Invasive Arten: Wer brachte die Katzen nach Australien?
Rund 30 Millionen verwilderter Hauskatzen soll es in Australien geben, die mit ihrem Jagdeifer auf einheimische Säugetier-, Vogel- und Reptilienarten für Ökologen einen ziemlichen Albtraum darstellen. Doch wer brachte die Tiere überhaupt auf den fünften Kontinent? Sicher ist, dass Katzen ein relativer Neuankömmling in Australien sind, denn im Gegensatz zur Hundeart der Dingos, die vor mindestens 3500 Jahren den Sprung von Asien auf den Südkontinent schafften, besiedeln Katzen die Region erst seit wenigen Jahrhunderten. Wie lange genau, analysierten Katrin Koch vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt anhand der mitochondrialen DNA und anderer genetischer Marker, die sie von 266 Katzen aus verschiedenen australischen Festland- und Inselregionen gewonnen hatten. Verglichen mit Katzenerbgut europäischer und asiatischer Vertreter konnten sie über Genveränderungen zurückrechnen, wann die Tiere ungefähr nach Australien kamen – und feststellen, woher sie überhaupt stammten.
Ihre Studie bestätigt eine Theorie, nach der europäische Siedler die Katzen im 18. Jahrhundert eingeführt haben: Wahrscheinlich sollten die kleinen Raubtiere Nagetiere an Bord der Kolonialistenschiffe und in der neuen Heimat dezimieren. Vor allem deren Nachfahren breiteten sich dann über das gesamte Land aus, und viele besiedelte Inseln wie Tasmanien. Auf dem Festland erfährt die verwilderte Katzenpopulation zudem beständig eine genetische Auffrischung durch Hauskatzen, weshalb sich in diesen Linien viele Belege für eingekreuzte asiatische Tiere finden. Dagegen sind die Populationen auf kleineren Inseln noch relativ ursprünglich. Sie gelten als Überbleibsel der historischen Genotypen. Manche der Festland-Katzen tragen dagegen auch Erbgut von asiatischen Katzen in sich, die erst später nach Süden gelangt sind; diese Linien dominieren jedoch nicht – manche Forscher hatten zuvor vermutet, dass Katzen bereits Mitte des 17. Jahrhunderts mit asiatischen Seegurkenfischern in Australien aufgetaucht sein könnten.
"Der Zeitpunkt der Einschleppung hilft, die Auswirkung einer invasiven Art auf die heimische Fauna zu verstehen. Wir können nun gezielt die Aussterbeereignisse ursprünglicher Tierarten in Australien mit dem Auftreten der eingeführten Katzen in Verbindung setzen", so Koch zusammen. Verwilderte Hauskatzen gelten neben Füchsen als die problematischsten invasiven Spezies in der Region. Sie gelten als hauptverantwortlich für das Aussterben von mindestens 27 Beuteltierarten; weitere 100 sind vor allem deswegen im Bestand bedroht. Zudem scheitern viele Auswilderungsprogramme am Vorhandensein beider Raubtiere. Die Regierung gibt daher jedes Jahr mehrere hundert Millionen australischer Dollar aus, um die Katzen zu bekämpfen.
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