, doch die Ursachen dieser parallelen Sinnesempfindungen sind jedoch immer noch rätselhaft. Jetzt versuchte Julia Nunn vom Londoner Goldsmiths College den neurologischen Ursachen der Synästhesie näher auf den Grund zu gehen. Hierfür verwendete sie zusammen mit ihren Kollegen die funktionelle Kernspinresonanztomographie, mit der Hirnaktivitäten auf kleinsten Raum beobachtet werden können. Damit konnten die Wissenschaftler verfolgen, wie die visuellen Zentren in der Großhirnrinde der Versuchspersonen reagierten, wenn diese bestimmte Klänge oder Wörter hörten.
Hierbei zeigten sich deutliche Unterschiede in den Hirnaktivitäten von Synästhetikern und Nicht-Synästhetikern: Bei Personen, die regelmäßig bei einem bestimmten Wort eine bestimmte Farbe wahrnehmen, regten sich die visuellen Areale V4 und V8 der linken Großhirnrinde, wenn sie das entsprechende Wort hörten. Und diese Hirnareale, die bei der Kontrollgruppe inaktiv blieben, sind für die Farbwahrnehmung zuständig. Bei Nicht-Synästhetikern ließen sich diese Hirnzentren auch nach intensiven Training mit bestimmten Klängen oder Worten nicht anregen. Die Areale V1 und V2, die auch visuelle Eindrücke, aber keine Farbwahrnehmungen verarbeiten, blieben dagegen bei allen Versuchspersonen stumm.
Die Wissenschaftler schließen daraus, dass bei Synästhetikern tatsächlich eine feste Verschaltung im Gehirn vorliegt, die Gehörtes mit Farbwahrnehmungen verbindet. Und diese ungewöhnliche Verschaltung ist vermutlich genetisch festgelegt.
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